Wer lange läuft braucht gute Schuhe und für einen Ultramarathon braucht es die besten. Zeit für einen großen Schuhtest für 230 Kilometer Spendenlauf.
Ich habe drei Monate lang, fünf Paar Schuhe für einen Spendenlauf am getestet. Dabei lief ich 230 Kilometer auf Asphalt, bei der Tortour de Ruhr. Das stellte natürlich hohe Ansprüche an die Schuhe, die einerseits schnell zu laufen, andererseits aber genug gedämpft sein mussten, was auch für Läufer mit weniger Kilometerleistung interessant ist.
Testaufbau: Die Schuhe haben jeweils 10 Kurzstrecken (ca. 10 km) und mindestens drei Langstrecken (25km) mitgemacht. Jedes Paar musste außerdem einen Lauf über matschige Feldwege ertragen. Das Wetter war übrigens oft mies.
Anforderungen an die Schuhe
Der Lauf gab die Anforderungen vor. Gute Dämpfung bei guter Wettkampfgeschwindigkeit und maximale Langstreckenfähigkeit. Breiter Schuh, für meine breiten Füße und ggf. Platz für Schwellungen. Alle getesteten Schuhe waren sogenannte Neutralschuhe.
Die Modelle im Test:
- Asics FuzeX
- Brooks Gost 8
- Inov-8 Roadclaw 275
- La Sportiva Akasha
- Saucony Triumph ISO 2
Der Einstieg in die Schuhe

Das erste Gefühl ist wichtig, darum war schon Konzentration beim Hineinschlüpfen gefragt. Wo drückt der Schuh? Gibt es potentielle Scheuerstellen? Überraschenderweise merkte ich zunächst nichts. Alle Schuhe waren bequem. Allenfalls der FuzeX lag deutlich unterhalb des Knöchels an. Ja, man kann sagen: er drückte. Ghost, Roadclaw und Akasha sind bequem und fest, der Saucony gerade zu weich. Ob das was taugt? Als erstes flogen die werkseitig mitgegebenen Einlagen raus und wurden durch meine orthopädischen Einlagen ersetzt. Platz ist dafür war in allen Schuhen.
[caption id="attachment_876" align="aligncenter" width="567"] Brooks Ghost 8
Kurzstrecken mit den Testschuhen
Schon auf den ersten Kilometern zeigten sich Unterschiede. Während der La Sportiva Akasha, Asis FuzeX und Saucony Triumph die Fersenläufer unter uns unterstützen, bleibt der Brooks Ghost gleichgültig. Der Roadclaw, der besonders in schnellen Passagen Spaß macht, bevorzugt Vorfußläufer. Er ist einfach, leicht und nervt nicht mit störenden Stabilisierungselementen. Das galt aber für fast alle Modelle.
Einzig des FuzeX drückende Seitenwand, unterhalb des Fußknöchels fiel unangenehm auf. Unangenehm fiel auch der Akasha auf, der am Spann eine kräftige Druckstelle mit Blase hinterließ. Das Lockern der Schnürsenkel schaffte übrigens keine Abhilfe.
Überraschend griffig wirkte der Triumph von Saucony im Schuhtest. Nicht nur die Sohle griff entschlossen in den Asphalt, auch der Fuß war stabil im vollgedämpften Schuh. Weichei? Von Wegen. Eher harter Typ mit weichem Kern. Das gleiche Gefühl erzeugte der Ghost von Brooks, auch wenn er etwas fester gefertigt ist. Vorsicht: Auf feuchten Oberflächen ist er nicht ganz rutschsicher.
[caption id="attachment_875" align="aligncenter" width="545"] Inov-8 Roadclaw
Schuhtest auf der Langstrecke
Auf den Langstrecken ging es schließlich ans Eingemachte. Je weniger die Schuhe dort rumzickten desto besser, denn auf 230 Kilometern hatte ich damals besseres zu tunzu tun, als ständig auf meine Schuhe zu achten. Leider war der FuzeX auch auf der Langstrecke zu unflexibel.
Der Akasha schrubbelte weiter an meinem Spann, den ich dann mit Klebeband schützte. Sonst ist der Schuh sehr gut gemacht, hat ein gut gedämpftes Hinterteil und ist am Vorfuß hart genug.
