Seit drei Jahren arbeitet die niederländische Initiative Fairphone nun schon an einem internetfähigen Mobiltelefon, das aus nachhaltiger geförderten Rohstoffen besteht wird. Nachdem sie mehr als 15.500 Interessenten gefunden hatte, hat die Initiative nun den nächsten Schritt getan: Seit Dienstagabend können potentielle Kunden das Smartphone vorbestellen. Es soll mit dem Android-Betriebssystem des Konzerns Google laufen, einen Grundspeicherplatz von 16 Gigabyte haben, sowie zwei Kameras mit 8 beziehungsweise 1,3 Megapixeln und wird in etwa so groß wie das Galaxy S III Mini von Samsung. Kostenpunkt des Handys: 325 Euro – ohne Ladegerät. Weil Fairphone das Ziel hat, so viele Ressourcen wie möglich einzusparen, will die Initiative nur solchen Nutzern für 7,50 Euro ein zusätzliches Ladekabel mit Mini-USB-Anschluss verkaufen, die noch keines haben. Nur wenn bis zum 14. Juni mindestens 5000 Menschen das Handy auch tatsächlich vorbestellen, startet die Produktion.

Das nachhaltiger produzierte Handy sei mehr als ein Telefon, nämlich vor allem ein Anfang, heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative. “Obwohl wir das Fairphone nicht so fair gestalten konnten, wie wir angestrebt haben, haben wir eine signifikante Anzahl von Eingriffen in die Lieferkette erreicht, um ein Smartphone zu kreieren, dass Menschen und Werte an erste Stelle stellt.”
Momentan hat jedes neue Elektrogerät seinen Anteil daran, dass Menschen oder Umwelt leiden. Um die in den Geräten verbauten Metalle wie Coltan, Zinn, Tantal oder Gold zu gewinnen, werden Wälder abgeholzt oder Bewohner zwangsumgesiedelt. 20 bis 60 verschiedene Metalle oder Rohstoffe sind in einem modernen Smartphone verbaut, schätzen Experten. Und in den Abbaugebieten in Afrika, Südamerika oder Asien arbeiten die Menschen zu Niedriglöhnen, genauso wie in chinesischen oder vietnamesischen Fertigungsstätten von Unternehmen wie dem Apple-Zulieferer Foxconn, der in der Vergangenheit mehrfach wegen seiner Arbeitsbedingungen in die Kritik geraten war.
Zwar fordern die Vereinten Nationen (UN) inzwischen Unternehmen dazu auf, sich ihrer Sorgfaltspflicht für die gesamte Lieferkette bewusst zu werden und die Kette auch zu überprüfen. Zwar hat die UN-nahe Internationale Arbeitsorganisation ILO mehrere Konventionen zu fairen Arbeitsbedingungen erlassen. Außerdem hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihre “Leitsätze für multinationale Unternehmen” ebenfalls den Begriff “Sorgfaltspflicht” aufgenommen. Doch hätten alle diese Vereinbarungen, die Lieferkette zu überwachen, ein Problem, erläuterte Friedel Hütz-Adams vom Siegburger Südwind Institut für Ökonomie und Ökumene: Sie seien nicht bindend. “Die Unternehmen haben die einzelnen Kettenglieder bewusst aus der Hand gegeben, um Kosten zu sparen”, sagt Hütz-Adams. Für Südwind untersucht er als wissenschaftlicher Mitarbeiter unter anderem die Produktionsbedingungen für Metalle und Kakao. Initiativen wie Fairphone sieht er als “Zwischenweg, der zeigt, dass es möglich ist, für bessere Produktionsbedingungen einzutreten”.
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