Smartphones sind für viele Menschen heute ein unverzichtbarer Begleiter. Wenn ein Gerät also einmal aus der Hand fällt, kann einen schnell ein Gefühl der Panik überkommen: Ist der Bildschirm kaputt? Ist das Handy womöglich sogar in eine Flüssigkeit gefallen und funktioniert nicht mehr? Letzteres kommt ziemlich oft vor. 2,4 Milliarden Handys in der Welt sind schon einem Wasserschaden zum Opfer gefallen. Die größte Gefahrenquelle sind Toiletten: Geräte, die dort gelandet sind, stehen für 49 Prozent aller Wasserdefekte. In zwölf Prozent der Fälle war ein unfreiwilliges Bad in Bier die Ursache. Und in drei Prozent hatten sich Geräte in die Waschmaschine verirrt. Diese Zahlen kommen von HZO, einem amerikanischen Unternehmen, das solchen Schrecksekunden für die Besitzer von Elektronikprodukten ein Ende bereiten will. Denn HZO ist darauf spezialisiert, Smartphones und andere Geräte wasserdicht zu machen.
HZO wappnet die Geräte damit für die Fälle, in denen sich Menschen bislang in ihrer Verzweiflung oft mit diversen Hausmitteln behelfen. Etwa indem sie ihr Smartphone in einen mit Reis gefüllten Behälter eintauchen. Oder indem sie es in einen Backofen legen, der auf niedriger Temperatur läuft. Solche Erste-Hilfe-Aktionen können durchaus erfolgreich sein, wie auch Michael Bartholomeusz zugibt, der Vorstandsvorsitzende von HZO. Aber die Freude über ein wieder zum Leben erwachtes Gerät kann sich nach seinen Worten bisweilen als verfrüht herausstellen. „Es kann sein, dass es zwei Monate lang funktioniert, aber dann doch noch den Geist aufgibt.“ Die Lösung von HZO ist technisch um einiges aufwendiger. Das Unternehmen setzt Nanotechnologie ein und beschichtet Geräte an den sensiblen Stellen im Inneren mit einem dünnen Film. Das soll sie nicht nur für kleinere Missgeschicke wie Wasserspritzer oder einen kurzen Plumps ins Schwimmbad rüsten. Sie sollen selbst „Hunderte von Stunden“ untergetaucht bleiben können, ohne Schaden zu nehmen. Bartholomeusz sagt, er mache sich bei öffentlichen Auftritten oft einen Spaß daraus, sein Handy in sein Wasserglas fallen zu lassen und seelenruhig weiterzureden, ohne das Gerät wieder ins Trockene zu bringen. Auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas im Januar hatte HZO auf seinem Stand als Hingucker einen Fernseher, der in einem mit Wasser gefüllten Behälter versenkt war und einwandfrei funktionierte.
HZO verkauft seine Technologie nicht direkt an Endverbraucher, sondern lizenziert sie an die Hersteller von elektronischen Geräten, die dann eine entsprechende Beschichtungsmaschine in ihren Produktionsprozessen einsetzen. Nach den Worten von Bartholomeusz erhöht das die Kosten jedes Geräts um ein bis zwei Dollar. Die HZO-Beschichtung steckt zum Beispiel in einem Modell des Lesegeräts Tolino, das die Deutsche Telekom zusammen mit Partnern aus dem Buchhandel vertreibt. Zu den Kunden gehören auch der Schweizer Uhrenhersteller Tag Heuer und der amerikanische Sportartikelkonzern Nike, der mit seinem Fitnessband Fuelband im Elektronikgeschäft vertreten ist. Insgesamt hat HZO nach den Worten von Bartholomeusz mehr als 50 Kunden. Darunter seien einige der bekanntesten Adressen der Elektronikbranche, wobei der HZO-Chef sagt, er dürfe manche von ihnen auf deren Wunsch nicht benennen. Er bestreitet aber nicht, dass die HZO-Beschichtung in den bekanntesten Smartphones wie dem iPhone von Apple oder der Galaxy-Reihe von Samsung bislang nicht zu finden ist.
Samsung hat für sein jüngstes Galaxy-Modell S5 eine eigene Lösung entwickelt, um das Gerät vor Wasser zu schützen. So hat die USB-Buchse einen wasserabweisenden Verschluss, und im Inneren des Smartphones werden elektronische Komponenten von einer Dichtung geschützt. Auch Sony wirbt damit, bestimmte Handys seiner Xperia-Reihe seien wasserdicht. Sowohl bei Samsung als auch bei Sony hat die Unempfindlichkeit aber Grenzen, und die Geräte sollen weder zu lange noch zu tief in Wasser eingetaucht sein.
Es gibt noch eine Reihe anderer Wege, um elektronische Geräte widerstandsfähiger gegen Flüssigkeiten zu machen. Einige davon zielen auf Endverbraucher ab. Das amerikanische Unternehmen Liquipel zum Beispiel bietet einen Beschichtungsdienst an, der für Smartphones 60 Dollar und für Tabletcomputer 90 Dollar kostet. Es gibt auch Sprays zu kaufen, die Geräte gegen Wasser schützen sollen. Daneben hat HZO auch direkte Wettbewerber wie das britische Unternehmen P2i, deren Lösungen an die Hersteller von Geräten vermarktet werden.
Bartholomeusz sagt, die Technologie von HZO sei von 200 Patenten geschützt. Das im Bundesstaat Utah beheimatete Unternehmen hat derzeit rund 100 Mitarbeiter. Angaben zu Geschäftsergebnissen werden nicht gemacht, aber Bartholomeusz sagt voraus, dass HZO bis zum Jahr 2017, gemessen am Umsatz, mindestens zehnmal so groß sein werde wie heute. Wachstumspotential verspricht er sich zum Beispiel von am Körper tragbaren Geräten („Wearables“). Dies gilt in der Elektronikindustrie als zukunftsträchtiges Segment, zumal auch Apple es entdeckt hat und in wenigen Monaten eine Computeruhr auf den Markt bringen will. Wer sich eine Uhr mit HZO-Beschichtung kauft, muss das Gerät zum Schwimmen nicht mehr abnehmen. Oder kann sich unbesorgt einen Spaß daraus machen, es ins Wasserglas fallen zu lassen.
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