Netzwirtschaft

Yahoo-Teenagerstar Nick D’Aloisio: „Steve Jobs war meine Inspiration“

© AFPNick D’Aloisio

Herr D’Aloisio, Sie haben im vergangenen Jahr Ihre Smartphone-Anwendung Summly für 30 Millionen Dollar an Yahoo verkauft…

Die Zahl kann ich Ihnen nicht bestätigen.

…was machen Sie mit dem Geld? Sie sind gerade 18 Jahre alt geworden…

Es liegt in einem Treuhandfonds. Ich habe gar keine Zeit, darüber nachzudenken, was ich damit anfangen könnte.

Also keinerlei Extravaganzen?

Ich habe ein Paar Turnschuhe von Christian Louboutin an. Aber die habe ich mir nicht einmal selbst gekauft, sie waren ein Geschenk.

Wahrscheinlich hat sich Ihr Marktwert in der Damenwelt erhöht?

Kann schon sein, aber ich habe immer noch die gleiche Freundin wie vorher.

Müssen Sie sich manchmal selbst in den Arm kneifen, wenn sie daran denken, welchen Reichtum Ihnen Ihr Unternehmen in so einem jugendlichen Alter beschert hat?

Es ist schon alles ein bisschen surreal. Ich versuche einfach, bescheiden zu bleiben und mich auf meine Arbeit bei Yahoo zu konzentrieren.

Warum haben Sie Ihr Unternehmen so schnell verkauft und nicht versucht, es selbst weiter aufzubauen?

Ich war 17 Jahre alt, als das Übernahmeangebot kam. Es wäre dumm gewesen, das nicht ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Und Yahoo hat mir die Möglichkeiten gegeben, fortzusetzen, was wir mit Summly geschaffen haben, aber mit mehr Ressourcen und ohne Finanzierungssorgen. Die Anwendung „Yahoo News Digest“, die wir hier auf der CES vorgestellt haben, ist im Kern Summly, nur eben deutlich weiterentwickelt zu einem Dienst, der Nachrichten und Informationen aus vielen verschiedenen Quellen zusammenfasst.

Aber Summly selbst wurde nach der Übernahme sofort geschlossen, auch der Name ist verschwunden…

Ich finde es gut, dass der Dienst jetzt eine neue Markenidentität hat. Zumal ich hoffe, dass er ein sehr wichtiger Teil von Yahoo wird.

Manche Skeptiker haben gesagt, Yahoo habe Ihr Unternehmen vor allem deshalb gekauft, um in die Schlagzeilen zu kommen…

Ich denke, wir haben spätestens jetzt bewiesen, dass es kein PR-Gag war, weil die Mission von Summly in „Yahoo News Digest“ fortbesteht.

Was steht denn jetzt als Yahoo-Angestellter auf Ihrer Visitenkarte?

„Produktmanager für Yahoo News Digest“. Ich bin derjenige, der die Hauptverantwortung für das Produkt trägt.

Haben Sie eigentlich vor dem Verkauf Ihres Unternehmens Dienste von Yahoo genutzt?

Ich hatte ein E-Mail-Konto bei Yahoo. Und ich war auch öfter auf anderen Seiten wie der Homepage, wenn auch vielleicht nicht jeden Tag. Aber es gibt eigentlich kaum einen Internetdienst, den ich jeden Tag nutze.

Kann Yahoo jemals wieder cool werden?

Na klar, und ich finde, das ist jetzt schon so. Wir haben großartige Resonanz von Nutzern auf neue Dienste bekommen, unser Wetterangebot hat Designpreise gewonnen. Wenn ich heute mit Leuten außerhalb des Unternehmens spreche, dann höre ich oft: „Yahoo ist wieder relevant.“ Die Leute reden wieder ganz anders über Yahoo.

Aber das schlägt sich noch nicht so recht in Werbeumsätzen nieder…

Dazu kann ich mich nicht äußern, für Werbung bin ich nicht zuständig.

Wie finden Sie es, dass Sie jetzt Angestellter sind und kein Unternehmer mehr?

Der Unterschied ist nicht einmal so riesig. In der Kultur von Yahoo steckt viel Unternehmertum. Natürlich gibt es Leute wie unsere Vorstandsvorsitzende Marissa Mayer, die eine Linie vorgeben, aber man hat hier trotzdem das Gefühl, selbst kreative Kontrolle zu haben.

