Wer lange läuft, muss etwas essen. Aber mit der Verträglichkeit ist es oft so eine Sache. Zeit für einen saftigen Test.
Energie-Gels mag ich nicht und nach meinem letzten Ultramarathon habe ich mich gefragt, ob ich der einzige bin, dem der klebrige Glibber aus der Tüte nicht schmeckt. Gibt es keine bessere Möglichkeit, ausreichend Nährstoffe zu mir zu nehmen?
Industriell hergestellte Gels und Riegel haben viele Nachteile. Zum einen der Preis. Der liegt bei ungefähr zwei Euro pro Päckchen. Wer bei einem Ultramarathon theoretisch zwanzig Stück wegputzt, wird ein kleines Vermögen los. Und zum anderen die Verträglichkeit. Zwanzig Gels oder Riegel zu essen ist Unfug. Selbst die Hersteller raten oft, nicht mehr als fünf Gels zu futtern. Zwar haben Gels und Riegel auch Vorteile (hohe Kalorienzahl, gute Haltbarkeit, schnelle Energiezufuhr), aber auf Dauer sind künstliche Vitamine, Konservierungsstoffe und der hohe Einfachzuckergehalt eine Herausforderung für den Magen.
Vom Geschmack mal ganz abgesehen. Über den lässt sich bekanntlich streiten, aber wer das fünfte Päckchen Waldbeere geschlürft hat, der sehnt sich nach richtiger Nahrung. Die hat wiederum den Nachteil, dass (vereinfacht) der Körper das Blut zur Verdauung schon im Rest des Körpers braucht, auf langen Strecken umso mehr – ein Dilemma.
Es muss eine Lösung her, die günstig ist, wenig industriellen Einfachzucker enthält und auf verträgliche Weise viel Energie liefert: Zeit für die gute alte Fruchtsaft-Schorle. Egal ob aus Gemüsesaft (wie im Video) oder Fruchtsaft. Angereichert mit Leitungswasser oder stillem Mineralwasser, Maltodextrin (Mehrfachzucker: wasserlöslich, nicht süß, lässt sich leichter trinken, mehr Energie, hohe Kalorienzahl) und einem Elektrolytpulver, wird aus der Saftschorle ein Energietrunk.
Das Gemisch fülle ich in meine Trinkblase (1,5 Liter) und habe so einen Vorrat für etwa 30 bis 40 Kilometer. Jetzt könnte man sagen: Ist ja viel zu wenig, davon wird man nicht satt. Stimmt, aber ums Sattwerden geht es ja auch bei der Energiezufuhr nicht. Es geht darum, Kohlenhydrate aufzunehmen, um, Körperfett verstoffwechseln zu können, in dem sehr viel Energie gespeichert ist.
Auf ultralangen Strecken nehme ich zusätzlich noch zwei Weichflaschen mit jeweils einem halben Liter mit. Da fülle ich dann immer reines Wasser nach (bitte keinen Saft zum Kühlen über den Kopf schütten). Also habe ich einen Energietank und eine Wasserzufuhr – perfekt.
Mit Gemüsesaft funktioniert es super, da dieser wenig natürlichen Fruchtzucker enthält. Bei Fruchtsaft ist das zwar anders, aber er ist trotzdem gut verträglich. Zumindest habe ich, nicht wie bei mir üblich, Bauchschmerzen bekommen. Das ist für mich das beste Zeichen – wenn der Körper nicht muckt, klappt’s.
Neben dem Geschmack ist das Beste die große Vielfalt. Wichtig ist: möglichst Direktsaft nehmen. Im Gegensatz zu Nektar ist dort weniger Fruktose drin. Eine Flasche kostet ungefähr soviel wie ein Gel oder Riegel. Ein kleiner Nachteil ist die Reinigung der Trinkblase oder -flasche. Saft ist natürlich hartnäckiger als Wasser.
So habe ich mit einfachen Mitteln meine eigene Energiequelle gebastelt, ohne allerdings die genauen Nährwerte zu kennen. Aber mein Körper findest es scheinbar besser als vorher, jedenfalls läuft es besser.
Hast du Anmerkungen zum Saft im Tank? Dann schreib mir über die Kommentarfunktion oder an n.thies@faz.de. Auf Twitter (@nils_thies), Facebook oder Instagram (NilsLaeuft) bin ich auch zu finden.
Reinigung
Da gibt es einen einfachen Trick: Trinkgefäß mit lauwarmem Wasser randvoll befüllen, ein oder mehrere Gebiss Reiniger Tabletten zugeben und über Nacht wirken lassen.
Vielen Dank, ein sehr guter Tipp.