Markus Witte macht es sich nicht leicht. Einfach wäre es für Witte zum Beispiel, sich mit der von ihm mitgegründeten Sprachlernanwendung Babbel auf professionelle Kunden zu konzentrieren, auf Unternehmen etwa oder auf Universitäten. Ihnen könnte er wohl relativ unkompliziert, schnell und in großer Zahl seine App verkaufen, mit denen Menschen inzwischen 14 Sprachen per Smartphone oder Tablet erlernen können. Doch Babbel fokussiert seit seiner Gründung auf den Verbraucher – und das kostet nach Wittes Angaben. „Wir müssen unser Produkt ständig weiterentwickeln. Denn nur so lange der Nutzer dran bleibt, verdienen wir damit Geld.“
Die nächsten Weiterentwicklungen kann die hinter Babbel stehende Lesson Nine GmbH aus Berlin nun relativ entspannt angehen. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, hat es sich über eine Finanzierungsrunde neue Mittel erschlossen. Umgerechnet rund 20 Millionen Euro werden verschiedene Investoren dem Unternehmen zur Verfügung stellen. Zu den Finanziers gehören bisher schon an Babbel beteiligte Wagniskapitalgeber wie Reed Elsevier Ventures oder Nokia Growth Partners. Neu dabei ist die Beteiligungsgesellschaft Scottish Equity Partners (SEP), die unter anderem bei dem Berliner Online-Brillenhändler Mister Spex investiert ist. Einer der SEP-Partner, Stuart Paterson, wird mit der Finanzierung in den Aufsichtsrat der Lesson Nine GmbH einziehen.
Es handele sich bei der Runde um eine sogenannte Serie-C-Finanzierung, teilte Lesson Nine mit. Solche Runden sichern sich Unternehmen aus der Internetbranche, wenn sie schon profitabel wirtschaften, um dann weiter und vor allem schneller wachsen zu können. Das trifft auch auf Babbel zu, das nach eigenen Angaben seit 2011 Geld verdient. Welchen Anteil die Investoren sich mit der Finanzierung an Babbel nun sichern, wollte Lesson-Nine-Geschäftsführer Witte im Gespräch mit dieser Zeitung nicht äußern. Ihm sei es aber wichtig gewesen, dass die Investoren sich langfristig engagieren wollen. „Wir wollen ein großes und profitables Unternehmen aufsetzen, und es nicht so bald verkaufen.“ Mit den gefundenen Partnern sei das möglich.
Das neu aufgenommene Geld wollen Witte und seine Mitgründer Thomas Holl und Lorenz Heine nun in das weitere Wachstum stecken. Erst im Januar hatte Babbel in New York ein eigenes Büro eröffnet, um den amerikanischen Markt zu erobern. „Das erste Ziel ist die weitere Expansion mit Fokus Nordamerika“, sagt Witte nun und gesteht ein, dass das ein „relativ dickes Brett“ sei. Zudem soll das Geld aber direkt in die Anwendung fließen. „Wir können nicht bei dem stehen bleiben, was wir heute haben. Ansonsten besteht die Gefahr, dass wir an unserem eigenen Erfolg ersticken.“
Weil sich die Technik weiterentwickele, müsse auch Babbel in neue Plattformen und neue Ansätze investieren, sagt Witte und nennt als Beispiel aus der Vergangenheit die ans Internet angeschlossene Uhr „Watch“ des amerikanischen Technikkonzerns Apple. Für sie hatte sein Unternehmen schon eine der ersten Anwendungen überhaupt programmiert. Dadurch dass sich unter dem Stichwort Internet der Dinge immer mehr Geräte mit dem Netz verbinden, ergäben sich künftig allerdings auch Nutzungssituationen, von denen man heute womöglich noch nichts weiß. „Diese Ansätze wollen wir schnell erkennen und dann auch schnell vorantreiben“, sagt Witte.