Die Tortour de Ruhr ist geschafft . 230 Kilometer des F.A.Z.-Spendenlaufs liegen hinter mir. Zeit zum nachdenken und zum ziehen eines Resümees.
Wow – was war das für ein Ritt. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich 230 Kilometer in knapp 36 Stunden gelaufen bin. Ein schönes Gefühl. Das Wetter war so wechselhaft, wie die Strecke schön. Noch schöner ist allerdings die Hingabe, mit der ich begleitet wurde. Mir wurden Daumen gedrückt und Hände gehalten, wie ich es noch nicht erlebt habe – an der Strecke und den Geräten. Ich stehe tief in der Schuld aller Spender, Kollegen, Kommentatoren, Läufern und denen, die mitgefiebert haben.
Wir haben es geschafft, mehr als 3000 Euro für FaberiS (Frankfurter Fachstelle für berufintegrierende Sprachkurse) zu sammeln. Das ist eine tolle Sache. Sportlich gesehen war es ebenfalls ein Erfolg. Ich habe mein Ziel erreicht mindestens Vorletzter zu werden. Besser noch, ich wurde 33.
Wie gut war der Trainingsplan?
Mein Trainingsplan war gut, denn ich habe 230 Kilometer durchgehalten. In der Nacht ließ ich nach und wurde langsamer. Am zweiten Tag holte ich dann auch nicht mehr viel raus – Gehpausen waren angesagt. Woran lag das? Ein Grund war bestimmt meine hohe Anfangsgeschwindigkeit. Die einerseits dem ersten Zeitlimit geschuldet war, dass mir Sorgen machte, andererseits einer leichten Übermotivation. Mein Puls normalisierte sich erst nach 30 Kilometern auf 153 Schläge pro Minute (Fettverbrennungsbereich).
In der Nacht kam dann noch die Müdigkeit dazu. Schließlich war schnelles Gehen genauso schnell wie langsames Laufen. Mehr als 7 km/h waren nicht mehr drin. Vielleicht war der Trainingsplan also doch nicht ausreichend? Das vermute ich stark, denn der Trainingsplan war abgeleitet von einem Plan für 180 Kilometer in 24 Stunden. Also, nächstes Mal noch eine Schippe drauf. Die Wettkampfdistanz sollte in einer der Steigerungswochen gelaufen werden – nicht weniger.
Schmerzen in Gelenken oder Muskeln waren über die Zeit auszuhalten, es gab keine schweren Defizite. Die Knie machten mir keine Probleme. Das ist ein Indiz dafür, dass mir das Radeln als Ausgleichssport, gut tut. Meine Lauftstilanalyse und die angefertigten Einlagen machen sich genauso bezahlt wie das Hüfttraining. Einzig die Füße schwollen an. Das war auch während des ersten Spendenlaufes so – ein Problem, dem ich nachgehen muss.
Wie war meine Verpflegung?
Durch die Autobegleitung meiner Kollegen, war ich von Verpflegungsposten unabhängig. Das erleichterte den Lauf immens. Allerdings hatte ich Magenprobleme und konnte nicht testen, inwieweit meine feste Verpflegung geholfen hätte. Mitgenommen hatte ich Äpfel, Bananen, Avocados, Clif-Bar-Riegel, Erdnussbutter und Kokosmus. Die flüssige Verpflegung mit Gels, Sportgetränken (überwiegend Ultrasports Buffer) und Elektrolytmischung (Elotrans aus der Apotheke) ist sehr gut gewesen und hat mich letztendlich durchgebracht. Eigentlich nichts was man beim nächsten Mal ändern muss. Eine Frage bleibt: Wie kann ich meinen Magen in den Griff bekommen?
Wie gut war meine Ausrüstung?
Das Fazit zu meiner Ausrüstung ist positiv. Allen voran die Schuhe haben eine tollen Dienst getan. Meine Taktik zuerst die Brooks Ghost 8 und dann die Saucony Triumph ISO 2 zu laufen, war gut. Ich bin dann doch früher auf die Saucony umgestiegen, weil sie mir bequemer erschienen.
Meine Laufweste von Inov-8, das Oberteil und die Hose von Gore, sowie die Kompressionssocken von CEP, schlugen sich super. Auch die Laufjacken von Asics (Regen) und Puma (Windjacke) trotzten den kalten und nassen Bedingungen.
Wie erhole ich mich?
Es sind nun ein paar Tage vergangen und ich werde langsam wieder fit. Wer so lange läuft, sollte ein paar Tage faulenzen können. Klar, man kann direkt wieder zur Arbeit, aber richtig klar im Kopf ist man wohl nicht. Rechnet nicht damit voll einsatzfähig zu sein. Wenn ihr aber doch müsst, trinkt viel und bewegt euch. Vermeidet Körperkontakt. Nach einem Ultramarathon sind die Abwehrkräfte strapaziert und die Gefahr einer Infektion steigt. Ich hatte nur einen vollen Tag Pause, das war ein Fehler. Besser man lässt sich mehr Zeit, dann kann man den Lauf auch rekapitulieren.
Was ich in jedem Fall anders machen muss, ist die Aufnahme von Kohlenhydraten nach dem Lauf. Am Ziel gab es nicht viel zu trinken und Essen konnte ich nichts. Also aß ich erst später und trank zu wenig, wegen der Autofahrt. Besser wäre eine Übernachtung einzuplanen und vor Ort zu schlafen. Aber manchmal geht es eben nicht anders.
Alles in allem
Es war toll und solche Läufe sind genau das, weswegen ich Ultramarathons laufe. Das Zusammenspiel von Körper, Strecke, Leuten, Motivation, Leiden und Lachen war grandios. Es wird meine Erinnerung und meinen Erfahrungsschatz bereichern. Große Probleme blieben zum Glück aus und die kleinen bekomme ich in den Griff.
Mein großer Dank gilt: Britta für ihre Geduld und Rückendeckung; Mona, Moritz und Stefanie, ohne die ich es nicht geschafft hätte; Harald und Gernot, die mich lange begleitet haben; die Redaktion der F.A.Z., ohne die der Spendenlauf nicht möglich gewesen wäre (besonders Andreas!); und nicht zuletzt allen Spendern für die Unterstützung.
Hast du Fragen zum Spendenlauf? Oder Tipps? Dann schreib mir über die Kommentarfunktion oder an n.thies@faz.de. Auf Twitter (@nils_thies), Facebook oder Instagram (NilsLaeuft) bin ich auch zu finden.