Das spätabendliche Fernsehritual im amerikanischen Talkformat ist eine ulkige Übung. Nie ist so richtig auszumachen, ob ein David Letterman, Jay Leno oder Conan O’Brien uns ins Bett schicken will oder wach halten soll. Klar, schon der Quote wegen sollen wir nur ja nicht vor der Mattscheibe eindämmern. Aber nur allzu gern verführt uns dazu die vertraute Programmabfolge aus Auftrittsmonolog des Talkmasters, lustigem Zwischenspiel, Plauderei mit Gast 1 und Gast 2 sowie musikalischem Schlusspunkt.
Wenn, wie gerade geschehen, der Superschwimmer Michael Phelps bei Leno und ein neun Jahre alter „Dating Expert“, also ein Fachjunge für Rendezvousmethoden, bei Conan doch ziemlich belanglos die Höhepunkte setzen, mag es durchaus vorkommen, dass nicht alle Fernsehzuschauer das Ende der Sendungen bei vollem Bewusstsein erleben. Schlimm? Nein, denn im nächsten Jahr wird alles anders und besser, auch wenn der Talk am Abend noch viel länger dauern wird.
Ausführlich ist nun bereits herumgerätselt worden, warum die Fernsehgesellschaft NBC anderthalb Stunden früher mit dem Geplauder anfangen möchte. Fünfmal in der Woche kommt Leno demnächst ab zehn Uhr ins Haus, gefolgt um halb zwölf von Conan O’Brien und um halb eins von Jimmy Fallon. Ganz überzeugend finde ich den Hinweis, dass Leno in der Hauptsendezeit für ein Zehntel des Preises einer Dramenfolge à la „Law & Order“, andernorts als „Die Aufrechten“ bekannt, sein Unterhaltungsgeschnipsel anbieten kann. Und weil Fernsehen, in solchen Schnipseln dargeboten, sich bestens mit der Aufmerksamkeitsspanne und den Konsumgewohnheiten des neuen Internetmenschen verträgt, ist Lenos Puzzle-TV wunderbar zeitnah.
Offenbar aber hat NBC auch an den Schlaf der Zuschauer gedacht. Leno (58), O’Brien (45) und Fallon (34) ziehen, ein bisschen ihrem Alter gemäß, ein unterschiedliches Publikum an. Welches im Laufe des Abends immer jünger wird. So brauchen die gesetzteren Herrschaften, die Leno bedient, nicht mehr bis halb eins durchzuwachen, sondern können schon um elf in die Kissen sinken. Conan wird gemäßigten Radau ab halb zwölf machen, und dann kommt der noch einigermaßen unerprobte Jimmy Fallon, der nicht zuletzt mit der Auswahl seiner Band angedeutet hat, wohin die Reise geht. Erstmals will sich ein Talkmaster von Hiphoppern begleiten lassen. In seinem Blog hat Fallon jetzt „The Roots“ als größte Late-Night-Band angekündigt. An Schlaf ist da gar nicht mehr zu denken. Was in Ordnung geht, solange nicht auch die lieben Nachbarn, die sich von Leno haben einlullen lassen, von Fallon und seinen Musikern wieder geweckt werden.