Es war eine Zäsur, die schmerzen musste: Vor rund zwei Wochen verlor der amerikanische Intel-Konzern an der Börse seinen Rang als wertvollstes Halbleiterunternehmen der Welt. Neuer Spitzenreiter ist der amerikanische Rivale Qualcomm, der führende Lieferant von Mikrochips für internetfähige Handys (Smartphones), der nicht einmal halb so viel Umsatz und Gewinn macht wie Intel. Der Abstieg von Intel weckte Erinnerungen an eine andere, noch symbolträchtigere Wachablösung vor gut zwei Jahren. Damals wurde der Softwaregigant Microsoft als höchstbewertetes Unternehmen der gesamten Technologiebranche entthront. Seither liegt der Elektronikkonzern Apple vorne. In beiden Fällen spiegelt die neue Reihenfolge an der Börse eine dramatische Verschiebung der Machtverhältnisse: Intel und Microsoft, lange gefürchtet wegen ihrer marktbeherrschenden Positionen, geben nicht mehr den Ton an.
In dieser Ausgangslage hat Intel einen personellen Neuanfang angekündigt: Der Vorstandsvorsitzende Paul Otellini wird seinen Posten im Mai 2013 abgeben. Intel beteuert, dies geschehe auf Otellinis Wunsch. Aber der Rücktritt kommt früher als erwartet und in einer Zeit, in der der Handlungsdruck des Unternehmens enorm ist. Otellinis Bilanz als Intel-Chef wird nach erfolgreichen Anfangsjahren am Ende nur durchwachsen ausfallen.
Intel zählt zu den Traditionsunternehmen der amerikanischen Technologieindustrie und ist ein Pionier in der Herstellung von Mikroprozessoren, den Gehirnen der Computer. Intel hatte mit immer leistungsfähigeren Chips maßgeblichen Anteil am Aufstieg des Personalcomputermarktes in den achtziger Jahren. Die Produkte des Konzerns wurden in PCs und Netzwerkrechnern (Server) zum Branchenstandard und dank Werbeslogans wie „Intel Inside” zum Markenartikel. Intel eroberte Marktanteile von 80 Prozent und mehr, auch mit Geschäftspraktiken, die Kartellbehörden auf den Plan riefen. Der Konzern profitierte von einer engen Anbindung an Microsoft und dessen ebenfalls marktdominierender Software Windows. Die Branche prägte für diese einträgliche Partnerschaft den Begriff „Wintel”.
Otellini ist zugutezuhalten, dass er wiederholt hausgemachte Schwierigkeiten überwunden hat. Etwa gleich nach seinem Antritt 2005, als Intel mit Pannen in der Fertigung und Verzögerungen bei der Einführung neuer Produkte kämpfte. Otellinis schwerwiegendes Versäumnis besteht darin, Intel für die derzeitigen Umwälzungen im Computermarkt nicht gerüstet zu haben. Herkömmliche PC wie Laptops und Desktops verlieren im Zeitalter mobiler Geräte wie Smartphones und Tabletcomputer an Relevanz. Darauf hat Intel unter Otellini keine Antwort gefunden, unter anderem weil die Prioritäten falsch gesetzt wurden. In der Intel-Philosophie liegt der Schwerpunkt traditionell auf der Leistungsstärke der Mikrochips. Handys und Tablets bringen aber andere Anforderungen an die Prozessoren mit. Bei diesen Geräten ist Batterieverbrauch ein wichtigeres Kriterium. Deshalb werden hier bevorzugt Chips mit dem energiesparenden Design des britischen Unternehmens ARM Holdings eingesetzt. Anbieter solcher ARM-Chips wie Qualcomm sind die Aufsteiger der Branche. Intel hat sein Defizit erkannt und Anstrengungen unternommen, Chips für mobile Plattformen zu entwickeln. Bis heute hat der Konzern hier aber kaum Fuß gefasst.
Unterdessen bringen auch die Versuche, den Niedergang des PC-Marktes zu bremsen, nicht den erhofften Erfolg. Intel hat viel Aufwand getrieben, um zusammen mit Computerherstellern „Ultrabooks” als neue Laptop-Kategorie zu etablieren. Der erhoffte Ansturm auf diese Geräte, die stark an das Macbook Air von Apple erinnern, lässt aber auf sich warten.
All das in Kombination mit einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld hat dazu geführt, dass sich die Lage bei Intel recht schnell eingetrübt hat. 2010 und 2011 gab es noch Rekordumsätze und -gewinne, jetzt ist der Konzern auf Schrumpfkurs. Es kann nur ein schwacher Trost für Intel sein, dass der rapide Bedeutungsschwund der Personalcomputer auch andere trifft. Beim Softwarekonzern Microsoft etwa lahmt die Windows-Sparte, und es ist fraglich, ob die Neuauflage Windows 8 für eine baldige Belebung sorgt. Die jüngsten Geschäftszahlen der Computerhersteller Hewlett-Packard und Dell sind niederschmetternd. Advanced Micro Devices, der kleinere Wettbewerber im Geschäft mit PC-Chips, steht noch viel schlechter da als Intel.
