“Endlich”, dieses Wort treffe es wohl am besten, sagt Jeff Levick im Gespräch mit dem F.A.Z.-Netzwirtschaft-Blog, wenn er über den Start des Musikstreamingdienstes Spotify in Deutschland spricht. Levick leitet die Abteilung internationales Wachstum der schwedischen Plattform, auf der Nutzer in Echtzeit Musik über ihre Internetverbindung hören können. Spotify hatte lange um einen Einstieg auf Europas größten Musikmarkt gerungen, seit diesem Dienstag ist seine Internetseite nun online. Der Grund für die Verzögerungen, so wird gemunkelt, seien ungeklärte Rechtsfragen gewesen. Immer wieder hatten sich die Verhandlungen mit den Rechteinhabern hinausgezögert. Offiziell nimmt Spotify dazu heute keine Stellung mehr – Einigungen mit Plattfirmen und Verwertungsgesellschaften werden nicht kommentiert, heißt es. Rund 200 Millionen Euro hat Spotify nach eigenen Angaben seit 2008 in den nun 13 Ländern an Rechteinhaber ausgeschüttet.
Lieber konzentriert sich das Unternehmen nun auf den deutschen Markt – und auf den Konkurrenzkampf: Anbieter wie Simfy oder Deezer sind schon länger auf dem Markt. Von der Musikauswahl geben sich die drei genannten Plattformen nicht viel: Sowohl Simfy wie auch Spotify reklamieren für sich, dass ihr Liedkatalog “mehr als 16 Millionen Songs” umfasse, Deezer liegt mit 13 Millionen zwar etwas dahinter, angesichts der schieren Menge wird das aber vermutlich nur Raritätensuchern auffallen. Spotify will nun mit Mehrwertangeboten den Wettbewerbern Hörer abspenstig machen und am besten für seine Bezahlabos gewinnen: Zum Start kooperiert die Plattform mit Musikzeitschriften und Ticketanbietern, um das gesamte Ökosystem Musik abzudecken, wie Levick sagt.
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Herr Levick, sind Sie froh, nun auch in Deutschland starten zu können?
Wir sind unglaublich glücklich darüber. Deutschland ist ein großer Musikmarkt und dementsprechend auch ein wichtiger Markt für Spotify.
Warum hat es so lange gedauert?
Wir sind erst drei Jahre am Markt. Das heißt, dass wir immer noch ein ziemlich junges Unternehmen sind. Es gab eine Reihe Faktoren die den Launch beeinflusst haben. Einige bezogen sich auf das Produkt, andere auf die Partner, und dann gab es auch noch rechtliche Schwierigkeiten. Aber weil Deutschland ein so wichtiger Markt ist, wollten wir sichergehen, dass wir zur richtigen Zeit mit dem richtigen Produkt hierher kommen.
Wird sich die deutsche Spotify-Plattform von der in anderen Ländern unterscheiden?
Es wird einige neue Funktionalitäten geben, die bei einem Start vor sechs Monaten noch nicht möglich gewesen wären: Von der Musikvielfalt her betrachtet, haben wir einen großen Musikkatalog. Deutschland wird das erste Land sein, auf dem wir mit mehr als 16 Millionen Stücken vertreten sind. Das zweite ist, dass wir zum ersten Mal mit lokalen Anwendungen auf einem neuen Markt gestartet sind. Es wird länderspezifische Apps geben, die Drittanbieter in Zusammenarbeit mit uns gestaltet haben. Da sind Musikzeitschriften dabei, genauso wie ein Ticketanbieter. Der dritte Punkt ist, dass das deutsche Spotify von Anfang an voll in das soziale Netzwerk Facebook integriert sein wird.
Nach welchen Kriterien haben Sie die deutschen Partner für die Apps ausgesucht?
Wir haben viel gelernt, als wir die App-Plattform in den Vereinigten Staaten gestartet haben. Wir erkannten, was Nutzer nachfragen und welche Anwendungen sie bevorzugt nutzen. Für die erste Welle der Anwendungen haben wir uns nun auf Unternehmen konzentriert, die zum Musik-Ökosystem passen. Wir wollen den Menschen ein umfassendes Musikerlebnis bieten – vom Hören bis zum Kaufen von Tickets für die Künstler, die die Musik gerade spielen.
Machen die von Ihnen angesprochene Partnerschaft mit Facebook und die Integration in das soziale Netzwerk Sie abhängig?
Eine der Sachen, die wir über die Jahre gelernt haben, ist: Menschen wollen ihre Musik teilen, sie soll sozial sein. In diesem Zusammenhang ist eine Partnerschaft mit der weltgrößten sozialen Plattform offensichtlich sehr hilfreich. Daneben ist aber noch eine zweite Sache wichtig: Mit einem Link kann ich einem anderen Nutzer über Facebook meine gesamte Musik-Bibliothek senden, oder einen einzelnen Song, der mich inspiriert hat. Das über die Facebook-Plattform zu machen, ist Gewinn bringend für die Nutzer und damit auch für uns.
Auf dem deutschen Markt sind schon einige Anbieter länger vertreten als Sie. Wie wollen Sie sich von Anbietern wie etwa Simfy unterscheiden?
Zum einen ist Spotify der größte Musikstreamingservice der Welt. Wir sind jetzt in 13 Ländern aktiv, wir haben drei Millionen zahlende Abonnenten und zehn Millionen aktive Nutzer. Wir sind schon in einer Menge Märkte, auf denen Wettbewerb herrscht und andere Dienste vertreten sind. Aber wir glauben, dass wir mit unserer Erfahrung punkten können: Wir haben mitgeholfen, das Streaming-Geschäftsmodell überhaupt erst zu entwickeln. Zweitens ist unsere Technik ausgereift. Wir sind sehr schnell: Es gibt keine Ladezeit, kein Puffern. Du drückst den Knopf und hörst Musik.
Wie viele Nutzer wollen Sie auf dem deutschen Markt erreichen?
Wir haben keine Hochrechnungen oder Vorgaben. Wir glauben aber, dass Spotify für verschiedene Konsumententypen ein passendes Produkt anbietet. Für die, die das werbebasierte kostenlose Produkt wollen, bis hin zu denen, die 4,99 Euro für den werbefreien Zugang oder 9,99 Euro für den Premiumzugang zahlen, mit dem Nutzer Musik hören können unabhängig davon, wo sie sind, oder ob sie online oder offline sind. Bei unseren Erfahrungen in anderen Ländern hat sich gezeigt, dass wir mit diesen drei Produktkategorien einen großen Teil des Marktes abdecken können.
Die Anmeldung geht nur über...
Die Anmeldung geht nur über Facebook. Schade, da habe ich mich aus Überzeugung gerade abgemeldet.
<p>Meine Erfahrungen in Sachen...
Meine Erfahrungen in Sachen Spotify gibt’s hier:
https://www.stream-urls.de/musik-streaming-anbieter/76-streaming-anbieter/799-spotify-testbericht-erfahrungsbericht