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Google-Chef Eric Schmidt tritt zurück – Warum Gründer Larry Page übernimmt

| 4 Lesermeinungen

Der Google-CEO Eric Schmidt tritt zum 4. April als CEO des Unternehmens zurück und übernimmt die Position eines "Exekutive Chairman", um sich künftig auf besondere Geschäfte, Partnerschaften, Geschäftsbeziehungen, Regierungsbeziehungen und Technologieentwicklung zu konzentrieren. Larry Page, einer der beiden Google-Gründer, übernimmt die CEO-Position. Die Meldung verbreitete Eric Schmidt per Twitter: "Day-to-day adult supervision no longer needed!" lautete sein Tweet kurz nach Börsenschluss in New York.

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Der Google-CEO Eric Schmidt tritt zum 4. April als CEO des Unternehmens zurück und übernimmt die Position eines “Exekutive Chairman”, um sich künftig auf externe Dinge wie besondere Geschäfte, Partnerschaften und Regierungsbeziehungen zu konzentrieren. Larry Page, einer der beiden Google-Gründer, übernimmt die CEO-Position.

Die Meldung verbreitete Eric Schmidt per Twitter: “Day-to-day adult supervision no longer needed!” lautete sein Tweet kurz nach Börsenschluss in New York. Mit dem Wachstum von Google sei das Management schwieriger geworden. Zusammen mit den Gründern Larry Page und Sergey Brin habe er seit langem überlegt, wie die Managementstruktur vereinfacht werden könne. Über Weihnachten habe das Trio dann die Entscheidung getroffen, die Struktur zu ändern. Larry Page übernimmt das Tagesgeschäft, während Sergey Brin die Technologie vorantreiben soll. Schmidt wird quasi der Außenminister von Google. Allerdings ist fraglich, ob er diesen Job lange macht.  

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Eric Schmidt, Larry Page, Sergey Brin

Unter Führung des Triumvirats ist Google in diesen Jahren zum weltgrößten Internetunternehmen aufgestiegen. Beim Börsengang 2004 verabredeten die Drei, mindestens noch 20 Jahre zusammen zu arbeiten. Nun sieht es so aus, als ob Eric Schmidt dieses Ziel verfehlen wird. Der zeitgleiche Verkauf einer halben Million seiner Google-Aktien deuten auf einen baldigen Abschied hin, auch von seiner neuen Position als Verwaltungsratsvorsitzender und „Außenminister“ des Unternehmens.

Aus den Geschäftszahlen lassen sich die Gründe für den Wechsel an der Spitze nicht ablesen. Der Umsatz ist in den zehn Schmidt-Jahren von 86 Millionen auf 29 Milliarden Dollar gestiegen. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf 24000 empor geschnellt und allein im vergangenen Quartal hat Google drei Milliarden Dollar verdient.

Bild zu: Google-Chef Eric Schmidt tritt zurück - Warum Gründer Larry Page übernimmtSo weit, so gut. Dennoch ist der Wechsel keine allzu große Überraschung. Googles Position an der Spitze des Netzes ist längst nicht mehr unangefochten. Zwar verdient das Unternehmen mit dem Suchmaschinengeschäft weiterhin prächtig und sticht den Konkurrenten Microsoft locker aus. Doch nach der Internetsuche hat Google – vielleicht mit Ausnahme von Android – keinen vergleichbar spektakulären Coup mehr landen können. In den aktuell spannendsten Entwicklungen im Netz – dem mobilen Internet, den sozialen Netzwerken und in lokalen Rabattportalen – besetzt Google eher die Rollen des Nachahmers, Neueinsteigers oder sogar des Gescheiterten.

Vergleichsweise gut sieht es noch im mobilen Internet aus. Mit seinem Betriebssystem Android, dem einzigen wirklich erfolgreichen neuen Produkt der vergangenen Jahre, hat Google inzwischen zwar den Marktanteil des Innovators Apple überflügelt, verdient allerdings längst nicht soviel Geld damit wie der große Konkurrent. Unter den sozialen Netzwerken heißt das Maß aller Dinge Facebook. Googles Versuche, eigene Dienste wie Buzz aufzubauen, sind ebenso kläglich gescheitert wie der Kauf eines erfolgreichen Anbieters wie Twitter. Ähnlich schlecht sieht Googles Position im gerade explosionsartig wachsenden Geschäft der lokalen Rabattportale aus. Die geplante Übernahme des Marktführers Groupon für sechs Milliarden Dollar gelang nicht. Nun will sich Google hinten anstellen und mit einem Produkt bei null beginnen – was sicher nicht der Anspruch des Unternehmens sein kann.

