Im F.A.Z.-Gespräch mit Eric Schmidt, das ich am Montag auf der Cebit führte, ging es viel um das große Ganze, und auch etwas um das Google Netzwerk Google Plus. Schmidt, der nun seit einem Jahr als Chef des Verwaltungsrats so etwas ist wie der Außenminister von Google, ließ sich diesem Amt entsprechend leider nur wenig aus der Reserve locken. Gar nicht kommentieren wollte er einen Artikel des Wall Street Journals, wonach Google Plus eine “virtuelle Geisterstadt” sei.Die Zeitung hatte über Daten des Online-Analysehaus Comscore berichtet, wonach Nutzer stationärer Computer sich zwischen September und Januar im Schnitt drei Minuten auf Google Plus aufgehalten hatten, während sie beim Konkurrenten Facebook im selben Zeitraum sechs bis sieben Stunden verbrachten.
Auskunftsfreudiger als Schmidt ist in Sachen Google Plus Vic Gundotra, der bei Google als Vizepräsident Engineering verantwortlich zeichnet. Einem Blogeintrag der New York Times zufolge sagte er, dass Google Plus nicht nur keine Geisterstadt sei, sondern dass die Verantwortlichen im Google-Hauptquartier noch nie etwas so schnell wachsen gesehen hätten wie ihr eigenes soziales Netzwerk. Gundotra zufolge nutzen 50 Millionen der angemeldeten Nutzer täglich aktiv die erweiterten Funktionen von Google Plus. Über einen Zeitraum von einem Monat verzeichne das Netzwerk 100 Millionen aktive Nutzer.
Die Zahlen sind beeindruckend und niemand hatte bisher bestritten, dass Google Plus in kurzer Zeit schnell gewachsen ist. Aber Wachstum ist nun einmal etwas anderes als Nutzer-Engagement, das soziale Netzwerke für Werbetreibende besonders interessant macht: Je länger die Nutzer auf einer Seite bleiben, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen die dort geschaltete Werbung auffällt. Nun ist Google Plus bisher noch werbefrei, aber das muss ja nicht immer so bleiben. Es bleibt also in Zukunft doppelt spannend zu sehen, wie lange Plus-Nutzer sich in dem Netzwerk tatsächlich aufhalten.
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Der Google-Plus-Konkurrent Facebook hatte dagegen heute mit dem schlimmsten aller Netzwerkalpträume zu kämpfen: Mancher Europäer wunderte sich am Morgen offensichtlich, als er versuchte, sich beim Netzwerk einzuloggen und die Seite nicht erreichte. “Heute kam es zu technischen Schwierigkeiten und dies führte dazu, dass die Seite für einige Nutzer in Europa nicht verfügbar war. Das Problem wurde behoben, und es sollten nun wieder alle Zugang zu Facebook haben. Wir entschuldigen uns für mögliche Unannehmlichkeiten”, teilte Facebook am Mittag in einer Stellungnahme mit. Welcher Art die technischen Schwierigkeiten waren, ist offen. Das Fachportal Heise berichtete, berichtete allerdings, dass es sich um Probleme mit den sogenannten DNS-Servern gehandelt haben soll. Die Domain-Name-System-Server sind dafür da, ausgeschriebene Adressen wie www.faz.net/netzwirtschaft-blog in technische IP-Adressen umzuwandeln, die aus einer Zahlenfolge bestehen.
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Twitters DNS-Server dürften dagegen in Zukunft vermehrt Abfragen aus Ländern umwandeln, in denen die Menschen Arabisch, Farsi, Hebräisch und Urdu sprechen. Seit Dienstag ist der Mikroblogdienst in diesen vier zusätzlichen Sprachen verfügbar. Damit gibt es den Dienst insgesamt nun auf 28 Sprachen. 13.000 Freiwillige hätten bei der Übersetzung mitgeholfen, teilte Twitter in einem Blogeintrag mit.