Netzwirtschaft

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Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie sie sich auf Menschen und Märkte auswirkt, beleuchtet das Netzwirtschaft-Blog auf FAZ.NET.

Google+ ist erst der Anfang

| 18 Lesermeinungen

Larry Page, der neue Vorstandschef von Google, hat die Weichen richtig gestellt. Google+ ist als soziales Netzwerk ein Erfolg. Als nächstes großes Thema wird Google Spiele anbieten. Sein Masterplan dahinter: das perfekte Werbesystem.

Google+ wird der erste große Erfolg des neuen Google-Vorstandschefs Larry Page. 20 Millionen Nutzer – davon rund 700 000 in Deutschland – hat das neue Google-Netzwerk in nur wenigen Wochen gewonnen und ist damit weit schneller populär geworden als Facebook oder Twitter. „Eric Schmidt hat Google+ gestartet, aber erst Larry Page hat dem Projekt wirklich Priorität gegeben”, schob Vic Gundotra, als Vizepräsident für das Thema „Social” zuständig, die Lorbeeren dafür brav seinem neuen Chef zu. (Siehe Video)

Mehr als ein Jahr hat Google an dem Projekt gearbeitet und vor allem zwei Dinge richtig gut gemacht: erstens die kinderleichte Einteilung der Freunde, Bekannten oder Geschäftspartner in „Circles”, die Nutzern eine einfache Kontrolle erlaubt, dass nur die Freunde die Urlaubsbilder sehen und der Chef eben nicht. Der zweite Vorteil besteht in der komfortablen Möglichkeit zur Videotelefonie mit einem oder gleich mehreren Kontakten, was Google „Hangout” nennt. „Hangouts gehören zu den populärsten Funktionen”, sagte Google-Manager Bradley Horowitz. Insgesamt sei Google hocherfreut über die Wiederkehrquote der Nutzer, was aber auch an der bislang sehr technik-affinen Nutzerschaft liegen kann, die umgehend Abgesänge auf Facebook, Twitter, Linkedin und Xing angestimmt hat. Noch zeigen die Proportionen ein anderes Ergebnis: Facebook hat 90-mal mehr Verkehr auf seiner Seite und Twitter 23-mal mehr.


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Dennoch: Google hat den sozialen Netzwerken den Fehdehandschuh hingeworfen und spielt nun seinen größten Vorteil aus: eine vielfach größere Zahl an Software-Ingenieuren an Bord zu haben, die nach dem erfolgreichen Einstieg in den Markt das Innovationstempo hochhalten werden. „Wir haben viele neue Funktionen in der Pipeline”, sagte Horowitz. Dazu gehören auch die Geschäftsprofile, die Google bisher gelöscht hat und sich damit den ersten ernsthaften Ärger der Nutzer eingehandelt hat.

Keine Aussagen hat Google bisher zum Geschäftsmodell gemacht. Noch ist Google+ werbefrei, doch im Hintergrund wird das Unternehmen fleißig Daten sammeln, welche Menschen miteinander in Kontakt stehen und für welche Themen sie sich interessieren. Diese „Signale” aus dem sozialen Internet haben Google bisher gefehlt, um die Werbung noch besser an den persönlichen Interessen auszurichten. „Man bekommt ein Appartement im Google+ Land. Der Preis dafür: der richtige Name, E-Mails und eine Liste der Freunde in Kategorien”, sagt Mick Jones, der Vorstandschef des gerade von Facebook überrollten Netzwerks Myspace. Bisher hat Google schon analysiert, nach welchen Begriffen die Nutzer hinter den Bildschirmen suchen, was in ihren E-Mails steht und wo sie sich mit ihrem Android-Handy aufhalten, sofern die Ortungsfunktion eingeschaltet ist.

