Die ganze letzte Woche hatte Jon Stewart seinen satirischen Blick auf Iran gerichtet. So richtig aktuell aber war die Daily Show dann doch nicht. Selbst das Fernsehen hinkte diesmal den Ereignissen ziemlich hilflos hinter. Wer hätte auch ahnen können, dass der Wahl beinahe die Revolution gefolgt wäre?
Jason Jones, der aus Iran berichtende Korrespondent, war jedenfalls nicht zu beneiden. Dabei machte er seine Sache wirklich nicht schlecht. Verschwörerisch sein Ton, misstrauisch seine Grundverfassung. Ein Amerikaner, zwischen Teheran, Qom und Esfahan gleichsam von Natur aus aufs Schlimmste gefasst. Aber seine hochironische Mission, das Land als Quelle allen Weltübels, Antiamerikanismus inbegriffen, vorzuführen, scheiterte spektakulär an den Auskünften seiner Gesprächspartner.
Nette Leute, diese Amerikaner, bekam er zu hören.
Wir mögen Amerika, schallte es ihm entgegen.
Eine Familie lud ihn zum Essen ein, zum Nachtisch gab es selbstgemachte Popmusik, wie auch Amerika sie kennt und liebt.
Und dann sagte einer tatsächlich: Al Qaida, das ist sowohl für uns als auch für euch Feind Nummer eins! Na sowas.
Aber die Sache hatte einen anachronistischen Haken. Die Berichte waren alle vor der Wahl entstanden. Für die Aktualität, und diese war ja auf sehr dramatische Art unverzichtbar geworden, musste Jon Stewart im Studio sorgen. Dort konnte er wenigstens in einigen Interviews die Ereignisse des Tages direkt und ohne allzu große Verspätung würdigen.
Schon sehr beruhigend, wie das wahre Leben doch noch das Fernsehleben unversehens durcheinanderbringen kann.
Stephen Colbert, der seine Fake News als Colbert Report verpackt, hatte da mehr Glück. Er war zwei Wochen zuvor im Irak und verwandelte sich vom rechten Krawallonkel, den er auf den Spuren eines Bill O’Reilly sonst zum dauerhaften Amüsement seiner Zuschauer gibt, in Bob Hope. Erinnern Sie sich noch an den Spaßmacher? Bob Hope, der unverzagt immer dorthin reiste, wo amerikanische Soldaten kämpften und sich zwischendurch langweilten? Und auf dass die Langeweile ihrem Kampfgeist nicht zusetze, erzählte er ihnen ein paar Witze aus der Heimat und brachte regelmäßig auch noch ein paar kurvenreiche Damen mit.
Colbert, im Geschäftsanzug aus allerfeinstem Tarnstoff, machte also auf Bob Hope. Ohne Damen, allerdings. Zur Abwechslung weniger sarkastisch als gutgelaunt, packte er reimend auch Witze von der Art aus: „Iraq, so nice, we invaded it twice“.
Nebenbei ließ er sich die Haare militärisch stutzten, und zwar auf Anordnung von Oberbefehlshaber Obama persönlich, und brachte viel gute Laune in einen von Saddam Husseins Palästen, wo er sich sein Sendestudio einrichten durfte.
Nie aber war er witziger als mit dem Hinweis, allein er sei Manns genug, endlich den Sieg auszurufen.
Das war der beste Witz der drei letzten Wochen.