Gutjahr 2: Diesmal hat der Russe Alex Shumilow das erste (und das zweite) iPad ergattert.
Apple kommt mit der zweiten Version seines Tabletcomputers iPad auf den Markt, bevor die meisten Konkurrenten ihr erstes Gerät in die Läden gebracht haben. Wieder stehen die Käufer Schlange: Mindestens 500 000 iPad 2 gingen am ersten Verkaufswochenende über die Ladentheken; einige Beobachter sprechen sogar von bis zu einer Million Geräten. Zum Vergleich: Beim iPad 1 wurden am ersten Wochenende „nur” 300 000 Geräte verkauft. Eine erste Umfrage unter den Schlange stehenden Käufern in New York ergab, dass 70 Prozent der Interessenten Neukunden waren, also zuvor kein iPad 1 erworben haben. „Das zeigt, dass Apple die Basis der iPad-Käufer verbreitert. Das ist notwendig, damit Apple seine führende Position in dem Tablet-Markt beibehalten und wegen der hohen Loyalität seiner Kunden sogar ausweiten kann”, sagte Gene Munster, Analyst bei Piper Jaffray.
Die Marktforscher sind sich einig: Apple wird wohl auch in diesem Jahr klarer Marktführer im schnell wachsenden Tabletgeschäft bleiben. Trotz vieler Konkurrenzgeräte werden 70 bis 80 Prozent aller verkauften Tabletcomputer in diesem Jahr von Apple stammen, erwartet das Marktforschungsunternehmen IDC. Auch Forrester-Analystin Sarah Rotman war sich schon kurz nach der Präsentation des iPad 2 sicher: Apple wird in diesem Jahr einen Marktanteil von 80 Prozent verteidigen können.
Dabei ist selbst die amerikanische Tech-Szene diesmal nicht wirklich vom neuesten Apple-Produkt begeistert. „Die Kameras sind wirklich verdammt schlecht. Und die eingebauten Sensoren gehören nicht zur Spitzengruppe”, kritisiert zum Beispiel Josh Topolsky von Technik-Blog Engadget. Die Apple-Techniker haben sich im Wesentlichen darauf beschränkt, das iPad 2 etwas leichter und schneller zu machen. Einen signifikanten Fortschritt hat Apple allerdings in der Geschwindigkeit des Bildaufbaus erreicht. Nach Messungen des Technikinstituts Anandtech ist das iPad 2 in dieser Disziplin dreimal schneller als das iPad 1 und etwa doppelt so schnell wie das Konkurrenzprodukt Motorola Xoom.
“Aber: Der Tabletkrieg ist nicht vorbei”, sagt Rotman. Anbieter wie Amazon, Sony oder Microsoft könnten mit neuen Konzepten den Markt noch einmal aufmischen. Die Konkurrenten, die jetzt meist auf Googles Betriebssystem Android setzen, könnten wie zuvor im Smartphone-Markt auch bei den Tablets zwei Jahre Anlauf benötigen, um Apple das Wasser reichen zu können. Dazu müssen die Konkurrenten allerdings ihre Preisstrategien überdenken, was Samsung schon angedeutet hat.
Ähnlich wie im Smartphone-Markt, in dem Apple inzwischen bei einem Marktanteil von etwa 17 Prozent stagniert und von Android überholt wurde, kann es drei bis vier Jahre dauern, bis die Android-Geräte aufholen. Bis 2014, schätzt RBC Capital Markets, könnte der Android-Anteil dann auf 40 Prozent steigen. „Eine breitere Unterstützung von Herstellern und Netzbetreibern sowie günstigere Geräte aus Asien werden den Anteil für Android hochtreiben”, sagte Mike Abramsky von RBC Capital.
Der Markt wächst aber so schnell, dass alle Anbieter auf den großen Erfolg hoffen. Wurden im vergangenen Jahr etwa 18 Millionen Tabletcomputer ausgeliefert, werden es nach IDC-Angaben in diesem Jahr schon 50 Millionen Geräte sein. Der Umsatz könnte bis 2014 sogar auf 70 Milliarden Dollar in aller Welt steigen, sechsmal mehr als 2010, erwartet RBC.
Interessant wird auch, in welche Richtung sich der Einsatz der Geräte entwickeln wird. Zurzeit werden die meisten iPads für den privaten Medienkonsum genutzt. Allerdings sind die Einsatzfelder breiter gefächert, zum Beispiel in professionellen Umfeldern wie Arztpraxen, wo Patienten ihre Daten auf diesen Computern eingeben können. Inzwischen werden auch die ersten Geräte mit Stiften ausgeliefert, um die Dateneingabe zu erleichtern. Dann könnten Tabletcomputer als mobile Erfassungsgeräte in Außendiensten fast aller Art verbreitet werden. Eine aktuelle Studie von Canalys zeigt, dass der Zuwachs des iPad-Einsatzes in Unternehmen besonders hoch ist, wenn auch von niedrigem Niveau.
Foto: AFP
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