Wer erkennen will, wie schnell sich das mobile Internet gerade entwickelt, muss nur morgens in einer deutschen Großstadt mit der U-Bahn zur Arbeit fahren. Wohin der Blick auch wandert, er erfasst oft Menschen, die auf internetfähige Mobiltelefone schauen oder darauf herumtippen.
Wie schnell sich derzeit das mobile Internet entwickelt zeigen aber auch drei Details, die der schwedische Netzausrüster Ericsson an diesem Dienstag in seinem neuen “Mobility Report” veröffentlicht hat. Demnach hat der von Smartphones rund um die Welt verursachte Datenverkehr inzwischen schon den mobilen Datenverkehr von Personalcomputern, Tabletrechnern und mobilen Routern überschritten. Allein im ersten Quartal dieses Jahres hat auch deshalb der mobile Datenverkehr insgesamt die Menge der im gesamten Jahres 2011 mobil umgeschlagenen Daten erreicht. Und laut Ericsson wird es schließlich drittens in den nächsten fünf Jahren so weiter gehen: Bis 2019 wächst der globale mobile Datenverkehr demnach um das Zehnfache auf dann 20 Milliarden Gigabyte – eine jährliche Steigerung um 45 Prozent. Zum Vergleich: Der gesamte über das Festnetz abgewickelte Datenverkehr wird dann 140 Milliarden Gigabyte betragen. Zwar werden damit von unterwegs immer noch deutlich weniger Daten verbraucht als zu Hause. Doch wird jeder Smartphone-Nutzer dann im Monat voraussichtlich 2500 Megabyte an Daten über sein Handy empfangen oder senden. Heute sind es laut Ericsson 650 Megabyte.
Doch nicht alle Menschen auf der Welt werden diese Daten in der gleichen Geschwindigkeit empfangen können. Ein weiteres Ergebnis des Mobility Reports ist, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Internet der zwei Geschwindigkeiten rund um die Welt entstehen könnte. Das Stichwort ist dabei der Fachbegriff Long Term Evolution. Auf dem Papier verheißt der so bezeichnete Mobilfunkstandard der vierten Generation ruckelfreie Videos und blitzschnellen Internetseitenaufbau. Die gute Nachricht laut Ericsson: Rund um die Welt wird sich das Angebot an LTE-fähigen Netzen steigern. Doch werden die Nutzer in verschiedenen Ländern das Angebot unterschiedlich häufig wahrnehmen – was wiederum zu einer Geschwindigkeitsspaltung der Welt führt.
Konkret: In Nordamerika werden 2019 85 Prozent der Nutzer LTE-Verbindungen auch tatsächlich verwenden. In Nordostasien hingegen werden 45 Prozent der Nutzer den schnellen Mobilfunkstandard wahrnehmen, obwohl 95 Prozent das 2019 theoretisch könnten. Ähnlich klaffend könnte der Unterschied zwischen LTE-Angebot und LTE-Nachfrage in Europa ausfallen. Hier könnten rund 80 Prozent der Bevölkerung in fünf Jahren theoretisch mit LTE mobil surfen, aber nur 30 Prozent werden es dann auch tatsächlich tun.