Mit dem Roadclaw wurde ich zwar schnell warm, aber zurücklehnen ist nicht. Der Schuh möchte gerannt werden. Nun bin ich stilistisch kein begnadeter Läufer. Wählte ich den Fersenlauf, wie bei mir üblich auf Langstrecken, wurde es unrund und ich hatte das Gefühl ich arbeitete gegen den Schuh – klipp, klapp, Hacke, Ferse…
Achja, da war doch noch etwas. Schnell in Vergessenheit geraten Ghost und Triumph. Sie laufen und laufen, ohne zu stören. Die Schnürungen sitzen, sie bieten festen Halt und ermüden den Fuß nicht – top auch bei ultralangen Strecken von über 40 Kilometern.
Abseits der Piste
[caption id="attachment_874" align="aligncenter" width="542"]
La Sportiva Akasha
Wer kurz mal abseits befestigter Wege läuft, wir mit allen Modellen durchkommen. Der Akasha ist am wenigsten aus dem Tritt zu bringen, was wohl der Vergangenheit von La Sportiva als Berglaufspezialist geschuldet ist.
Optik
Zum Schluss noch das Aussehen, welches bekanntlichermaßen keine Rolle spielen sollte, aber doch ein menschlicher Faktor ist. Hier gewinnt bei mir die schlichte Eleganz: der FuzeX. Der lehrt die Mitläufer zwar nicht das fürchten, ziert aber durchaus auch im Büro den schlanken Fuß.
Paradiesvogel Roadclaw in Neongelb und Hellblau, gewinnt den Aufmerksamkeitspokal mit der einfachen aber klaren Botschaft: Achtung, hier komm ich.
Siegerehrung
[caption id="attachment_878" align="aligncenter" width="536"] Saucony Triumph Iso 2
So, und nun das große Finale des Schuhtest. Welche Schuhe werde beim Spendenlauf tragen? Vorher muss gesagt werden, dass eigentlich alle Schuhe hervorragend zum Laufen geeignet sind. Mit den unterschiedlichen Anforderungen, kann es eben nicht den einzigen Schuh geben, der alles kann.
Jetzt aber: Tataaa, es sind: die Saucony Triumph Iso 2 und die Brooks Ghost 8. Zwei Paare, die ich abwechselnd laufen werde. In der ersten Hälfte die härteren, aber etwas schnelleren Ghost, und in der anderen Hälfte die Triumph. Die dämpfen dann die Stöße auf die müden Knochen besser ab.
Update
Das Update schreibe ich nun etliche Wochen nach dem Rennen. Die Tortour de Ruhr mit ihren 230 Kilometern habe ich gut überstanden. Die Schuhe auch. Ich bin als 38. ins Ziel gekommen und war natürlich fix und alle. Zu den Schuhen. Saucony Triumph und Brooks Ghost waren eine gute Wahl. Bei haben mich nicht behindert, sie gingen nicht kaputt und haben mich nie gestört. Zunächst trug ich den Brooks Ghost und wechselte nach 100 Kilometern auf den Saucony. Ich brauchte schon etwas früher mehr Dämpfung als ich dachte. Aber es ging alles gut. Alles in allem hatte ich keine Druckstellen und genug Platz im Schuh, denn die Füße schwollen noch etwas an.
Die Empfehlung steht. Wer viel Dämpfung auf langen Asphaltstrecken benötigt ist beim Saucony gut aufgehoben. Mittlerweile gibt es in auch in einer zweiten Version.
Wozu noch spenden
Übernehmen das jetzt nicht die hier erwähnten Hersteller? Ein Hinweis, daß der beste Schuh eine sehr individuelle Sache ist, wäre auch angebracht gewesen.
Danke für den Beitrag. Spenden lohnt sich in jedem Fall. Die Hersteller-Diskussion wird oft geführt. Am Ende heißen Schuhe wie sie heißen. Bier heißt, wie es heißt und Fußballvereine haben ebenfalls Namen. Es ist schwer über etwas zu berichten, ohne Namen zu nennen, Herr Decker. Am Schluss noch dieser Satz aus dem Text: “Mit den unterschiedlichen Anforderungen, kann es eben nicht den einzigen Schuh geben, der alles kann.”
Viele Grüße, Nils