Alle Gerüchte seien falsch: „Larry, Sergey und ich sind beste Freunde. Ich bin Google weiterhin sehr verbunden”, sagte der Noch-Vorstandschef von Google, Eric Schmidt, auf der Burda-Digitalkonferenz DLD in München. Seine Botschaft an die Internet-Gemeinde war klar: Der überraschende Wechsel an der Führungsspitze des Suchmaschinengiganten sei nicht das Ergebnis eines Streits gewesen und bedeute auch keinen Strategiewechsel für das Unternehmen. „Das vergangene Jahrzehnt bei Google war spannend. Aber das nächste Jahrzehnt wird noch spannender”, sagte Schmidt, der die Gerüchte zerstreuen wollte, er wolle seine neue Position als „Außenminister” des Unternehmens schon bald wieder verlassen.
Den neuen Vorstandschef Larry Page beschrieb Schmidt als „Genie, der immer einige Schritte weiterdenkt als andere”. Google-Mitarbeiter hat der Schritt ohnehin wenig überrascht, da die Ambitionen von Page, eines Tages wieder als Vorstandschef auf die Position zurückzukehren, die er in den ersten Jahren des Unternehmens schon einmal innehatte, bekannt gewesen seien. Obwohl ein Softwareingenieur sei Page immer stark am Management des Unternehmens interessiert gewesen.
„Wir stehen am Anfang einer großen Entwicklung in der Computerwelt, nicht am Ende”, sagte Schmidt. Verantwortlich dafür sei die Kombination aus Smartphones, schnellen Mobilfunknetzen und riesigen Rechenzentren, der „Cloud”. „Ihre Kinder schlafen entweder – oder sie sind online”, sagte Schmidt. Wer ein Smartphone in der Hand habe, können sich nicht mehr verlaufen, man sei nicht mehr allein und auch das Autofahren sei Teil von Googles Strategie. „Es ist erstaunlich, dass immer noch Menschen Autos fahren. Das ist gefährlich. Computer können das besser”, sagte Schmidt.
Google will 1000 Mitarbeiter in Europa einstellen, um die lokalen Märkte zu erschließen. In Deutschland, wo einige Hundert neue Stellen geschaffen werden sollen, erzielt Google geschätzte zwei Milliarden Euro Umsatz im Jahr und beherrscht damit rund 60 Prozent des Online-Werbemarktes. „Wir sind so erfolgreich, dass sich die Regierungen Sorgen machen. Wir haben einige sehr komplizierte Punkte mit den Regierungen zu klären”, sagte Schmidt. Den Untersuchungen, vor allem der EU-Kommission, sehe er allerdings in aller Ruhe entgegen. „Um Wettbewerbsklagen macht man sich immer Sorgen. Aber diese Sorgen sind nicht allzu groß”, sagte Schmidt. Die Ankündigung, 1000 hochwertige Arbeitsplätze in Europa zu schaffen, könnte schon mal für gute Stimmung bei den Politikern sorgen. Insofern gab Schmidts Auftritt in München schon einmal ein Vorgeschmack, wie er seine neue Rolle bei Google interpretieren könnte.
Google werde sich weiterhin auf die vier Geschäftsfelder Internetsuche, graphische Werbung, mobiles Internet und Online-Dienstleistungen für Unternehmen konzentrieren. Besonderen Fokus lege das Unternehmen zurzeit auf die graphische Display-Werbung, zum Beispiel auf Youtube. „Wir sind auf dem Weg, das größte Display-Geschäft der Welt aufzubauen”, sagte Schmidt.
Google wird allerdings vorgeworfen, bisher noch keine passende Antwort auf die Herausforderung durch das soziale Netzwerk Facebook gefunden zu haben. Facebook ist zwar kleiner als Google, wächst aber schneller. „Unsere Strategie ist, die Suche zu verbessern, indem wir den Social Graph der Menschen einbeziehen, wenn sie das wollen”, sagte Schmidt. Als „Social Graph” werden die Beziehungen zu Freunden bezeichnet, zum Beispiel auf Facebook. Die Interessen der Freunde sollen dann Rückschlüsse auf die eigenen Interessen geben. Der Import dieses Social Graph von Facebook in die Google-Suchmaschine sei allerdings nicht möglich, da Facebook dies nicht erlaube. „Die Menschen haben jedoch mehr als einen Social Graph”, sagte Schmidt. Das Unternehmen versucht nun, über die Kontakte im Google-E-Mail-Dienst GMail eigene Beziehungsgeflechte zwischen Menschen zu entwickeln, um die Suchergebisse zu verbessern.
Die gescheiterte Übernahme des Gutschein-Dienstes Groupon sei kein Problem für Google. „Der Erfolg von Groupon berührt Googles Geschäft nicht”, sagte Schmidt. Groupon verkauft Gutscheine lokaler Händler mit großen Rabatten und schafft es auf diese Weise, die Läden der Händler zu füllen, ohne dass diese überhaupt im Internet präsent sein müssen. Viele Beobachter sehen in dem Geschäftsmodell dennoch eine Gefahr für Google, wenn diese Händler dann nicht mehr in der Google-Suchmaschine für ihre Produkte werben müssen. Google hat nach Branchenangaben sechs Milliarden Dollar für Groupon geboten, aber das war dem Groupon-Management offenbar nicht genug. Nun strebt das Unternehmen einen Börsengang an. Beide Unternehmen wollen dazu aber keine Angaben machen.
Foto: Holger Schmidt
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Für mich steht fest, dass...
Für mich steht fest, dass Eric Schmidt das Unternehmen auf den Wachstumskurs gebracht hat, denn es aktuell verfolgt. Aus einer kleinen Suchmaschine wurde das leistungstärkste Internet Unternehmen der Welt mit 24.000 Mitarbeitern, die täglich innovatisve hervorbringen. Nun kann Larry Page die geschaffenen Strukturen nutzen um Google die nächsten Jahre zu führen!