Als Christian Gaiser im Jahr 2008 für seine Uni-Abschlussarbeit in die Vereinigten Staaten reiste, wunderte er sich immer wieder über überfüllte Briefkästen. Vor allem zum Wochenende hin verstopfte die Postboxen eine Vielzahl von Werbeprospekten, mit denen Händler versuchten, Kunden in ihre Geschäfte zu locken. Zurück in Deutschland, entwickelte der damals 22 Jahre alte Absolvent der Wirtschaftshochschule WHU aus der Erfahrung in Amerika ein Geschäftsmodell. Er gründete den Werbebotschaftsaggregator Kaufda, um sich daranzumachen, auch die in Deutschland vielfach verteilten Prospekte zu digitalisieren und ins Internet zu bringen.
Fünf Jahre nach der Amerika-Reise kehrt Gaiser nun mit Kaufda in die Vereinigten Staaten zurück. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung startet die hinter der Marke Kaufda stehende Bonial International Group GmbH aus Berlin am heutigen Montag in Amerika ihr amerikanisches Angebot mit dem Namen Retale. Nach dem Markteintritt in Frankreich im Dezember vor zwei Jahren sowie in Spanien, Brasilien und Russland im vergangenen Jahr ist die Bonial International somit in insgesamt sechs Ländern aktiv.
In allen Märkten zielen Anbieter wie Kaufda, der Dresdner Konkurrent Marktjagd oder das Münchner Unternehmen Meinprospekt auf Werbebudgets, die bislang an die Papierform gebunden sind. Neben Postwurfsendungen liegen gedruckte Werbeprospekte bislang etwa auch Zeitungen bei. Die Beilagendigitalisierer bereiten dagegen die Produktinformationen für Anwendungen für Smartphones oder Tabletcomputer auf und für Internetseiten, die von stationären Computern aus abrufbar sind.
Alle Anbieter schreiben sich auf die Fahnen, dem lokalen Einzelhandel mit diesen digitalen Instrumenten Kunden zuzuführen. Die Händler bezahlen für diese Dienstleistung: je nach Anbieter eine Paketgebühr oder wenn eines ihrer Werbemittel abgerufen wird. Das große Ziel ist eine Abkürzung für vier englische Wörter: Ropo – „Research online, purchase offline“, auf Deutsch: Suche im Netz nach Preis- oder Produktinformationen und kaufe dann beim Händler um die Ecke. Gaiser rechnet mit einem Volumen von drei Milliarden Euro an papiergebundener Prospektwerbung in Deutschland. In den Vereinigten Staaten sollen es umgerechnet elf Milliarden Euro sein.
„Wir wollen unser Unternehmen zu einem global führenden Anbieter ausbauen“, sagte Gaiser dieser Zeitung. Daher sei es eine logische Konsequenz, weiter zu wachsen und auch in den größten Märkten der Welt präsent zu sein. „Wenn unser Vorhaben gelingt und wir erfolgreich in Amerika starten, bin ich der Überzeugung, dass dieser Markt auch wirtschaftlich größer werden kann als alles, was wir bisher aufgebaut haben.“ Nach seinen Angaben ist das Deutschland-Geschäft von Bonial seit rund zweieinhalb Jahren profitabel. Die Auslandsmärkte seien noch nicht so weit, entwickelten sich aber langsam positiv. „Diese Entwicklung stimmt uns sehr optimistisch, nun den größten Markt der Welt anzugehen.“
Vor dem möglichen Erfolg steht erst einmal eine Investition. Für die weitere Internationalisierung nimmt Bonial International, das seit 2011 mehrheitlich dem Medienkonzern Axel Springer gehört, umgerechnet rund 24 Millionen Euro in die Hand, wovon nach Gaisers Angaben ein Großteil in die Expansion in Amerika fließen soll. Den Markteinstieg erleichtern sollen Mitarbeiter und Berater, die allesamt eine Vergangenheit im amerikanischen Handel haben. Dazu zählt unter anderen die neue Retale-Chefin Pat Dermody, die lange Jahre für das amerikanische Einzelhandelsunternehmen Sears tätig war. Die Retale-Beraterin Julie Gardner kommt dagegen vom Modeeinzelhändler Kohl’s. Zum Start in Amerika sind Handelsketten wie Toys „R“ Us, Radio Shack oder dabei.
In der Berliner Zentrale und am inzwischen eingerichteten Retale-Unternehmenssitz in Chicago arbeiteten 40 Personen am Projekt „Switzerland“ – wie die Amerika-Expansionspläne seit ihrem Aufkommen vor gut einem Jahr intern genannt wurden. In insgesamt 18 amerikanischen Bundesstaaten haben Gaiser und seine Mitarbeiter bei verschiedenen Handelsunternehmen Klinken geputzt, um sie vom Geschäftsmodell zu überzeugen. Dabei sei auch das Merkmal „Made in Germany“ hilfreich gewesen. „Wenn ihr es auf dem härtesten Handelsmarkt der Welt geschafft habt, dann muss die Idee ja gut sein“, umschreibt Gaiser die Reaktion mancher Partnerunternehmen.
Bei der Entwicklung des Amerikageschäfts denke man mittelfristig, sagt der Geschäftsführer der Bonial International Group. „Für uns ist wichtig, dass wir erst einmal das Modell in den Markt bringen.“ In den nächsten drei Jahren sehe er ein „realistisches Potential“ von bis zu 10 Millionen amerikanischen Nutzern.
... umsonst ...
Kein denkender Mensch will oder benötigt diese oder jede andere Reklame.
Möge dieser findige Mensch bald pleite gehen und sich dann einen für die Menschheit sinnvolleren Beruf suchen, Bäcker oder Koch zum Beispiel.