„Twitter ist für Nachrichten, für Inhalte, für Informationen” sagte Kevin Thau, einer der Vizepräsidenten des Kurznachrichtendienstes, schon im vergangenen September. Tatsächlich speisen sehr viele Medien, Blogger, Unternehmen und Wissenschaftler ihre Inhalte auf Twitter ein, die dann von den Nutzern in alle Ecken des Netzes weitergeleitet werden. Das Ziel des Einspeisens: Möglichst viele Nutzer auf die eigenen Inhalte aufmerksam zu machen und möglichst viele zum Klick auf den Link zu animieren. Und das funktioniert offenbar: 34 Prozent der Links, die in deutschsprachigen Tweets enthalten sind, verweisen auf klassische Medien. Davon sind 7,2 Prozent allerdings nicht auf die eigene Internetseite, sondern auf die Präsenz in sozialen Medien wie Facebook oder Youtube gerichtet. Weitere 37 Prozent der Links führen zu Unternehmen oder Organisationen und weitere 28 Prozent auf nutzergenerierte Inhalte. Das hat eine empirische Studie von Axel Maireder am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien ergeben.
Die Links, die auf klassische Medien hinweisen, enthalten in der Hälfte der Fälle Nachrichten. Die andere Hälfte entfällt auf Werbung, interne Kommunikation und Unterhaltung, hat Maireder mit einer Analyse von 3300 deutschsprachigen Tweets herausgefunden. In 58 Prozent der Tweets, die auf Medieninhalte verweisen, werden der Titel oder Titelteile des Inhaltes übernommen. In 55 Prozent der Inhalte ist ein individueller Kommentar des Absenders enthalten, der die Nachricht einordnet oder bewertet. Und in 28 Prozent verweist der Produzent des Inhaltes auf Twitter auf seinen eigenen Inhalt.
Das entspricht dem Verhalten vieler klassischer Medien, die auf Twitter meist Links zu gerade publizierten Artikeln verbreiten, sich aber ansonsten nicht am Geschehen auf Twitter beteiligen, hat die Untersuchung ergeben. „Twitter-Nutzer verweisen in einem hohen Maße auf Inhalte, die aus klassischen redaktionellen Medien stammen. Es scheint, als würde die Gatekeeper-Funktion der klassischen Medienunternehmen insbesondere bei harten Nachrichten (…) auch in der Twitter-Sphäre von hoher Bedeutung sein”, lautet eine Schlussfolgerung von Maireder. Für andere Formen der Information und insbesondere Unterhaltung gilt dies weniger. Bei spezifischen Nachrichten für Fach-, Interessens- und Hobbyöffentlichkeiten wird in hohem Maße auf nutzergenerierte Inhalte als auch auf Unternehmen und Organisationen verwiesen. Besonders deutlich ist die Rolle von User Generated Content bei unterhaltenden Medieninhalten. „Da diese Inhalte von den klassischen Gatekeepern nur bedingt verteilt werden, spielt Twitter eine besondere Rolle in der Diffusion”, lautet ein Fazit. Auffällig sei die Tendenz der Nutzer, die Links mit individuellen Kommentaren zu versehen. Twitter sei daher mehr als ein Diffusionskanal. Es sei vielmehr ein „individueller strukturierter Diskursraum für Themen öffentlicher und teilöffentlicher Relevanz”, schreibt Maireder.
Seine Untersuchung bestätigt die These, dass Twitter eher ein Informationsnetzwerk denn ein soziales Netzwerk ist. Nur 21 Prozent der Twitterer folgen sich gegenseitig, sind also an einem direkten Austausch interessiert. 79 Prozent der Beziehungen sind dagegen einseitig. Das bedeutet, der Follower ist vorwiegend am Inhalt interessiert, der Sender aber nicht am Austausch.
Links:
- -> Trafficlieferanten der Medien: Facebook gewinnt, Google verliert
- -> Twitter ist ein Nachrichtenmedium – kein soziales Netzwerk
- -> Retweets statt Follower – wie Relevanz auf Twitter gemessen wird
- -> Der menschliche Algorithmus
- -> Die Medien lieben Twitter
- -> Fluss statt See – wie die Nachrichten durchs Internet strömen
- – >Facebook und Twitter leiten Leser auf Nachrichtenseiten
- – >Twitterer sind Nachrichtenjunkies
- -> Journalisten auf Twitter
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Twitter empfand ich noch nie...
Twitter empfand ich noch nie als soziales netzwerk da man ja nur gegenseitig infos austausch und nicht wirklich der rest dabei ist wie bei der konkurrenz
Auch dieses Phänomen könnte...
Auch dieses Phänomen könnte man mit dem Matthäus-Effekt erklären. Ich hab dazu auf meinem Blog einen Erklärungsansatz beschrieben.
Vgl. https://www.alexanderstocker.at/2011/04/matthaus-liebt-twitter-links-auf.html
Viele Grüße aus Graz,
Alexander Stocker
Danke. Sehr interessante...
Danke. Sehr interessante Studie, hätte schon gedacht das Twitter nur noch eine Werbespam Plattform ist.
Müsste die Überschrift nicht...
Müsste die Überschrift nicht heissen “Nur noch 1/3 aller Twitter-Links in Deutschland weist auf klassische Medien”?
Ich denke das zeigt doch gerade den Bedeutungsverlust!
Als soziales Netzwerk empfinde...
Als soziales Netzwerk empfinde ich Twitter ebenfalls nicht. Meiner Meinung nach ist Twitter nichts weiter als ein “Ping-Dienst” und zwar der momentan beste. Und dies ist auch die einzige echte Daseinsberechtigung für Twitter.
Danke für den Beitrag. Der...
Danke für den Beitrag. Der Vollständigkeit halber möchte ich festhalten, dass in unserer Stichprobe ausschließlich Tweets enthalten waren, die wir “als Individuen auftretenden NutzerInnen” zugerechnet haben, d.h. das Tweets von Unternemen, Organisationen, u.v.m. nicht enhalten waren, die aber inzwischen für einen Grossteil des Tweetaufkommens sorgen.
<p>Twitter war für mich immer...
Twitter war für mich immer sinnlos, bis ich über einen User von einem Konzert erfahren habe, das nicht einmal auf der Veranstalterseite aufgeführt war.
Twitter ist für mich eine Informationsplattforn, die ich häufiger nutze als Facebook. Durch etwaige Retweets kommt Twitter mE auch eine ganz kleine social-networking-Funktion zu.
<p>Ich weiß nicht was die...
Ich weiß nicht was die leute an Twitter so toll finden. Das ist wie in FB wo die Leute schreiben das sie gerade Kaffee trinken
<p>Twitter ist definitiv eine...
Twitter ist definitiv eine “Informationsplattform” meiner Meinung nach!!!
<p>Twitter ist definitiv eine...
Twitter ist definitiv eine “Informationsplattform” meiner Meinung nach!!!