Otto, Tengelmann und natürlich die Deutsche Post hatten sich im Kaufda bemüht. Doch am Ende legte Axel Springer das meiste Geld auf den Tisch: Geschätzte 30 Millionen Euro zahlt der Verlag für 74,9 Prozent der Anteile an dem Unternehmen, dem kaum ein Experte zu Beginn eine Chance gegeben hätte. Aldi-Prospekte einscannen und ins Netz stellen – warum soll das funktionieren? So lautete das überwiegend abschätzige Urteil der Fachwelt zum Start von Kaufda. Doch die Gründer traten so überzeugend auf, dass sie trotzdem genügend Geld für den Start bei den Investoren (T-Venture, eVenture Capital Partners, Michael Brehm, Stefan Glänzer und Stephan Schubert) einsammeln konnten. Die hatten heute ihren Zahltag und wurden belohnt.
Springer a ls Käufer macht Sinn, denn Kaufda wildert klar im Anzeigenmarkt der Zeitungen, vor allem der Anzeigenblätter, für die Kaufda inzwischen Staatsfeind Nr.1 geworden ist. Mit dem Geld und der Vertriebsmannschaft von Springer im Rücken hat Kaufda als Konkurrent an Kraft gewonnen. „Handelsanzeigen sind – nach der Autobranche – die zweitgrößte Vermarktungskategorie für Axel Springer. Wir haben schon länger nach einer innovativen Lösung gesucht, wie wir diese Kunden auch im Internet optimal bedienen können. Kaufda ist hierfür der ideale Partner, da es einen rasant steigenden Anteil ortsbasierter, lokaler Anzeigen im Internet geben wird”, sagte Springer-Vorstand Andreas Wiele (Foto) der FAZ. Der Markt ist groß: „Werden Printanzeigen, Beilagen und Einstecker zusammengerechnet, hat der Markt ein maximales Brutto-Volumen von etwa 2,8 Milliarden Euro. Das zeigt: Der Kuchen, der digitalisiert wird, ist ordentlich groß. Kaufda ist die logische Fortsetzung unserer analogen Anzeigengeschäfte ins Digitale”, sagte Wiele.
Er ist überzeugt, dass s ich Kaufda schon bald zu einer der besten Investitionen von Springer entwickeln wird. Dafür müssen auch die Anzeigenverkäufer mit ran. Sie sollen Kaufda nun die Türen in die Handelskonzerne öffnen. „Wir werden unserer Philosophie treu bleiben, das Unternehmen sich möglichst unabhängig entwickeln zu lassen, gleichzeitig aber Synergien sinnvoll zu heben. Dazu gehört, dass wir unsere Handelskontakte in der Vermarktung nutzen und gemeinsame Angebote für Print und Online entwickeln. Da fällt uns sicher sehr viel ein”, sagte Wiele. Denn noch immer ist das Internet nicht überall in den Handelskonzernen angekommen. „Oft begegnet uns noch die Auffassung, „das Internet wird schon wieder verschwinden”. Da wir nun den Ritterschlag von Springer erhalten haben, wird diese Hürde leichter zu überspringen sein”, sagte Christian Gaiser (Foto), einer der Gründer von Kaufda.
Das Unternehmen hat inzwischen mehr als 70 Mitarbeiter. „Unsere Reichweite liegt bei elf Millionen Besuchern im Monat, die vorwiegend von Partnern wie T-Online oder Meinestadt.de kommt. Von den elf Millionen haben wir zwei Millionen Besucher auf unserem eigenen Portal Kaufda.de und eine Million auf unseren mobilen Angeboten. Inzwischen haben wir mehr als 120 größere Handelskunden, die fast alle langfristig mit uns zusammenarbeiten wollen”, sagte Gaiser, der wie seine Mitgründer am weiteren Erfolg beteiligt ist.
Strategisch legt Kaufda seinen Fokus auf das mobile Internet. „Auch bei uns heißt es „Mobile First”. Inzwischen haben wir 25 Prozent des Traffics auf mobilen Geräten und erzielen knapp 30 Prozent des Umsatzes dort, obwohl das mobile Internet ja eigentlich noch in den Kinderschuhen steckt. In zwei bis drei Jahren rechnen wir damit, jeweils ein Drittel des Traffics im stationären Web, auf Smartphones und auf Tablets zu haben”, sagte Gaiser. Das Unternehmen will auch im Geschäft mit mobilen Coupons mitmischen, allerdings anders als die Konkurrenz. „Wir haben einen anderen Ansatz als Groupon. Wir fokussieren uns auf die Anbieter, die sich solch hohe Rabatte wie bei Groupon nicht leisten können. Darin liegt ein großes Potential. Konkret sieht das so aus: Wer in der Nähe eines Fastfood-Restaurants ist, bekommt in diesem Monat einen Coupon zugeschickt und kann diesen dort vorzeigen. Der Anbieter zahlt auch tatsächlich erst dann, wenn der Kontakt zustande gekommen ist”, sagte Gaiser. Eine soziale Komponente, wie sie zum Beispiel Foursquare oder auch Facebook und Google verfolgen, kommt für Kaufda nicht in Frage. „Unser Fokus liegt auf der Suche und dabei bleiben wir. Wir wollen uns nicht verzetteln. Das gilt auch für die Expansion: Wir bleiben in Deutschland”, sagte Gaiser.
Fotos: Axel Springer, Kaufda
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Wer hätte gedacht, dass...
Wer hätte gedacht, dass dieses Geschäftsmodell erfolgreich sein kann? Bei den vielen Aufklebern auf den Briefkästen mit “Bitte keine Werbung einwerfen” tummeln sich jetzt die Schnäppchenjäger auf der Seite von KaufDa und suchen selbst nach der Reklame. Für Springer sicher eine gute Investition, da Synergien gehoben werden können. Damit ist der Kaufpreis auch nicht zu hoch!