Twitter ist ein Informationsinstrument – und daher eigentlich ideal für Medien, die ihre Nachrichten auf diesem Wege schnell verbreiten können. Die meisten Medien setzen Twitter jedoch als Link-Schleuder ein, verbreiten also nur automatisiert die Überschriften ihrer Nachrichten inklusive Link auf die eigene Internetseite, können aber der Kommunikation mit den Nutzern wenig abgewinnen. Das ist das Fazit einer Studie des „Pew Research Center’s Project for Excellence in Journalism” für den amerikanischen Nachrichtenmarkt, das fast identisch auf Deutschland übertragen werden könnte.
Im Durchschnitt haben die betrachteten großen amerikanischen Nachrichtenmedien 41 verschiedene Twitter-Accounts, um ihren Nutzern die passende Information liefern zu können. Dabei sind die Twitter-Konten der Redakteure nicht mitgerechnet, die oft mehr Informationen mit ihren Followern auf Twitter austauschen. 93 Prozent der von den Medien getwitterten Informationen waren aber nur Hinweise auf Artikel der eigenen Internetseite, haben die Pew-Forscher herausgefunden. Nur in 2 Prozent der Kurznachrichten wurde Twitter genutzt, um Informationen zu kommen und nur 1 Prozent waren Hinweise auf andere Quellen. Dabei werde diese Hinweise von den Nutzern oft dankbar angenommen, weil sie helfen, die Informationsflut zu ordnen und zu sortieren. Inzwischen gibt es Redakteure, die mehr Follower haben als ihre Medienhäuser, weil sie sich auf den Austausch mit den Nutzern einlassen.
In der Mehrzahl setzen die Medien auch keine sogenannten Hastags ein, mit denen Tweets die Zugehörigkeit zu einem aktuellen Thema dokumentieren. Allerdings haben inzwischen einige Medien wie die New York Times begonnen, ihre Tweets nicht mehr automatisiert zu versenden, sondern von Social-Media-Redakteuren twittern zu lassen, die dann gezielt Hashtags setzen können oder auf Nutzerkommentare antworten können.
Twitter hat nach eigenen Angaben etwa 100 Millionen aktive Nutzer, von denen 50 Millionen jeden Tag den Dienst nutzen. In Deutschland ist Twitter wenig beliebt. Die Seite Twitter.com besuchen im Monat etwa 2,4 Millionen Menschen in Deutschland; die Zahl der aktiven Accounts beträgt rund 500000. Die meisten Nutzer sind also passive Leser.
Das Google-Netzwerk Google+ ist allerdings in diesen Statistiken noch nicht sichtbar als Leserlieferant für die Nachrichtenseiten. Allerdings hat Google erst nach der Datenerfassung sein Netzwerk für Unternehmensprofile geöffnet, so dass der Anteil künftig voraussichtlich zulegen wird. „Social News, also Nachrichten und Artikel, die von Fans und Followern mit anderen geteilt werden, sind für Online-Nachrichtenseiten inzwischen nach Google die wichtigste Quelle für Traffic”, sagt Marcus Tober, Deutschland-Chef von Searchmetrics. „Viele Verlage fangen an, ihre Inhalte auch über Social-Networks zu verbreiten. Und viele Journalisten starten eigene Profile, um ihre Nachrichten mit Freunden und Interessenten zu teilen.”
_____________________________________________________________