Netzwirtschaft

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Berliner Sprachlern-App Babbel: Nächste Station New York

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Die Anwendung in Aktion© BabbelDie Anwendung in Aktion

 

Eine der Gründungsanekdoten der Berliner Sprachlernanwendung Babbel geht so: Als Markus Witte, Thomas Holl und Lorenz Heine 2007 ihr neues Unternehmen für Online-Sprachkurse im Handelsregister eintragen lassen wollten, konnten sie es nicht wie geplant Babbel GmbH taufen. Das Amtsgericht sah Verwechselungsgefahr mit dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler Markus Babbel. Also heißt das Unternehmen hinter den gleichnamigen Spracherwerbs-Anwendungen für Smartphones oder Tablets heute Lesson Nine GmbH. In diesen Tagen erfahren Witte, Holl und Heine immerhin eine kleine Genugtuung gegenüber den deutschen Registerbehörden. Schon Mitte Dezember haben sie im amerikanischen Bundesstaat Delaware die Babbel Incorporated eintragen lassen. Seit diesem Mittwoch ist die amerikanische Tochtergesellschaft der Berliner nun auch offiziell auf dem amerikanischen Markt aktiv, um dort Sprachlernanwendungen per Abonnement zu vertreiben.

“Wir sehen in den Vereinigten Staaten inzwischen eine  so hohe Nachfrage, dass wir an dem Punkt angekommen sind, an dem wir sagen: Wir wollen ein eigenes Team vor Ort aufbauen, das von einem unserer Gründer geführt wird”, sagt Geschäftsführer Markus Witte im Gespräch mit dem Netzwirtschaft-Blog. Dafür hat er den Mitgründer und bisherigen Technikvorstand Thomas Holl nach New York geschickt, wo die Babbel Inc. im Stadtteil Lower East Side nahe der Williamsburg Bridge sitzt. Derzeit arbeiten dort sechs Mitarbeiter, bis Jahresende sollen es zwölf sein. Nordamerika sei kein absolutes Neuland für sein Unternehmen, sagt Witte. Mehr als 10 Prozent der Umsätze stammen schon aus den Vereinigten Staaten, deutlich mehr als ein Zehntel der Nutzer leben dort. Doch um weiter zu kommen, will die Lesson Nine GmbH nun im Land präsent sein.  “Wir wollen lernen, welche weiteren Maßnahmen wir in Amerika ergreifen müssen. Das erste Ziel ist die Marktvergrößerung. Wir sehen in den Vereinigten Staaten ein Riesenpotential, gerade weil es unter den Verbrauchern schon viel mehr verbreitet ist als anderswo, mit dem Computer Sprachen zu lernen. Wir wollen den amerikanischen Marktführer mit einem überlegenen Produkt und einem besseren Preis angreifen.”

Der amerikanische Marktführer – das ist Rosetta Stone, so etwas wie der Pate des computergestützten Spracherwerbs. Gegründet 1992 hat sich das inzwischen börsennotierte amerikanische Unternehmen rund um die Welt einen Namen gemacht, indem es vor allem auf physischen Datenträgern ausgelieferte Sprachlernsoftware verkauft. Noch heute stammen rund 60 Prozent der Umsätze aus diesem Geschäft, während reine Online-Lerner 13 Prozent ausmachen.  Hier sieht Witte sein Unternehmen im Vorteil. Dabei legt er die Messlatte für das Amerika-Abenteuer hoch. Wie hoch die Erlöse seines Unternehmens insgesamt sind, will er nicht verraten. Nur so viel sagt er: “Insgesamt verdoppeln wir unseren Umsatz im Schnitt von Jahr zu Jahr. In Amerika müssen wir das Geschäft in diesem Jahr mindestens verdreifachen oder vervierfachen, damit es ein Erfolg wird.”

Insgesamt sei das Nutzerwachstum die Kernzahl mit der die Lesson Nine GmbH ihren Erfolg bemesse, sagt Witte. Gerade habe Babbel zum Beispiel die Zahl von 100.000 App-Downloads am Tag erreicht. Derzeit melden sich 1300 Menschen in der Stunde neu für den Dienst an, um auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch 14 verschiedene Sprachen zu lernen, darunter auch Russisch,  Türkisch und Indonesisch. Wie es um die Profitabilität  bestellt ist, sei indes noch nicht wichtig, sagt Witte. “Wir schauen vor allem auf den Mittelzufluss. Mich interessiert derzeit am Ende des Jahres, ob wir mehr Geld in der Kasse haben als vorher”, sagt er. “Für uns geht es darum, solide zu wachsen. Das ist auch noch wichtiger als das Ergebnis.” Künftig soll nun Amerika bei diesem Ziel eine noch größere Rolle spielen.

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  1. […] diese Woche nicht verstecken und bekommt ebenfalls einen Platz in der Presseschau, denn auch der  FAZ war es einen Bericht wert, dass die Sprachlernanwendung sich jetzt anschickt, den amerikanischen […]

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