Netzwirtschaft

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Google-Chef Larry Page braucht Liebe

| 3 Lesermeinungen

"Don't be evil" heißt das berühmte Unternehmensmotto von Google. Jetzt hat sich Mitgründer und Vorstandsvorsitzender Larry Page eine neue Variante einfallen lassen und schreibt in einem Brief, Google wolle sich Liebe verdienen. In dem Brief rührt er die Werbetrommel für Google-Produkte - und geht auf Kritik kaum ein.

„Don’t be evil” – „Tue nichts Böses”: Das Unternehmensmotto des amerikanischen Internetkonzerns Google ist legendär. Die beiden Gründer Larry Page und Sergey Brin haben es im Jahr 2004 vor dem Börsengang von Google in einem berühmt gewordenen Brief an die künftigen Aktionäre festgehalten. Google wolle ein Unternehmen sein, „das gute Dinge für die Welt tut”, hieß es darin weiter.

Jetzt hat sich Larry Page eine noch schwülstigere Variante des Mottos einfallen lassen. Fast genau ein Jahr, nachdem er den Vorstandsvorsitz des Konzerns übernommen hat, hat er einen langen Brief veröffentlicht, und darin gibt es einen Absatz mit dem Titel „Love and Trust” – „Liebe und Vertrauen”. Hier schreibt Page: „Wir wollten immer, dass Google ein Unternehmen ist, das sich viel Liebe verdient.” Dass das sehr hoch gegriffen ist, ist ihm wohl bewusst: „Wir erkennen, dass dies ein ehrgeiziges Ziel ist, weil die meisten großen Unternehmen nicht sonderlich geliebt werden – oder den Anschein erwecken, mit diesem Anspruch aufgebaut worden zu sein.”

Larry Page ist offenbar überzeugt, dass es Google nicht an Liebe mangelt. Nach seiner Logik ist es ein Liebesbeweis, wenn die Menschen Google-Dienste nutzen. Page bemüht die Floskel, die schon von seinem Vorgänger Eric Schmidt oft zu hören war: „Unsere Konkurrenz ist nur einen Mausklick entfernt.” Dieser Umstand zwinge Google also, „das Richtige zu tun.” Andernfalls würden die Nutzer Google ja mit Liebesentzug bestrafen und zur Konkurrenz wechseln.

Freilich ist die Wahrnehmung von Page – oder zumindest seine Darstellung in dem Brief – recht selektiv. Denn die öffentliche Kritik an Google, von der es wahrlich nicht wenig gibt, wird weitgehend unterschlagen oder zumindest in Euphemismen gehüllt. So schreibt Page etwa, die jüngst von Google vorgenommenen Änderungen seiner Datenschutzrichtlinien hätten „für viel Interesse gesorgt.” Tatsächlich gab es sogar reichlich Verärgerung bei Datenschützern über den neuen Ansatz von Google, der die Informationen von Nutzern über verschiedene Angebote hinweg zusammenführt, von der Suchmaschine über den E-Mail-Dienst Gmail bis zur Videoseite Youtube. Page geht auf die Kritik nicht weiter an und sagt nur, die Umstellung sorge für „ein besseres, intuitiveres Erlebnis über Google hinweg.”

Insgesamt enthält der Brief wenig bahnbrechend Neues, aber doch ein paar grundsätzliche Aussagen von Page, wo seine Prioritäten liegen. Er schreibt, wie wichtig ihm ist, dass Google trotz seiner mittlerweile erreichten Größe die Leidenschaft eines Start-Up-Unternehmens kultiviert. Im Zusammenhang mit der bevorstehenden Übernahme des Handyherstellers Motorola Mobility spricht Page über seine Vorfreude darauf, „großartige Geräte zu bauen.” Hardware ist alles andere als das Stammrevier von Google, auch wenn das Unternehmen hier mittlerweile immer häufiger mit Vorstößen wie einem angeblich geplanten eigenen Tabletcomputer Schlagzeilen macht. Weiterhin stellt Page in Aussicht, dass Google künftig „signifikante neue Umsatzquellen” jenseits seines Kerngeschäfts mit Werbung bei der Internetsuche erschließen kann – ähnlich wie es das Unternehmen im Bereich der Internetwerbung auf mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets schon geschafft habe.

Ansonsten lesen sich weite Strecken des Briefes so, als habe Page sie aus dem Werbematerial für Google-Dienste übernommen. „Wenn Ihr Chrome noch nicht benutzt, probiert’s einfach aus, und Ihr könnt nie wieder zurück,” schreibt Page über das Internetzugangsprogramm von Google. Mit Blick auf die neueste Version des Google-Betriebssystems Android schwärmt er: „Ob auf dem Telefon oder dem Tablet, die Software funktioniert nahtlos.”

Am Ende hat Page noch ein Motivationszitat parat, das als Ansporn gedacht ist, sich richtig ehrgeizige Ziele zu setzen: „Eine gesunde Missachtung des Unmöglichen.” Klingt irgendwie auch verdächtig wie ein Toyota-Werbespruch, auch wenn Page beteuert, er habe es als Student bei einem Führungsseminar gehört.

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3 Lesermeinungen

  1. Sabine Wahl sagt:

    Man kann sich alles schön...
    Man kann sich alles schön reden – Unternehmen sind auf Google angewiesen, da es derzeit keine Alternative gibt. Dann hoffen wir doch mal, dass in der schönen Googlewelt wirklich alles so von Nächstenliebe geprägt ist.

  2. Alexander sagt:

    Google hat viele Vorzüge …...
    Google hat viele Vorzüge … funktioniert relativ zuverlässig, bietet viele Anwendungen und ist … abgesehen von AdWords und Co. … unentgeltlich.
    Umsonst ist Google jedoch nicht … wir zahlen mit unseren persönlichen Daten.
    Dass Larry Page für Google und seine Dienste “Werbung” macht, ist für mich nichts ungewöhnliches … schließlich ist es als CEO sein Job … Steve Jobs, Bill Gates und Co. habe es auch nicht viel anders gemacht .

  3. Kivioq sagt:

    Am Ende kann auch viel Erfolg...
    Am Ende kann auch viel Erfolg und sehr viel Geld der Liebe nicht das Wasser reichen.

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