#Nilsläuft

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Mit mir erlebst du Höhenflüge und Alltagsläufe. Ich gebe dir Trainingstipps und Wettkampftricks.

Raus aus dem Bürostuhl!

Kilian Jornet will auf den Mount Everest laufen. Damit hält der Spanier uns den Spiegel vor – und lehrt uns, nicht nur zuzuschauen. Es ist an der Zeit, sich aus dem Bürostuhl zu erheben.

Ist das, was Jornet da vor hat, irrwitzig? Ist er verrückt, wenn er ohne Sauerstoff und Träger auf den höchsten Berg der Welt joggen will? Auf der einen Seite sehen wir diesen Extremläufer, der anscheinend gegen jeden Vernunft handelt. Auf der anderen bekommen wir dieser Tage eine Studie vorgehalten, die uns Büroarbeitern bescheinigt, elf Stunden pro Tag zu sitzen (inklusive Freizeit). Kommen im Durchschnitt nochmal acht Stunden Schlaf dazu, haben wir lediglich fünf Stunden Zeit uns zu bewegen. Jetzt kann sich jeder fragen, wie diese Bewegung aussieht (Kurze Wege zum Sofa, zum Esstisch, zur Bahn) und wer denn nun verrückter ist – Wir? Oder Kilian Jornet?

Wir schauen Extremisten wie Jornet gerne zu, während wir uns in unseren siebenfach einstellbaren Bürostühle zurücklehnen. Dieser krasse Gegensatz zwischen Gipfelsturm und Rückenverkrümmung sollte uns einiges lehren. Es ist gut, große Ziele zu haben und mit Leidenschaft an ihnen zu arbeiten. Nein, niemand muss auf den Mount Everest steigen, aber wie wäre es mit einem Laufanfang? Oder ein paar morgendlichen Bahnen im Schwimmbad? Oder vielleicht mit etwas Bewegung im Büro?

  • Besuch doch mal die Kollegen in der anderen Abteilung, anstatt eine Mail zu schreiben. Die werden sich zwar wundern, aber persönlich klärst du Probleme viel schneller.
  • Stell deine Uhr, die dich daran erinnert, jede halbe Stunde aufzustehen und dich zu bewegen. Ich dehne mich manchmal in der Kaffeeküche oder schüttele die Schultern beim Gang zum Kopierer.
  • Du kannst dir auch ein Fitnessarmband kaufen. Aber eine Studie der DKV-Krankenversicherung zeigt auch: Viele von den verkauften Bändern werden überhaupt nicht genutzt.
  • Fahre mit dem Rad zur Arbeit oder laufe.
  • Steige eine Station früher aus der Bahn oder nimm wenigstens die Treppe aus der Tiefgarage. Es gibt viele Möglichkeiten.
  • Besorgen wir uns Laufschreibtische!

Am Ende zählt jeder Gang, jede Bewegung, die die Monotonie der Schreibtischarbeit aufhebt. Ja, es ist für manche schwierig sich loszueisen, aber es muss sein. Zwar werden wir nicht berühmt und niemand klopft uns auf die Schultern. Aber unser Körper ist der einzige, den wir haben.

Doch noch einmal zurück zu Kilian Jornet. Er will ab Anfang August am Fuße des Mount Everest warten,  sich akklimatisieren und bei günstiger Gelegenheit auf den Gipfel in 8848 Metern Höhe steigen. Der erste Anlauf scheiterte vor einem Jahr am großen Erdbeben in Nepal. Jornet hat also einen Plan – was ihn eher als vernünftig, denn als verrückt erscheinen lässt. Und er ist bereit die Gefahren (die es trotzdem zu Hauf gibt) zu minimieren. Das gilt auch für die Route. Sie führt über wenig begangene Wege. Vorbei an den Pfaden, auf denen sich Mensch und Material anderer Touren sammeln, will Jornet den Berg an einem Stück erklimmen. Seine Vorbereitung spricht demnach nicht für Verrücktheit. Er ist seit Kindesbeinen in den Pyrenäen unterwegs, klettert im Eis, läuft Ultramarathons und steigt auf Berge.

Wir sind zwar nicht Kilian Jornet, aber wir können die große Kluft zwischen Nichtstun und Extremsport etwas schmälern, indem wir in unserem Alltag etwas achtsamer werden, für die kleinen Dinge – es muss ja nicht gleich der Mount Everest sein. Und jetzt raus aus deinem Stuhl und Bewegung!

Mehr zum Projekt von Kilian findet ihr hier. Und hier gibt es ein paar tolle FAZ.NET-Beiträge zum Thema Rückenstärken mit Rückenpapst Dietrich Grönemeyer.

Hast du Anmerkungen zum Ultralaufen? Dann schreib mir über die Kommentarfunktion oder an n.thies@faz.de. Auf Twitter (@nils_thies), Facebook oder Instagram (NilsLaeuft) bin ich auch zu finden.