Noch vor kurzem verkauften die meisten Softwarehersteller ihre Programme auf CDs und noch ganz selten über das Internet. Selbst das amerikanische Unternehmen Adobe, Entwickler des Dateiformats Pdf und des dazu gehörenden Leseprogramms Reader, lebte noch gut in dieser alten Welt. Und das, obwohl Nutzer die Grundversion des Readers schon lange als frei verfügbare Software über das Internet beziehen können. Erst 2009 sprach die Adobe-Geschäftsführung in ihrem jährlichen Brief an die Anteilseigner das Konzept von der “Software as a Service” an, und auch damals nur mit dem Zusatz, dass es sich bei den nach Bedarf als Dienstleistung aus dem Netz bezogenen Programmen um einen “aufkeimenden Markt” handele.
Inzwischen ist aus den ersten zarten Keimen ein milliardenschweres Geschäft erwachsen. Das Beratungsunternehmen Boston Consulting Group schätzte den Markt für Software as a Service (SaaS) im vergangenen Jahr auf 15 Milliarden Dollar und prognostizierte, dass er drei Mal so schnell wachsen werde, wie der Markt für herkömmliche Software. Phänomene wie das Cloud Computing, also die dezentrale Nutzung von Rechenkapazitäten über das Internet, und Big Data, die Analyse von riesigen Datenmengen, setzen die Softwareindustrie unter einen hohen Anpassungs- und Innovationsdruck. Sie müssen ihre Programme den Bedürfnissen der Unternehmen anpassen. Die Software sollte nicht nur auf Desktop-Computern im Büro funktionieren, sondern auch auf Smartphones oder Tablets. Und Mitarbeiter sollten am besten von überall auf wichtige Daten zugreifen können.
In diesem Umfeld ist auch eine neue Kooperation zu sehen, die Adobe am Dienstag bekannt gegeben hat. Das Unternehmen wird künftig zusammen mit dem deutschen Softwareunternehmen SAP seine Lösung für digitales Marketing vertreiben. Die Partnerschaft sieht vor, dass SAP Unternehmen die “Marketing Cloud” zusammen mit seiner Datenbank Hana anbietet, mit der diese große Datenmengen in hoher Geschwindigkeit analysieren können. Die Kombination soll es Geschäftskunden ermöglichen, “Daten aus unterschiedlichen Marketingkanälen zu analysieren und Kundeninteraktion in Echtzeit zu erreichen”, heißt es in einer Mitteilung. Damit sollen Unternehmen ihre Geschäftsergebnisse verbessern können, so lautet das Versprechen der neuen Partner.
Mit der Hana-Technik sei es zum Beispiel Händlern möglich, “datengetriebene Einsichten” zu erhalten und so auch ihren Absatz zu erhöhen, und zwar sowohl online als auch in stationären Läden, sagte Brad Rencher, der als Vizepräsident das Geschäft mit dem digitalen Marketing bei Adobe leitet. Die in der Datenbank Hana eingesetzte In-Memory-Technik könne dabei besonders gut die Herausforderung lösen, Daten zusammenzuführen und zu analysieren, die aus verschiedenen Quellen stammen – etwa aus sozialen Netzwerken oder aus unternehmenseigenen Datenbanken zur Kundenbetreuung.
In der Zukunft müssen Unternehmen immer mehr Entscheidungen in Echtzeit treffen, sagt Jonathan Becher, der bei SAP für das Marketing verantwortlich zeichnet. Becher nennt als Beispiel eine britische Spielwarenhandelskette. Sogar bisher loyale Kunden ziehen in den Geschäften ihre Smartphones hervor, um die Angebote der Konkurrenten zu vergleichen. Diese Kunden gelte es zu erreichen, mit auf digitalen Kanälen versendeten und individualisierten Angeboten.
Der SAP-Manager sieht in der Kooperation mit Adobe auch Symbolcharakter für die Zukunft der Branche. “Solche Verbindungen werden künftig populärer werden”, sagt Becher. Dass sein Unternehmen, das auch eigene Lösungen für digitales Marketing anbietet, sich damit selbst Konkurrenz macht und am Ende verlieren könnte, sieht Becher nicht. “Wir teilen uns den Kuchen zusammen.” Und der werde derzeit eher größer als kleiner.
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Wolkige Versprechungen: Nicht die Cloud-Anbieter passen sich dem Kundenbedarf an, sondern ...
.. der IT-Kunde wird zunehmend in eine (als “Service” beschönigte) Abhängigkeit manövriert. In dieser Welt hat der IT-Kunde zu unterlassen, was das System nicht abdecken kann. Gerade Handelsunternehmen kennen diese Gängelei… und die kostspielige “Anpassung”.
Viel Vergnügen sei zudem allen denen gewünscht, deren Lieferkette, Produktion oder Rechnungswesen in der Cloud stillstehen, während der Telefon-Support (im Brabbelenglisch eines Billiglohnlandes) mutmaßt, das Problem orten zu können: Irgendwo, irgendwann.
Provinzkämmerer (bekannt von verunglückten Cross-Border-Leasing-Finanzierungen) mag die Mär vom Energiesparen, von Wartungsarmut, Speicher- und Programmsharing ja noch übertölpeln.
Erwachsene Unternehmen dagegen sind immer weniger bereit, ihre IT-Souveränität im Tausch für Gimmicks und Glasperlen aus der Hand geben. (Gekaufte Vorzeigekunden ausgenommen)
Neben Fragen der Funktionalität sind die Beteuerungen der Vermarkter zu Sicherheit und Anwenderverfügbarkeit geradezu ein Hohn (s. Wikileakssperre durch Amazon ).
Datensicherheit und US-Datennetze – das ist nicht nur im Land des Partriot Acts und unfairer Handelskrieger ein Widerspruch in sich.
Das Konzept der Cloud ist nicht vom Kunden her gedacht, sondern die Ausgeburt einer Branche, die händeringend neue (auch unsaubere) Geschäftsfelder sucht.
Geburtshelfer sind “unabhängige” Unternehmensberatungen, die IT-Vorständen (mit Appetit auf Scheinerfolgs-Boni) wieder einmal die Zahlen zur Nutzen-Erwartung frisieren.
[…] 04:19 UTC Zusammen in der Wolke: Adobe und SAP kooperieren […]
[…] vorgestellte engere Kooperation von SAP und Adobe sorgte für Aufsehen. Wie zum Beispiel im Netzwirtschaft-Blog von FAZ-Redakteur Martin Gropp, der dazu schrieb: „Die Partnerschaft sieht vor, dass SAP Unternehmen die Adobe Marketing Cloud […]