Bild zu: Google+ ist erst der Anfang

Künftig weiß Google den richtigen Namen der Nutzer, kennt ihre Freunde, welche Inhalte sie im Netz verbreiten und die Art der Kommentare. Diese Informationen hat bisher weitgehend Facebook gesammelt und für sein eigenes Werbesystem verwendet, was Google mächtig geärgert hat. Google+ liefert die perfekte Ergänzung der Datenbanken, um das Werbesystem für die Suchmaschine, die grafische Werbung und die Anzeigen auf den Android-Handys zu verbessern. „Die zeigen Werbung nur, wenn sie relevant ist”, sagte Gundotra. Was für die Nutzer relevant ist, weiß Google nun noch ein Stückchen besser.

Kaum ist Google+ gestartet, peilt Page offenbar schon das nächste große Projekt an: Spiele. Auf Facebook haben Spiele wie Farmville oder Cityville in kürzester Zeit bis zu 100 Millionen Menschen begeistert und ihrem Entwickler Zynga eine Bewertung von rund 20 Milliarden Dollar zum Börsengang eingebracht. Das Geschäft will Google nicht an sich vorbeiziehen lassen. Nach Branchengerüchten will das Unternehmen schon bald Spiele in Google+ integrieren.

Um die Spieleentwickler anzulocken, könnte Google einen kleineren Anteil an den Einnahmen der Entwickler für sich reklamieren und damit sowohl Facebook als auch Apple die guten Entwickler streitig machen. Nach einem Bericht des Technik-Blogs „AllThingsD” könnte Google die Spiele in seinen eigenen Rechenzentren speichern und damit die Spielqualität wegen der geringen Ladezeiten erhöhen. Dass Google großes Interesse am Spielemarkt hat, ist nicht mehr zu leugnen. Auf der Liste der Unternehmen, die an Zynga beteiligt sind, steht ein Namen ganz oben: Google.

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18 Lesermeinungen

  1. Clarence sagt:

    Installieren Sie Adblock+ und...
    Installieren Sie Adblock+ und alle Anzeigen und Banner sind Vergangenheit.

  2. Torsten sagt:

    <p>"das neue Google-Netzwerk...
    “das neue Google-Netzwerk … ist damit weit schneller populär geworden als Facebook oder Twitter.”
    Was ist das für ein Vergleich? Facebook und Twitter waren an ihren Anfängen nobodies. Sie mußten Buchsäblich bei null anfangen.
    Das kann man von Google+ nicht sagen. Als neustes Produkt des INet Giganten hat es G+ leichter weil Google als Suchmaschiene bereits 1Mrd Nutzer pro Monat und 200 Mio registrierte Nutzer im Zuge anderer Anwendungen wie GMail und Google Docs hat.
    Das es mit dieser Marktstellung viel schneller Nutzer findet als Firmen die aus dem Nichts etwas aufbauen sollte nicht unbedingt so sehr überraschend sein.
    Wer einen Artikel so anfängt braucht sich nicht wundern wen die Leser nicht mehr bis zum Ende lesen.

  3. Karl Meier sagt:

    Ich kann mit dem ganzen Social...
    Ich kann mit dem ganzen Social Network-Krempel nichts anfangen. Nicht, dass ich die ein oder andere Funktion nicht für äußerst sinnvoll hielte, aber mich stört massiv das Geschäftsmodell dahinter.
    Facebook ist doch nichts weiter als ein äußerst windiger Adresshändler im Quadrat mit angeschlossenem sozialen Netzwerk zwecks Datensammlung. Das ist alles mögliche, aber ganz sicher nicht vertrauenswürdig. Bei den beruflichen Netzwerken sieht das (noch) etwas anders aus, aber sicher sein kann man sich da auch nicht.
    Was mir gefallen würde, wäre ein Netzwerk, das gerne ein paar Euro im Jahr kosten darf, bei dem ich dann aber garantiert sicher sein kann, dass die zwangsläufig anfallenden Daten für nichts anderes als eben die von mir gewünschten Netzwerkfunktionen verwendet werden. Und alles darüber hinaus, von irgendwelchen Auwertungen der Nutzung bis zur Weitergabe der Daten schlicht und ergreifend unterbleibt.
    Da würde ich dann sehr gerne Mitglied. Der potentielle Preis dafür erschiene mir deutlich geringer als der, den man jetzt zu zahlen hat, wenn man, wie bei Facebook, Informationen über sein gesamtes privates Umfeld an Gott und die Welt zur beliebigen Weiternutzung verschachert.
    Schade, dass die allgemeine Geiz ist geil-Mentalität und/oder naivste Gedankenlosigkeit, die offenbar weltweit verbreitet ist, dafür sorgt, dass so etwas nie funktionieren wird. Denn warum zahlen, wo Facebook doch alles “umsonst” anbietet. Ein Trauerspiel.

