Netzwirtschaft

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Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie sie sich auf Menschen und Märkte auswirkt, beleuchtet das Netzwirtschaft-Blog auf FAZ.NET.

Linkedin-Mitgründer übernimmt mehr Verantwortung für Start-ups

Konstantin Guericke steigt beim Wagniskapitalgeber Earlybird Venture Capital auf, um europäischen Start-ups in Amerika zum Durchbruch zu verhelfen.

Wenn es auf der Weltkarte der Internetwirtschaft so etwas wie ein Top-Reiseziel gibt, dann ist es das Silicon Valley in den Vereinigten Staaten: jene Region um San Francisco, deren Unternehmen seit Jahrzehnten die Entwicklung in der Technikbranche rund um die Welt dominieren, egal ob sie nun Apple, Google oder Facebook heißen. Immer wieder kommen Gründer aus der ganzen Welt dorthin, um Kontakte zu knüpfen und Geldgeber für jungen Internetunternehmen zu finden.

Ein Anlaufpunkt für solche Unternehmer ist auch Konstantin Guericke. Seit rund zwei Jahren berät der aus Hamburg stammende Mitgründer des beruflichen Netzwerks Linkedin die Berliner Wagniskapitalgesellschaft Earlybird Venture Capital, um europäische und deutsche Start-ups bei ihren ersten Schritten im Silicon Valley zu unterstützen. Nun steigt Guericke bei Earlybird auf und wird „Portfolio Development Partner“. Von Palo Alto aus soll er sich künftig noch stärker um die Unternehmen kümmern, die Earlybird mit Geld, Rat und Tat versorgt. Bisher hatte Guericke lediglich die Unternehmen betreut, die die Berliner Partner ausgesucht haben, und sie vor allem als Mentor im Aufsichtsrat unterstützt. Jetzt wird er mit seinen Berliner Kollegen die Unternehmen zusammen auswählen, in die Earlybird investieren will.

Der Wagnisfinanzierer stellt dabei den Fokus groß: Gesucht werden Gründungen, die einmal eine Milliarde Dollar oder mehr wert sein könnten. „Wir investieren in Unternehmen, die die Chance haben, Weltmarktführer in ihrer Branche zu werden“, sagt Guericke. Bisher hat die Wagniskapitalgesellschaft mehr als 700 Millionen Euro für Fonds eingesammelt, um solche lohnenswerte Investitionen zu tätigen. Zu den derzeit geförderten Unternehmen gehört etwa die Berliner Online-Auktionsplattform Auctionata, der Musikstreamingdienst Simfy oder die Münchener Carsharing-Plattform Carpooling. Erfolgreich ausgestiegen ist Earlybird zum Beispiel beim Onlinelotterie-Anbieter Tipp24, der inzwischen im deutschen Börsensegment S-Dax gelistet ist.

„Aus meiner Sicht werden jedes Jahr zehn bis zwanzig Milliardenunternehmen geboren“, sagt Guericke. „Die Zahl ist relativ konstant, aber versteckt zwischen 10000 Businessplänen.“ Seine Aufgabe und die der Earlybird-Partner sei es nun, die Spreu vom Weizen zu trennen und die Gründer zu finden, die das Feuer haben, um ihre Geschäftsidee marktreif und dann groß zu machen.

Gründer müssten die Leidenschaft mitbringen, ein Problem unbedingt lösen zu wollen. „Sie müssen bereit sein für fünf Jahre nach Korea zu ziehen, wenn es nötig ist“, sagt Guericke. Oder eben ins Silicon Valley. „Viele deutsche Gründer kommen nur für kurze Zeit hierher, um ein paar Termine mit potentiellen Partnern zu bekommen. Dann reisen sie wieder ab“, schildert Guericke. Das machen isrealische Start-ups schon besser: Sie schicken den Gründer nach Amerika, während der Rest des Unternehmens in Isreal bleibe und dort weiter an der Geschäftsidee und den Produkten arbeite. Wer aber einen Partner finden wolle, müsse länger ausharren, um eine Vertrauensbasis zu schaffen, sagt Guericke. Er spricht da auch ein wenig aus Erfahrung. Vor fast 30 Jahren kam er als Student ins Silicon Valley – und ist geblieben.

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