Netzwirtschaft

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Was Microsoft mit Skype anfangen und warum Facebook der heimliche Profiteur sein könnte

| 2 Lesermeinungen

Microsoft kauft den Video-Telefoniedienst Skype für 8,5 Milliarden Dollar. Microsoft kann Skype gut gebrauchen, sowohl für seine Unternehmensprodukte wie für das mobile Internet. Microsoft kann sich den Preis leisten, doch für das Unternehmen, das noch Verlust macht, sind 8,5 Milliarden Dollar sehr viel Geld.

Lange wurden Google und Facebook als Käufer gehandelt, doch dann tritt noch spät Microsoft auf den Plan, bietet 8,5 Milliarden Dollar und erhält damit offenbar den Zuschlag für den Internet-Telefoniedienst Skype. Ein stolzer Preis, der sicher nur dann gerechtfertigt erscheint, wenn man sich Microsofts desaströse Bilanz im Internet anschaut: Seit 2006 macht das Unternehmen im Internet Verluste zwischen 100 und 700 Millionen Dollar – Quartal für Quartal.

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Zwar kann Microsoft diese Verluste mit seinem klassischen Geschäft locker auffangen, doch auf Dauer ist diese Situation auch für den weltgrößten Softwarehersteller nicht tragbar. Skype kann Microsoft nun in zwei wesentlichen und einem interessanten Punkt helfen:

  • – Videotelefonie kann als attraktiver Collobaration-Service für Unternehmen die Microsoft-Produkte aufwerten. Viele Unternehmen verzichten heute noch auf Skype. Sauber integriert in Microsoft-Produkte könnte der Deal die Brücke für Skype in die Unternehmen sein und damit Microsoft im Abwehrkampf helfen.
  • – Videotelefonie ist einer der Wachstumstreiber im mobilen Internet. Apple hat Facetime und Google hat in der neuesten Android-Version (2.3.4) gerade Google Talk mit Videotelefonie ausgerüstet. Microsoft hat mit seinem Betriebssystem Windows Phone 7 auch in diesem Punkt Nachholbedarf. Skype könnte diese Lücke schließen. „Videotelefonie wird ein großes Feld – vor allem in den LTE-Mobilfunknetzen der nächsten Generation. Daher investieren wir kräftig in dieses neue Geschäftsfeld”, sagte der Skype-CEO Tony Bates im FAZ-Interview im Frühjahr.
  • – GigaOm hat einen weiteren interessanten Aspekt beschrieben: Skype in Verbindung mit Microsofts Spielekonsole Xbox und deren Bewegungssteuerung Kinect.

     

Ob das alles einen Kaufpreis von 8,5 Milliarden Dollar rechtfertigt? Eher nicht, da Skype zwar 860 Millionen Dollar Umsatz im vergangenen Jahr erzielt hat, dabei aber noch 7 Millionen Dollar Verlust in Kauf nehmen musste und nicht wirklich über feste Nutzerbeziehungen verfügt. Für Microsoft spielte wohl auch eine Rolle, dass Google nicht zum Zuge kommt. Facebook hätte Skype auch gut gebrauchen können, denn eine (Video-)Telefoniefunktion für 600 Millionen Nutzer wäre ein logischer nächster Schritt für Facebook. Allerdings wäre es dem Unternehmen schwer gefallen, den Kaufpreis von 8,5 Milliarden Dollar aufzubringen und noch viel schwerer, ihn zu rechtfertigen. Da Microsoft aber an Facebook beteiligt ist, könnte das soziale Netzwerk trotzdem an die Skype-Technik herankommen. Deren Peer-to-Peer-Technik würde Facebook Videotelefonie erlauben, ohne dafür viel Geld in die notwendige Server-Infrastruktur investieren zu müssen. Nach Angaben von GigaOm arbeiten Facebook und Skype schon an einer solchen Kooperation, die schon bald verkündet werden soll. Facebook wäre dann der große Gewinner des Deals: Google hat Skype nicht bekommen und Facebook hat keinen Cent dafür zahlen müssen. Die Altinvestoren in Skype wie Ebay sowie die Gründer Niklas Zennstrom und Janus Friis gehören bei 8,5 Milliarden Dollar Kaufpreis natürlich auch zu den Gewinnern.  

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2 Lesermeinungen

  1. 123 sagt:

    haben sie einfach diesen...
    haben sie einfach diesen artikel übersetzt?
    https://gigaom.com/2011/05/09/why-microsoft-is-buying-skype-for-8-billion/
    und linken dann noch selber drauf?

  2. Raoul sagt:

    Aus strategischer Sicht ein...
    Aus strategischer Sicht ein richtiger Schritt von Microsoft. Ob dieses Geld je wieder eingespielt wird ist fraglich und so mutet sich der Kauf für mich wie eine Worst-Case Vermeidungsstrategie an, damit Microsoft in einigen zukunfstträchtigen Marktsegmenten die Felle nicht endgültig davon schwimmen. Ob der Preis von 8,5 Mrd. Dollar , und damit einer knapp 100-fachen Bewertung, angemessen ist? Es erinnert mich stark an den Peak der Dot.com Zeit. Das Ende ist bekannt.

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