Netzwirtschaft

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Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie sie sich auf Menschen und Märkte auswirkt, beleuchtet das Netzwirtschaft-Blog auf FAZ.NET.

Es ist die Digitalisierung, Dummerchen

| 4 Lesermeinungen

Die Digitalisierung eines Landes kann das Bruttoinlandsprodukt steigen oder die Arbeitslosenquote sinken lassen. Eine neue Studie des Weltwirtschaftsforums liefert für 142 Länder Daten.

Zwanzig Jahre ist es nun her, dass Bill Clinton in seiner Kampagne zur Präsidentschaftswahl 1992 den Ausspruch “It’s the economy, stupid” prägte. Mit dem Satz, dass am Ende wirtschaftliche Fragen die Wahl zwischen George Bush senior und ihm entscheiden würden, lieferte Clinton die Vorlage für zahlreiche Abwandlungen. Die Ergebnisse einer neuen Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF) legen nun eine weitere Variante nahe: “Es ist die Digitalisierung, Dummerchen.” Denn der Grad der Digitalisierung kann nach den Berechnungen im WEF-Report “Global Information Technology Report 2012” die Wirtschaft direkt beeinflussen, indem sie etwa das Bruttoinlandsprodukt steigen oder die Arbeitslosenquote sinken lässt.

In dem gut 440 Seiten dicken Werk hat das WEF den Status Quo der globalen Digitalisierung erfasst. Dafür erhoben die Studienautoren für 142 Länder insgesamt 53 verschiedene Variablen – 28 davon quantitativer und 25 qualitativer Natur. Darunter befanden sich etwa Daten zur digitalen Infrastruktur, aber auch zu Kosten für digitale Services wie etwa Mobilfunkkosten. Außerdem flossen zum Beispiel Daten aus den jeweiligen Bildungssystemen ein, die beeinflussen, wie sehr die Bevölkerung digitale Technologien überhaupt anwenden kann.

Mithilfe der Berechnungen entsteht so eine globale Rangliste der Digitalisierung: Ganz vorne steht dort Schweden, gefolgt von Singapur, Finnland, Dänemark und der Schweiz. Die Plätze 8 bis 10 belegen die Vereinigten Staaten, Kanada sowie Großbritannien. Deutschland gehört mit einem 16. Platz immerhin noch zu den Top 20 genauso wie Österreich, das auf Platz 19 rangiert. Die von der Schuldenkrise geplagten sogenannten PIGS-Staaten – also Portugal, Italien, Griechenland und Spanien – bilden mit Plätzen in den Dreißigern (Portugal und Spanien), Vierzigern (Italien) und Fünfzigern (Griechenland) die Schlusslichter aus der Europäischen Union.

Bild zu: Es ist die Digitalisierung, Dummerchen

Augenmerk richtet die Studie neben der Rangliste und der dazugehörigen Weltkarte der Digitalisierung unter anderem auch auf den Einfluss der Digitalisierung auf Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Ein von der Beratungsgesellschaft Booz & Company verfasstes Kapitel liefert dafür auf Grundlage ökonometrischer Methoden belastbare Zahlen, wie sich Digitalisierung konkret auf wirtschaftliche Kerngrößen auswirkt: Steigt der Digitalisierungsgrad etwa um 10 Prozent an, so trägt das im Durchschnitt für alle Länder zu einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukt von 0,60 Prozent bei. In schon relativ stark digitalisierten Ländern ist der Beitrag mit 0,62 Prozent höher als in Ländern die bei der Digitalisierung noch hinterherhinken: Dort beträgt der Einfluss 0,50 Prozent.

Ebenfalls positiv wirkt sich nach den Berechnungen die Digitalisierung auch auf die Arbeitslosenquote aus. Hier sorgt ein zehnprozentiger Digitalisierungsanstieg dafür, dass die Arbeitslosenquote um 0,84 Prozent sinkt.

Klicken Sie hier, um den gesamten Global Information Technology Report 2012 herunterzuladen

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[Bildquelle: Global Information Technology Report]

 


4 Lesermeinungen

  1. ThorHa sagt:

    Pruuuust. Und schon wieder...
    Pruuuust. Und schon wieder eine “Studie”, die Konsequenz mit Korrelation verwechselt. Offenbar völlig ohne Wirkungszusammenhänge wenigstens plausibel zu machen werden Zusammenhänge postuliert. Steigt der Digitalisierungsgrad, dann … Könnte es eventuell so sein, dass der Zusammenhang tendentiell der umgekehrte ist – die Höhe des Bruttoinlandsproduktes beeinflusst den Digitalisierungsgrad? Oder – ein Blick auf Deutschland legt das nahe – Bruttoinlandsprodukt und Digitalisierungsgrad sind schlimmstenfalls überhaupt nicht korreliert? Oder, oder, oder?
    Die Studie beweist exakt gar nichts. Der Beleg dafür ist ganz einfach: Deutschland auf Platz 19, Wirtschaftswachstum 2010 bei 3,6%. Finnland Platz 3, Wirtschaftswachstum 2010 auch 3,6%. Schweiz Platz 5, Wirtschaftswachstum 2010 bei 1,8%.
    Und warum mache ich hier eigentlich die Arbeit, die ich von ausgebildeten Journalisten erwarten würde – statt der Wiedergabe von Pressemitteilungen einen Faktencheck?
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  2. tricky1 sagt:

    Es wird schon stimmen dass...
    Es wird schon stimmen dass eine intensivere “Digitalisierung” positive Effekte für die Wirtschaft fördert.
    >”Hier sorgt ein zehnprozentiger Digitalisierungsanstieg dafür, dass die Arbeitslosenquote um 0,84 Prozent sinkt.”
    Dies ist einmal mehr eine blinde Korrelation welche sich zu oft als unzutreffende Vereinfachung erwies.

  3. PeRiBa sagt:

    <p>Welche...
    Welche Digitalisierung??

  4. Oktan2 sagt:

    <p>Wie schon im Artikel...
    Wie schon im Artikel beschrieben, hinken wir in Deutschland zahlreichen Ländern hinterhet, wenn es um die Digitalisierung geht. Die digitale Welt hat ein enormes Marktpotenzial und dies wurde in Deutschland viel zu spät erkannt.
    Nur mit dem Ausbau der Breitband-Netze ist es nun mal nicht getan.
    Anstatt das Internet zu verteufeln, muss die Politik lernen, mit ihr zu arbeiten und innovative Ideen zu fördern.

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