New Yorker Televisionen

Was wächst über Brad Pitts Oberlippe?

Irgendwie kommt kein Fernsehtalk an Obama vorbei. Noch immer nicht. Er ist der unvermeidliche Allgegenwärtige. Da redet ein Brad Pitt über seine unabstreitbar guten Taten in New Orleans, über die Häuser, ja ganzen Stadtteile, die er dort bauen lässt, und zwar so grün, wie sonst kein Projekt in ganz Amerika ökologisch leuchtet. Aber warum war er nie glücklicher, nie hoffnungsvoller? Wegen Obama. Über Nacht, sagt der Mann aus Hollywood mit Hauptwohnsitz in New Orleans, haben wir neudefiniert, was Amerika ausmacht. Larry King nickt verständnisvoll, hat nebenbei aber auch noch ein paar andere Fragen, wie sie derart unbekümmert nur er zu stellen vermag.

Der Schnauzer, der sich über Brad Pitts Oberlippe ausgebreitet hat, was, will Larry wissen, hat es wohl mit dem auf sich? It’s political, antwortet Pitt und lacht. Weil es eben doch keine politische Aussage sein soll, sondern ein Ausdrucksmittel, das er für seinen neuesten Film benötigt. Richtig, den Film, den er ab nächste Woche unter der Regie von Quentin Tarantino in Berlin weiterdreht.

Dass ausgerechnet Arianna Huffington die Regel durchbricht und nicht über Obama ins Schwärmen gerät, ist dann umso erstaunlicher. Wer kurz den Fernseher mit dem Computer vertauscht und auf  „The Huffington Post“ klickt, Frau Huffingtons einflussreiches Nachrichtenportal, kann dort zwar an der Debatte über Obamas „erstes gebrochenes Versprechen“ teilnehmen. Vor allem die stramm linken Fans sind etwas sauer auf ihn, weil er nicht mehr, wie ursprünglich vorgesehen und versprochen, die Öl- und Gasfirmen mit saftigen Steuern belegen mag.

Nichts davon aber will Arianna Huffington bei Jon Stewart erwähnen, dem Meister der „Fake News“, der in seiner „Daily Show“ oft mit tieferen Einsichten aufwartet als die seriöse Konkurrenz mit ihren angeblichen „Real News“. Die Internetunternehmerin hat ein Buch (!) geschrieben, mit dem sie uns in die Geheimnisse des Bloggens (!) einzuweihen gedenkt. Ich bin eine Blog-Evangelistin, verkündet sie froh, wenn nicht allzu froh, denn immer wieder übermannt sie ein Lachen, das den Eindruck erwecken könnte, sie und ihre schreibenden Ko-Blog-Evangelisten wollten mit ihrem „Complete Guide to Blogging“ nur einen etwas sehr ausführlichen Witz machen.

Regel eins lautet bei Frau Huffington: Schreib über deine offensichtlichen und geheimen Leidenschaften. Regel zwei: Die ersten Gedanken sind die besten. Ob sie es wirklich ernst meint, ist angesichts der dauerlachenden Frau nicht zu sagen. Aber selbst Stewart kann kaum glauben, als Arianna Huffington den Rat gibt: Du hast deinen Job verloren, also hast du jetzt Zeit zu bloggen. Hätte sie doch nur über Obama geplaudert! Oder, von mir aus, zur Abwechslung auch einmal über ihn gelacht!

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