„Es ist offensichtlich, dass das Internet unser Leben ändert – die Art wie wir arbeiten, einkaufen, nach Informationen suchen, kommunizieren und Leute treffen. Zwei Milliarden Menschen sind nun mit dem Internet verbunden und jedes Jahr kommen 200 Millionen Menschen hinzu. Aber das Ausmaß des ökonomischen Effektes der internet-bezogenen Handlungen ist nicht offensichtlich. Es gibt nur wenige Analysen des globalen Effektes des Internet auf Wachstum, Jobs und Wohlstand”. Dieser Forschungslücke hat sich McKinsey angenommen und für den G8-Gipfel die makroökonomischen Effekte des Internet in 13 hochentwickelten Ländern untersucht. Das Ergebnis fällt aus deutscher Sicht eher schlecht aus: Der Internet-Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt liegt mit 3,2 Prozent leicht unter dem Durchschnitt und in der Rangliste der Leistungsfähigkeit landet Deutschland im unteren Teil.
Die leistungsfähigste Internet-Industrie haben nach dieser Untersuchung die Vereinigten Staaten. Auf die amerikanischen Unternehmen entfallen 35 Prozent der globalen Internet-Umsätze, bestehend aus Hardware, Software, Dienstleistungen und Telekommunikationsdiensten. Japan als zweitplaziertes Land erreicht einen Anteil von 20 Prozent. Werden auch Aspekte wie das Wachstum und die Zukunftsfähigkeit mit eingerechnet, bleiben die Amerikaner zwar an der Spitze, aber der Vorsprung auf die zweitplazierten Schweden schrumpft kräftig zusammen. Neben der schwedischen zeige die britische Internet-Industrie die beste Leistung, meinen die McKinsey-Volkswirte. Europäische Länder profitieren stark von der Leistung ihrer großen Telekommunikationsunternehmen. Indien und China haben die schnellstwachsenden Unternehmen und holen in der globalen Internet-Rangliste schnell auf. Japan und Schweden gehören zu den innovativsten Ländern mit den meisten Patentanmeldungen. Die deutsche Internet-Industrie landet in dieser Rangliste (Internet Leadership Supply Index) nur auf dem neunten Rang – noch hinter China, Südkorea und Frankreich. Deutsche Internet-Unternehmen von Weltrang gibt es ebensowenig wie nationale Champions in zentralen Marktsegmenten: Die relavanten Suchmaschinen (Google, Bing), die großen E-Commerce-Unternehmen (Amazon, Ebay) und die beherrschenden Online-Werber (Google, Yahoo) in Deutschland sind durchweg in amerikanischer Hand. (-> Deutsche Unternehmen fallen im Internet zurück)
Im Durchschnitt aller betrachteten Länder steuert das Internet 3,4 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. „Wäre das Internet ein Sektor, wäre sein Gewicht größer als das der Landwirtschaft oder der Energiebranche”, lautet ein Ergebnis. Allerdings fallen drei Viertel der ökonomischen Effekte nicht direkt in der Internetbranche an, sondern in den traditionellen Branchen, meist in Form von Produktivitätszuwächsen. Der Anteil am BIP schwankt jedoch erheblich zwischen den Ländern: In Großbritannien und Schweden steuert das Internet schon mehr als 5 Prozent zur inländischen Wertschöpfung bei, während es in den Vereinigten Staaten 3,8 Pozent und in Deutschland 3,2 Prozent sind, haben die McKinsey-Volkswirte errechnet. Am Ende der Skala liegt Russland mit einem Beitrag von 0,8 Prozent.
Wichtiger ist der Beitrag des Netzes zum Wachstum der Volkswirtschaften. In den Jahren 2004 bis 2009 hat das Internet in hochentwickelten Volkswirtschaften wie Deutschland, Großbritannien oder Frankreich durchschnittlich 21 Prozent des BIP-Wachstums ausgemacht, haben die Berechnungen ergeben. Dagegen liegt dieser Wert in Schwellenländern wie Indien, China oder Brasilien nur bei 3 Prozent. Spitzenreiter ist Schweden mit einem Wachstumsanteil von 33 Prozent. Kleine und mittlere Unternehmen mit einem intensiven Web-Einsatz sind im Durchschnitt doppelt so schnell gewachsen wie die Unternehmen, die weitgehend auf das Web verzichteten. Diese web-affinen Unternehmen haben auch doppelt so viele Arbeitsplätze geschaffen wie die Abstinenzler, hat die Untersuchung ergeben. Für jeden zerstörten Arbeitsplatz hat das Netz 2,6 neue Stellen geschaffen. Den größten Einfluss hat das Internet in der produzierenden Industrie entwickelt.
Werden der Internet-Beitrag zum BIP und der Internet Ecosystem Supply Index in einer Grafik vereint, zeigt sich, welche Länder für die Web-Zukunft besonders gut gerüstet sind: Schweden, Großbritannien und die Vereinigten haben sich die besten Positionen erarbeitet, während sich Deutschland in einer hinteren Gruppe mit Frankreich und Kanada wiederfindet.
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