Netzwirtschaft

Linkedin will den deutschen Markt erobern

Das weltgrößte Online-Geschäftsnetzwerk Linkedin greift den deutschen Platzhirschen Xing nun in seinem Heimatmarkt an. Unter der Leitung von Kai Deininger geht am Freitag ein sechsköpfiges Team an den Start, das schnell weiter aufgestockt und Linkedin möglichst schnell zur Nummer eins unter den Geschäftsnetzwerken auch in Deutschland machen soll. „Wir stehen in Deutschland noch ganz am Anfang, denken aber, dass Deutschland einer unserer wichtigsten Märkte auf der Welt werden wird”, sagte der Europa-Chef Ariel Eckstein (Foto) der FAZ. 

L inkedin will in Deutschland unter Führung von Deininger (Foto) organisch wachsen; eine Übernahme von Xing sei nicht vorgesehen. „Unser Plan besteht aus organischem Wachstum und es gibt keinen Grund, davon abzuweichen. Akquisitionen stehen aktuell nicht auf dem Plan. Die Akquisitionen, die wir gemacht haben, betrafen immer Technologie und Talente. Wir haben nie Profile gekauft. Deren Integration ist ja auch nicht so einfach, wie andere Netzwerke feststellen mussten”, sagte Eckstein als Seitenhieb auf die Übernahmen von Xing in Spanien und der Türkei. Inzwischen konzentriert sich Xing auf den deutschsprachigen Raum, weil in allen wesentlichen Auslandsmärkten Linkedin schon Marktführer ist. Eine Übernahme erscheint wenig plausibel, da viele Nutzer bei Xing und Linkedin parallel angemeldet sind. Bei einer Marktkapitalisierung von 250 Millionen Euro wäre Xing zudem kein Schnäppchen.

Linkedin ist allerdings klare Nummer zwei in Deutschland und bisherige Versuche, schnell zu Xing aufzuschließen, sind allesamt fehlgeschlagen. Schon vor Jahren hatte Linkedin das Ziel von einer Million Nutzer in Deutschland vorgegeben, aber deutlich verfehlt. Mit dem Rückenwind aus dem Börsengang sieht sich das Unternehmen jetzt auf einem guten Weg. „Wir haben mehr als 2 Millionen registrierte Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In den vergangenen sechs Quartalen ist unser Wachstum jedes Mal schneller geworden. Und im vergangenen Quartal sind mehr als 200.000 Profile dazu gekommen”, sagte Eckstein. Zum Vergleich: Konkurrent Xing hatte Ende Juni 4,9 Millionen Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Beide Unternehmen nennen allerdings nur die Zahl der registrierten und nicht der tatsächlich aktiven Mitglieder. Google Trends weist für Linkedin rund 100.000 aktive Nutzer am Tag aus, während die Xing-Zahl bei etwa 300.000 am Tag liegt. Für eine durchschnittliche Woche in den vergangenen drei Monaten hat die Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (Agof) 1,59 Millionen Nutzer für Xing in Deutschland ausgewiesen. Für Linkedin misst die Agof diese Zahl nicht.

Der Vergleich der Comscore-Besucherzahlen, die auch messen, wenn ein Nutzer ein Profil anschaut, ohne Mitglied zu sein, zeigt einen klaren und relativ stabilen Vorspung von Xing in Deutschland und Österreich, aber LinkedIn in der Schweiz vorne. 

In Deutschland will Linkedin vor allem mit seiner Internationalität und seinen kostenlosen Basisfunktionen punkten. „In Deutschland zahlen viele Menschen für Dinge, die wir kostenlos anbieten – und das in einem viel größeren internationalen Netzwerk. Deutschland ist die zweitgrößte Exportnation der Welt. Das sind Kontakte zum Rest der Welt wichtig – und nicht nur in Deutschland, Österreich oder der Schweiz”, sagte Eckstein. Eine Werbekampagne soll das Geschäft in Deutschland ankurbeln.

Linkedin hat wie Xing die drei Geschäftsfelder Personalvermittlung, Online-Werbung und kostenpflichtige Premium-Accounts, allerdings mit anderen Schwerpunkten. Das mit Abstand größte und auch schnellstwachsende Feld sind die Recruiting-Dienste, gefolgt von der Online-Werbung und den Premium-Accounts, die bei Xing die Haupteinnahmequelle sind. Deininger und sein Team sollen sich daher bevorzugt auf die Gewinnung von Personalern konzentrieren, die auf Linkedin neue Mitarbeiter suchen. Die Online-Vermarktung liegt weiterhin in den Händen der Holtzbrinck-Gesellschaft IQ Digital. 

Link: Wie Xing gegen Linkedin bestehen will

Fotos: Linkedin

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