Netzwirtschaft

Sheryl Sandbergs Mann und seine Börsenaversion

© Surveymonkey 

Dave Goldberg führt das aufstrebende Internetunternehmen Surveymonkey, einen im kalifornischen Silicon Valley ansässigen Anbieter von Online-Umfragen, der in seiner letzten Finanzierungsrunde mit mehr als 1,3 Milliarden Dollar bewertet wurde. Noch bekannter ist Goldberg als Mann von Sheryl Sandberg, die als Chief Operating Officer das Tagesgeschäft des sozialen Netzwerks Facebook führt und in diesem Jahr einen vielbeachteten Karriereratgeber für Frauen mit dem Titel „Lean In“ geschrieben hat. Das Paar hat einen acht Jahre alten Sohn und eine fünf Jahre alte Tochter. Goldberg hat außerdem einen Sitz im Verwaltungsrat der Washington Post Company, die gerade ihr Zeitungsgeschäft an Jeff Bezos verkauft hat, den Vorstandschef des Online-Händlers Amazon.com. Der 45 Jahre alte Goldberg war in der Anfangszeit seiner Karriere selbst Unternehmer und gründete mit 26 den Musikdienst Launch Media. Er brachte das Unternehmen erst an die Börse und verkaufte es dann an den Internetkonzern Yahoo, für den er sechs Jahre lang arbeitete. 2009 stieg er als Vorstandsvorsitzender bei Surveymonkey ein.

Herr Goldberg, lesen Sie noch Zeitungen?

Sie werden es nicht glauben, aber neben mir liegt ein „Wall Street Journal“. Und die „New York Times“ lese ich auch. Das gilt übrigens auch für meine Frau. Natürlich nutze ich auch die Online-Versionen, aber ich finde, die gedruckte Form liest sich noch immer schneller. Ich glaube aber nicht, dass meine Kinder noch Zeitungen lesen werden.

Sie sitzen im Verwaltungsrat der Washington Post Company und waren dabei, als die Entscheidung fiel, das Zeitungsgeschäft an Jeff Bezos zu verkaufen. Kann Bezos die „Washington Post“ retten?

Ich will das nicht direkt kommentieren. Lassen Sie mich so viel sagen: Ich finde, Jeff Bezos ist ein unglaublich talentierter Geschäftsmann und zu großartigen Dingen fähig.

Im Hauptberuf sind Sie Vorstandsvorsitzender des Internetunternehmens Surveymonkey, einem Spezialisten für Online-Umfragen. Wer nutzt Ihren Dienst?

Das Spektrum ist breit. Zum Beispiel Unternehmen für Mitarbeiterbefragungen. Oder Schulen für Befragungen von Eltern. Oder Vereine für Befragungen ihrer Mitglieder.

Wie viele zahlende Kunden haben Sie?

Unsere Gratisversion hat 15 Millionen Nutzer, 360 000 Kunden zahlen Gebühren. Das ist zwar die Minderheit, aber es ist trotzdem ein gutes Geschäft. Wir haben 2012 einen Umsatz von 113 Millionen Dollar gemacht und wollen auch in diesem Jahr zweistellig wachsen. Wir sind außerdem seit der Gründung im Jahr 1999 in jedem Jahr profitabel gewesen. Fast alle großen amerikanischen Unternehmen sind Kunden bei uns. Auch Schulen, Behörden und andere nichtgewinnorientierte Organisationen zahlen für unseren Dienst.

Wollen Sie mit Ihrem Angebot etablierte Marktforscher wie zum Beispiel die deutsche GfK angreifen?

Ich sehe uns nicht wirklich als Konkurrenten. Wir verstehen uns als Technologieunternehmen, das seinen Kunden Instrumente an die Hand gibt, damit sie Befragungen durchführen können. Marktforscher begleiten dagegen ihre Kunden viel stärker bei der Konzeption und der Auswertung von Befragungen.

Also wofür würde dann zum Beispiel ein Konsumgüterkonzern wie Procter & Gamble Ihren Dienst nutzen und wofür die GfK?

Procter & Gamble ist ein Kunde von uns, die Personalabteilung nutzt unseren Dienst für Befragungen von Mitarbeitern zu Weiterbildungsprogrammen. Wenn es dagegen um Verbraucherforschung geht, wird Procter & Gamble wohl eher auf traditionelle Marktforscher zurückgreifen.

Bieten Sie Ihre Technologie denn auch den Marktforschungsunternehmen selbst an?

Einige kleinere Marktforscher sind Kunden von uns. Größere Marktforscher wie die GfK haben ihre eigenen Instrumente. Aber wir arbeiten an neuen Technologien, die hoffentlich auch für diese Unternehmen interessant sein könnten. Ich würde sie liebend gerne als Kunden haben.