Wie lange wollen Sie bei Yahoo bleiben?

Mir gefällt es hier, und wir haben gerade erst „Yahoo News Digest“ herausgebracht, also es gibt noch viel zu tun.

Wird es Sie nicht eines Tages wieder jucken, selbst ein Unternehmen zu gründen?

Ja, absolut, in der Zukunft will ich auf jeden Fall wieder Unternehmer sein. Ich bin heute hungriger als je zuvor, und es gibt noch andere Gebiete, die ich spannend finde.

Das hieße, Ihre Zeit bei Yahoo ist auf jeden Fall begrenzt?

Naja, alles im Leben ist begrenzt, weil wir eines Tages sterben. Ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Es ist möglich, dass ich in zehn Jahren noch bei Yahoo bin.

Wie kamen Sie als Teenager zum Programmieren?

Ich fand es faszinierend, als die ersten „Apps“ für das iPhone herauskamen. Jeder auf der Welt hatte die Chance, solche Anwendungen zu entwickeln und damit Geld zu verdienen. Also habe ich mir selbst das Programmieren beigebracht und mit meinen ersten Apps ein paar tausend Pfund verdient. Dann hatte ich die Idee für eine Anwendung, die kurze Zusammenfassungen von Inhalten auf Internetseiten erstellt, und daraus ist Summly geworden.

Wie kamen Sie auf diese Idee?

Ich habe mich auf Prüfungen vorbereitet und festgestellt, dass es bei dem Wust an Inhalten im Internet oft schwer ist, zu entscheiden, was man lesen soll. Deshalb dachte ich mir, es wäre gut, wenn man eine Vorschau oder Zusammenfassung hätte.

Nach der Übernahme durch Yahoo ist geschrieben worden, dass ein großer Teil der Arbeit an Summly von anderen erledigt wurde. Wie groß war Ihr Beitrag?

Ich hatte Partner, die mir beim Programmieren und bei der Entwicklung geholfen haben. Aber von mir stammte der ursprüngliche Algorithmus für den Dienst, und ich habe auch viel am Design gearbeitet.

Also sehen Sie Summly als Ihr Baby…

Ja. Ich bin der Gründer, und ich habe viel Arbeit in das Produkt gesteckt

Wie haben Sie es geschafft, den Milliardär Li Ka-Shing aus Hongkong als Investor für Summly zu gewinnen?

Seinen Leuten ist die Anwendung aufgefallen, als sie im App Store von Apple empfohlen worden ist. Ich bekam eine E-Mail von ihnen, und wir haben vereinbart, zu telefonieren. Sie haben gedacht, sie würden mit einem Erwachsenen sprechen, der gerade in einem Büro in London sitzt. Stattdessen war es nur ich in meinem Schlafzimmer mit meinen damals 15 Jahren. Ich habe dann am Ende des Gesprächs verraten, wie alt ich bin. Das hat sie nicht davon abgehalten, 300000 Dollar in Summly zu investieren.

Wer sind Ihre Vorbilder?

Natürlich Marissa Mayer, weil sie großartige Arbeit bei Yahoo leistet. Ansonsten war Steve Jobs eine enorme Inspiration für mich. Mir hat zum Beispiel die Geschichte in seiner Biographie über ihn gefallen, als er mit 12 Jahren einfach so bei Bill Hewlett von Hewlett-Packard anrief und dann von ihm einen Ferienjob bekommen hat. Diese forsche Einstellung fand ich inspirierend. Ich habe auch alles Mögliche versucht, um mein Produkt ins Gespräch und unter die Leute zu bringen. Man braucht Entschlossenheit und Hartnäckigkeit, um Erfolg zu haben.

Was raten Sie anderen Teenagern, die es Ihnen gleichtun wollen?

Ich rate ihnen, unerschrocken zu sein und keine Angst davor zu haben, zu scheitern und Kritik einzustecken.

Neben Ihrer Arbeit für Yahoo gehen Sie noch immer zur Schule…

Ja, ein paar Tage in der Woche. Ansonsten pendle ich zwischen den Yahoo-Büros in London und im Silicon Valley hin und her. Im Sommer bin ich mit der Schule fertig. Vielleicht werde ich irgendwann einmal studieren.

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