  4. Nicole Haase sagt:

    Exakt die Perfektionierung der...
    Exakt die Perfektionierung der Google-Maschinerie ist das, was an Google+ so enorm stört. Etliche Nutzer haben sich einen ernsthaften Facebook-Konkurrenten gewünscht und das haben wir jetzt davon?
    Aus meiner Sicht ist Google+ absolut gelungen und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es kein Erfolg wird. Diesen Erfolg sehe ich jedoch mit sehr gemischten Gefühlen.

  5. Angry Birds sagt:

    Time will tell whether Google+...
    Time will tell whether Google+ is a smart move or not.Meanwhile you can play the latest Angry Birds game and see if it will be popular on google games.

  6. Marcel sagt:

    Ich finde Google+...
    Ich finde Google+ super.
    Bitte beachtet die Geschäftsmodelle von Google und Facebook.
    Facebook handelt mit Daten (Adressen etc.) Google hingegen platziert personalisierte Werbung anhand der Daten die Google über Personen besitzt. Jeder soll selber wählen mit was er besser leben kann.

  7. Ich schließe mich Torsten an...
    Ich schließe mich Torsten an was die Vergleiche angeht: Geschwindigkeit im Wachstum ist für den Social media Nachzügler natürlich kein Problem- jeder technologieinteressierte ist dabei und kommt auch wieder um es aus zu probieren. Entscheidend wird sein wie sich das Bild in 6 Monaten zeigt. Grundsätzlich brauchen beide Giganten ein Geschäftsmodell und es ist absolut legitim das damit Geld verdient wird. In Deutschland kommt das rüde Umgehen mit dem Themas Datenschutz bei Facebook natürlich eher schlecht an, Google hat sich da aber auch nicht mit Ruhm bekleckert. Ich denke Funktionen und deren Nutzen werden entscheiden und damit wird die Netz Community wandern oder eben nicht.

  8. Ben sagt:

    Man zieht mit der Masse auf...
    Man zieht mit der Masse auf die jeweilige Plattform um. Im Moment sind alle bei FB. Aber wie sieht es in 6 Monaten aus???
    Ich habe bei beiden einen Account und alle Freunde mit nach G+ genommen. FB verhindert ja den Datenexport, aber man kann es sehr leicht umgehen, wenn man dann will. Wie Marcel schon meinte, haben beide Unternehmen unterschiedliche Ansichten mit der Handhabe der gesammelten Daten.
    Ich bekomme lieber zugeschnittene Werbung im Netz von G, anstatt zu wissen, das meine Privatsphäre von anderen marketingfixierten Unternehmen gekauft und ausgenutzt wird.
    Ganz ehrlich, ich nutze G mit seinen Services mit gemischten Gefühlen schon seit gut 10 Jahren und bin sehr sehr zufrieden. Vertrauen kannst du eh keinem!
    Aber Google gibt mir wenigstens die Chance alle Daten aus der Cloud zu exportieren um ein Backup anzulegen.
    Hoffen wir alle das Beste :)

  9. Wer keine personalisierte...
    Wer keine personalisierte Werbung wünscht, kann diese Funktion bei G+ meines Wissens abstellen.

  10. Rene sagt:

    Google+ ist für erwachsene....
    Google+ ist für erwachsene. Mein umfeld scheint komplett zu g umgezogen zu sein. Oslo als bsp passierte bei mir bei g mittlerweile. Bei fb gab es nur noch neue freundschaften und bilder upload nachrichten. G sollte keine spiele integrieren. Auch nicht wenn man damit die massen mobilisieren, kann, irgendwann nervt es. Glueckskekse will ich auf g nicht sehen

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