Sehen Sie eine Gefahr, dass ein großer Internetkonzern das Geschäft mit Online-Umfragen entdecken und zu einer Konkurrenz werden könnte?

Ich sehe unsere Konkurrenz eher in kleineren, spezialisierten Unternehmen. Nach unserem Wissen gibt es etwa 100 solche Anbieter, wir sind aber mit Abstand der größte. Die großen Internetkonzerne sind an diesem Geschäft nicht wirklich interessiert. Ich spreche oft mit ihnen und habe den Eindruck, das ist kein strategisches Feld für sie. Natürlich kann sich das auch ändern. Google gehört zu unseren Investoren und hat bei unserer letzten Finanzierungsrunde im Januar einen Anteil von 5 Prozent gekauft.

Diese Finanzierungsrunde war ungewöhnlich und schien darauf angelegt, einen Börsengang möglichst lange zu vermeiden. Sie haben alte Investoren mit dem Geld neuer Investoren wie Google ausbezahlt und einen Kredit aufgenommen. Warum sträuben Sie sich gegen einen Börsengang?

Es gibt Unternehmen, für die ist ein Börsengang die richtige Strategie. Das Karrierenetzwerk Linkedin ist ein Beispiel dafür. Wir sind einfach zu dem nüchternen Schluss gekommen, dass bei uns die Vorteile die Nachteile nicht überwiegen. Wir hatten auch ohne die Börse Zugang zu Kapital, und da unser Geschäft nicht so verbrauchernah ist, brauchten wir einen Börsengang auch nicht zu Marketingzwecken. Ich bin aber auch nicht ideologisch und will nicht ausschließen, dass wir in der Zukunft doch an die Börse gehen werden.

Sie haben ja die Schattenseiten einer Börsennotierung im eigenen Haushalt mitbekommen, als der Arbeitgeber Ihrer Frau im vergangenen Jahr zum Prügelknaben an der Wall Street wurde. Hat Sie das beeinflusst?

Ich habe es zu einer persönlichen Regel gemacht, nicht über Facebook zu sprechen. Ich habe meine eigenen Erfahrungen mit der Börse gemacht. Ich habe mein erstes Unternehmen Launch Media an die Börse gebracht, und das hatte positive und negative Seiten. Nach dem Verkauf von Launch an Yahoo war ich dort sechs Jahre, und ich habe gesehen, was für eine Last es ist, mit den Quartalsergebnissen die Erwartungen der Wall Street erfüllen zu müssen. Das verleitet zu kurzsichtigen Entscheidungen, die nicht gut für ein Unternehmen sind, und das sieht man bei Yahoo bis heute.

Nützt es Ihnen in Ihrem eigenen Job, mit Sheryl Sandberg verheiratet zu sein?

Natürlich. Es ist toll, eine Partnerin zu haben, die zu den besten Köpfen im Geschäft hier im Silicon Valley gehört. Wir reden ständig über unsere Arbeit miteinander.

Können Sie ein Beispiel nennen, wo Ihre Frau Ihnen geholfen hat?

Bei der Personalsuche. Ich brauchte jemanden für mein Management-Team und habe meiner Frau gesagt, wonach ich suche. Sie sagte, ihr falle da genau die richtige Person ein, und ich habe ihn eingestellt.

Das von Ihrer Frau verfasste Karrierebuch „Lean In“ hat in diesem Jahr hohe Wellen geschlagen. Sie nennt die Wahl des Lebenspartners eine der wichtigsten Karriereentscheidungen im Leben einer Frau und erzählt auch einige persönliche Episoden aus Ihrer Ehe, zum Beispiel über die Arbeitsteilung in Ihrem Haushalt…

Im Prinzip ist mir der Gedanke unangenehm, öffentlich über unser Privatleben zu sprechen. Aber wir stimmten beide überein, dass es wichtig ist, diese Debatte über Frauen und Karriere anzustoßen, und zwar nicht nur für die Frauen, sondern auch für Männer.

Die Aussage Ihrer Frau, sie verlasse das Büro bei Facebook um 17:30 Uhr, um mit der Familie zu Abend essen zu können, sorgte für viel Diskussion.

… und ich tue das Gleiche, nur hat das nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen wie bei ihr. Mittlerweile ist es eher 18 Uhr, weil die Kinder etwas älter sind. Natürlich gehe ich dann trotzdem um 20 oder 21 Uhr wieder online und kümmere mich um E-Mails, wenn die Kinder im Bett sind. Aber mir ist es wichtig, meinen Mitarbeitern vorzuleben, dass sie ihre Familien nicht zu kurz kommen lassen müssen.

Das heißt, viele Mitarbeiter von Surveymonkey verlassen das Büro um 17:30 oder 18:00 Uhr?

Auf jeden Fall.

Folgen Sie mir auf Twitter

Die mobile Version verlassen