Die Karten in der Technologiebranche werden neu gemischt. Einst festgefahrene Strukturen, wie sie in der Wintel-Allianz zementiert waren, lösen sich auf. Das Geschehen in der mobilen Computerwelt wird von Unternehmen wie Apple oder Google sowie auf der Halbleiterseite von ARM oder Qualcomm diktiert. Es wäre falsch, einen finanzstarken Koloss wie Intel zu unterschätzen, der für seine Investitionsfreude berühmt ist. Aber bislang bleibt das Unternehmen in den wachstumsträchtigsten Feldern der Branche in der völlig ungewohnten Rolle des Herausforderers. Otellini wird seinem noch nicht bestimmten Nachfolger ein schweres Erbe hinterlassen.
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Eine weitere, neue...
Eine weitere, neue Geräteklasse zu etablieren ist doch ein Witz. Selbst als Technik affiner Mensch stelle ich mir doch nicht einen Desktop-PC zum arbeiten, einen Laptop und ein Smartphone für unterwegs, ein Tablet zum Couch surfen und zusätzlich noch ein Ultrabook hin. Oder welches Gerät soll da substituiert werden. Sorry, aber bei Desktop und Notebook CPUs ist Intel weiter meine erste Wahl, bei den anderen Themen keine Chance.
Einen Blick in die...
Einen Blick in die Vergangenheit zu werfen ist einfach … Intel hat am Markt vorbei entwickelt, Fehler gemacht, daraus folgt Misserfolg ;-)
Wie wird es aber eines Tages Apple, ARM oder Qualcomm ergehen? Welche Dinge werden diese Unternehmen versäumen, bevor sie von ihren Herausforderern überrollt werden? Kennen wir diese Herausforderer eigentlich schon? … Stoff für einen neuen Artikel ;-)
Die WIntel Koalition oder...
Die WIntel Koalition oder besser gesagt Microsoft und Intel haben ganz klar den Zug verpasst. Selbst Schuld kann man da nur sagen. Bleibt nur zu hoffen, dass die eierlegende Wollmilchsau Windows 8 den Karren aus dem Dreck zieht. Anfangs skeptisch, bin ich mittlerweile der Meinung das die Cancen realistisch sind. Vorausgesetzt die Kunden freunden sich mit der neuen Oberfläche an. Die Richtung ganz klar: Vom “noch” Desktop-PC zum Tablet bzw. Smartphone. Andersrum stehen die Chancen schlechter. Dafür werden die neuen Surface Tablets zu schlecht angenommen. Nicht umsonst hat Microsoft die Produktion von 4 auf 2 Millionen gesenkt. Ich bin gespannt wie es weitergeht.
Intel in der Rolle des...
Intel in der Rolle des Herausforderers, so ist dass eben wenn man sich in einem bestehenden Marktsegment etablieren will… Warten wir mal ab wie die Cash-Cows nach der breiten Einführung von x86 kompatiblen Application Prozessoren und einer neu aufgerollten Baseband, RFIC Kombination aussehen werden… Man darf gespannt sein!
intel kann es egal in welchen...
intel kann es egal in welchen geräten ihre chips laufen solange sie mit den margen und produktzyklen klarkommen und sich nicht an die winteltanic klammern kann ich mir gut vorstellen das intel auch in 5 jahren noch ein wichtiger spieler im halbleitermarkt sein kann.
mit der dominanz vergangener zeiten dürfte es aber endgültig vorbei sein.
viel schlimmer sieht es für die kistenschieber wie dell und hp aus deren geschäftsmodell hängt zum einen am pc als geräteklasse und zum anderen wie bei microsoft am enterprisemarkt.
da hat aber microsoft völlig verwachst weil sie den gezeitenwechsel hin zu einem vom privatkundengeschäft bestimmten gadgetmarkt verschlafen haben. microsoft hielt an seiner ein-ring-sie-alle-zu-knechten aka windows everywhere strategie fest als schon lange klar war das es sich entweder in consumer und enterprise teilen mußte oder aus einem der beiden segmente verschwinden.
verschwinden werden sie aus dem consumermarkt durch versinken in der bedeutungslosigkeit.
hätten sie einen vernünftigen ceo wäre es jetzt noch zeit zu tun was ibm tat als sie erkannten das die zeit der mainframes vorbei und pc kistenschieberei nicht ihre stärke ist.
leo apotheker mag sozal schwierig sein und sich mit autonomy bei hp einen milliardenflop geleistet haben, aber er hat eines glasklar erkannt — die dinosaurier müßen sich entscheiden und zwar schnell und radikal.