Der Tabletmarkt wächst sehr schnell weiter, weil die Einsatzgebiete stets vielfältiger werden. Zum Beispiel wird die amerikanische Fluggesellschaft United Airlines ihre 11000 Piloten mit iPads ausstatten, um die Handbücher zu ersetzen. Geschäftsanwendungen fachen gerade die Nachfrage der Unternehmen an und richtig Bewegung in den Markt könnten die Schüler und Studenten bringen, die ihre Lehrbücher auf Tablets statt auf Papier lesen. Überdies stehen die Tablets bei den Konsumenten ganz oben auf dem Wunschzettel: 14 Prozent der rund 50 Millionen Internetnutzer in Deutschland sind am Kauf eines Tablets interessiert, hat das Marktforschungsunternehmen Forrester mit einer Umfrage unter 13.000 Konsumenten herausgefunden. Das ist der höchste Wert in Europa, wo in diesem Jahr rund 16 Millionen Geräte verkauft werden, schätzt Forrester-Analystin Epps.
Google kopiert das Apple-Modell
Weil der Markt noch so viel Wachstum verspricht, lassen sich andere Apple-Konkurrenten nicht so schnell abschrecken wie Hewlett-Packard. Google wird nach der Übernahme von Motorola das Geschäft mit der Hardware selbst in die Hand nehmen, weil die erfolgreiche Strategie aus dem Smartphone-Markt, Herstellern wie Samsung, HTC oder Motorola sein Betriebssystem Android kostenlos zur Verfügung zu stellen, im Tabletmarkt bisher nicht aufgegangen ist. Der Marktanteil aller Android-Tablets, die überwiegend von Samsung, Motorola und Acer stammten, lag im zweiten Quartal bei rund 30 Prozent, hat Strategy Analytics gemessen. Das ist zwar ein zehn Mal höherer Anteil als vor einem Jahr, doch richtig konkurrenzfähig sind die Androiden bisher nicht. Google könnte mit Motorola nun dem Apple-Modell nacheifern, Hardware und Software perfekt aufeinander abzustimmen. Die neue Softwareversion Android 4, die von Google Ice Cream Sandwich genannt wird, steht kurz vor dem Marktstart und soll den Rückstand auf Apples System iOS einholen.
Neuheiten auf der IFA
Die anderen Konkurrenten werden die IFA in dieser Woche nutzen, um ihre neuen Herausforderer vorzustellen. Samsung, inzwischen Apples gefährlichster Rivale, wird auf der IFA wohl ein kleineres Galaxy-Tab mit einem 7,7 Zoll großen Bildschirm präsentieren. Auch mit Varianten mit der vierten Mobilfunkgeneration LTE, die einen deutlich schnelleren Zugang zum Internet unterwegs versprechen, ist Samsung früh dabei. Das Galaxy-Tab 8.9 mit LTE ist mit 455 Gramm noch einmal deutlich leichter als das iPad.
HTC spendiert seinem Tabletcomputer Flyer unterdessen einen großen Bruder, der den Namen Puccini trägt und einen 10-Zoll-Bildschirm aufweist. Die Besonderheit: Das Gerät lässt sich auch mit einem Stift bedienen und soll die Handschrift erkennen, was sich zum Beispiel für Notizen in Konferenzen eignen soll.
Huawei mischt auch mit
Als neuer (und ernsthafter) Konkurrent könnte sich Huawei präsentieren. Das chinesische Unternehmen wird auf der IFA sein 7 Zoll großes Media Pad zeigen. Auch der Computerhersteller Lenovo hat den Hut in den Ring geworfen. Dessen Thinkpad Tablet versucht sich mit eigener Tastatur und Handschriftenerkennung von der Konkurrenz zu unterscheiden.
Aber auch Lenovo schafft es nicht, Apple im Preis zu unterbieten. „Dabei ist der Preis extrem wichtig für die Menschen, die jetzt einen Tabletcomputer kaufen wollen”, sagt Alexander. Während die Erstkäufer jeden Preis bezahlt haben, den Apple verlangt hat, warten viele Interessenten jetzt auf Preissenkungen für die Geräte. Noch beginnen die Preise der meisten Geräte bei 500 Euro. Nur Acer und Asus unterbieten dieses Preisniveau um rund 100 Euro, doch 400 Euro scheinen vielen Konsumenten zu teuer zu sein. Wie wichtig der Preis ist, hat der Ausverkauf des Touchpads von HP für 99 Euro gezeigt. „Wenn man ein 500 Dollar Gerät für 99 Dollar verkauft, gibt es einen Markt dafür – auch wenn der Preis von 99 Dollar natürlich zu niedrig für die Unternehmen ist, einen Tabletcomputer mit Gewinn zu verkaufen”, sagt Gartner-Analyst Michael Gartenberg. Dennoch spielen bei diesem Preis Nachteile wie kaum vorhandene Software und keine Weiterentwicklung offenbar keine Rolle. Realistische Preise, die neue Käuferschichten ansprechen, sind nach Ansicht von IDC-Analyst Bob O’Donnell zwischen 250 und 300 Dollar. Geräte in dieser Preisklasse werden noch in diesem Jahr auf den Markt kommen, erwartet er. Mit besonderer Spannung erwartet er den Tabletcomputer von Amazon, der nach seiner Schätzung zwischen 250 und 300 Dollar kosten wird und den E-Reader Kindle als Basis haben wird. Nach einem Bericht der New York Post wird das Gerät ebenfalls mit Android laufen, Ende September auf den Markt kommen und „Hunderte Dollar weniger als das iPad kosten”, schreibt die Zeitung. Der Kampfpreis könnte das Amazon-Tablet aus dem Stand zum gefährlichsten iPad-Herausforderer machen, denn Amazon bringt auch ein funktionierendes Ökosystem aus App-Store, Musik und Videos mit – und gibt Amazon die Möglichkeit, das Gerät mit Verlust zu verkaufen. 3 bis 5 Millionen Tablets könnte Amazon allein im vierten Quartal verkaufen, wenn sie mit der Produktion hinterher kommen, schätzt Epps.
Warten auf Amazon
„Wenn Amazon mit einem aggressiven Preis kommt, könnte dies der Ansporn für viele andere Anbieter sein, ihre Preise zu überdenken”, sagt Charles King, Analyst bei Pund-IT. Auch O’Donnell erwartet nun einen viel stärkeren Preiswettbewerb als bisher. „Wir werden einige sehr aggressive Preise im Weihnachtsgeschäft sehen. Apple wird sich nicht dorthin bewegen, weil sie es nicht nötig haben, aber alle anderen Anbieter müssen aggressiver werden”, sagt O´Donnell. Dazu gehört auch Microsoft, dessen künftiges Betriebssystem Windows 8 für klassische Computer und Tablets konzipiert ist.
Während die Konkurrenz noch den ersten ernsthaften Rivalen für das iPad 2 sucht, arbeitet der Apfel-Konzern unter Führung seines neuen Vorstandschefs Tim Cook längst am iPad 3. Das Gerät wird wohl Anfang 2012 auf den Markt kommen und über das Retina-Display verfügen, das im iPhone 4 als Maß aller Dinge im Smartphone-Markt gilt. Parallel scheint Apple auch am „nächsten großen Ding” zu arbeiten: einem Apple-Fernseher. Die Gerüchte über ein Apple-Fernsehgerät gibt es schon seit einiger Zeit, verdichten sich aber in jüngster Zeit. 2012 könnte das Jahr werden, in dem Apple nach dem iPod, dem iPhone und dem iPad seinen vierten großen Coup landet.
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