Die Fehlschläge am Markt haben sich auf die Motivation der besten Mitarbeiter ausgewirkt. Viele Top-Ingenieure sind mit Google reich geworden. Sie arbeiten, weil sie Spaß daran haben, Dinge zu bewegen. Genau das war zuletzt in der größer werdenden Google-Bürokratie immer schwerer möglich. Eric Schmidt hatte viele neue Management-Ebenen eingezogen, die den Google-Tanker inflexibel gemacht haben. Vielleicht hat sich auch das Modell, viele kleine Teams parallel vor sich hin werkeln zu lassen, überlebt. Daher haben viele kluge Köpfe das Unternehmen – trotz hoher Halteprämien – in Richtung Facebook verlassen. Dafür, dass Google aber immer noch die besten Ingenieure in seinen Reihen hat, ist der Output an begeisternden Produkten einfach zu klein. Das gilt vor allem im Vergleich mit den beiden Konkurrenten, an denen Google gemessen wird: Apple und Facebook.

Nun steht der neue Vorstandschef Larry Page sicher nicht vor einem Scherbenhaufen. Wer in einem Quartal drei Milliarden Dollar Gewinn erzielt, besitzt alle Mittel, das Unternehmen wieder flott zu kriegen. Im mobilen Internet und dem Geschäft mit graphischer Online-Werbung hat Google weiterhin sehr gute Chancen; die Übernahme von Doubleclick versetzt das Unternehmen in eine gute Position. Im Megatrend Cloud-Computing, also dem Speichern aller Daten in riesigen Rechenzentren, ist Google ebenfalls vorne dabei und könnte mit seinem Computer-Betriebssystem Chrome OS dem Konkurrenten Microsoft das Leben schwer machen. Doch Google ist längst nicht mehr nur Angreifer, sondern auch Verteidiger geworden. Das Unternehmen weiß selbst am besten, wie schnell Marktpositionen im schnelllebigen Internetgeschäft wieder verloren gehen. Apple und Facebook wachsen im Moment schneller und könnten schon in wenigen Jahren Google an der Spitze überflügeln. Ausruhen kann sich Larry Page daher auf nichts mehr. Dass die Wahl auf ihn gefallen ist, wundert nicht. Der scheue Gründer gilt schon seit Jahren als der strategische Kopf und heimliche Chef in dem Triumvirat, der größere Ambitionen hat als nur der Gründer zu sein. Ob der Technokrat Page aber auch ein guter Manager ist, der den Geist von Google wieder wecken kann, ist die große Frage. Aber vielleicht brauchen die begnadeten Ingenieure bei Google einen solchen Leitwolf, um wieder zu alter Form zu finden. Was aber ist, wenn Page nicht die Zahlen liefert, die Schmidt gebracht hat? Das Risiko ist nicht klein. Bleibt für Page zu hoffen, dass ihm das Schicksal von Jerry Yang bei Yahoo erspart bleibt. An der Börse zumindest hat der Schritt keine Jubelstürme ausgelöst: Am Tag nach der Verkündung sank der Aktienkurs um mehr als 2 Prozent.

UPDATE: Ken Auletta (The New Yorker) berichtet, Schmidt hätte sich mit Page und Brin wegen des Ausstiegs aus dem chinesischen Marktes gestritten. Schmidt hätte dafür plädiert, diesen großen Markt nicht zu verlassen; Page und Brin wäre für den Ausstieg gewesen. Darunter habe das ohnehin gespannte Verhältnis gelitten. Schmidt habe daraufhin “Energie und Focus” verloren. Auletta meint, Schmidt werde höchstens ein Jahr als Chairman bei Google bleiben und dann das Unternehmen verlassen – als Milliardär.Lesenswert! Und das Blog Silicon Alley meint schlicht, Schmidt sei gefeuert worden.]

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4 Lesermeinungen

  1. Gretus sagt:

    Hallo,

    die Google-Aktie ist...
    Hallo,
    die Google-Aktie ist im Verlauf des Tages nur um 5 Dollar, knapp einem Prozent gesunken ;-)
    Grüße
    Gretus

  2. FAZ-ht sagt:

    @Gretus: Danke!...
    @Gretus: Danke!

  3. sebiprivat sagt:

    hallo!
    Ich glaube, eine starke...

    hallo!
    Ich glaube, eine starke Führungsfigur der alle Fäden in der Hand hat hilft sicherlich Google neue Projekte schneller anzugehen und umzusetzen.
    Ob es eine Reaktion auf das schnelle Wachstum von facebook ist, bezweifle ich persönlich sehr stark.
    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Larry Page in einigen Jahren analog zu Stevie Jobs der CEO von google sein wird.
    beste Grüße aus München, Sebastian

  4. Erfinder, Manager oder...
    Erfinder, Manager oder Unternehmer, das ist hier die Frage! Bin mir nicht ganz sicher, ob Larry Page die Aufgabe ein solch großes Unternehmen zu führen schaffen wird. Wie gesagt, Erfinder ist nich gleich Unternehmer….
    Viele Grüße
    Hubert Pflumm
    https://www.pflumm.de

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