Beim Extremsporttag in Frankfurt kamen Langschwimmer, Weitradler und Ultraläufer zusammen. Ich fragte sie nach dem Warum – und schaute mir noch ein paar nützliche Dinge ab.
Neulich war es soweit – der vierte Extremsporttag in Frankfurt versprach lauter extreme Leute, Erlebnisberichte und den neuesten Klatsch aus der Szene. Es war die beste Gelegenheit, die Laufsportler unter ihnen zu fragen: warum?
Extremradfahren, Extrembergsteigen, Extremschwimmen oder Extremtriathlon. Zu extrem? Vielleicht, aber die Sportler selbst bezeichnen sich nicht so. Egal, es war Zeit für mich, von den Besten zu lernen und dabei ging es mir nicht nur ums Laufen, sondern auch darum, wo die Parallelen zwischen den Sportlern liegen und ob ich mir noch etwas abgucken kann. Also rein in den ersten Vortrag: Ultraläufer Oliver Binz über Trail Running. Er läuft gern in den Bergen und erzählt von den Alpen, Ausrüstung und dem hohen Atlas. Spannend. Abgeguckt: Irgendwann den Vertical Up auf der Streif ausprobieren.
Warmlaufen
Danach suchte ich das Gespräch mit den Sportlern, was beim Extremsporttag sehr einfach ist. Jens Vieler und Ricarda Bethke, zwei Teilnehmer des Badwater Ultra (217 Kilometer durch das Death Valley in den Vereinigten Staaten) plauderten über Training, Ernährung und ihre Sicht auf’s Laufen. Jens organisiert auf den Ultralauf Tortour de Ruhr und rät mir (abgeguckt:) möglichst schonend und verletzungsfrei zu trainieren.
Fünffach-Ironman, fünffach!!
Spaß hat auch Tristan Vinzent gehabt, als er einen fünffachen Ironman in Mexiko durchbrachte. Unglaublich, wie schafft man das? Eva Leonardy unterstützte ihn dabei mit Hypnose und mentalem Training. Ganz klar, Willensstärke ist das Thema der beiden. Außerdem zeigen sie verblüffende Verknüpfungen zwischen Sport und Musik – Atmung zum Beispiel. Das klingt einfach, machen aber viele falsch – zu flach und zu kurz.
Abgeguckt: Tristan trinkt ein Gemisch mit Sahne und Fruchtsaft auf langen Strecken. Das werde ich demnächst mal ausprobieren.
Barfußlaufen
Weiter ging’s im Programm: Emanuel Bohlander, von der Barefoot Academy, zitierte Albert Einstein, der sagte, dass man durch Technologie ausgelöste Probleme nicht durch Technologie lösen solle. Im Falle des Laufens ist demnach ganzheitliches Training wichtig und der Gebrauch von Schuhen als technisches Hilfsmittel fraglich. Ein starker Fuß kommt nicht von Einlagen oder Dämpfung – sondern am besten durch Barfußtraining. Zum Beweis: Hast du schon einmal ein Video gesehen, in dem ein Hund Schuhe angezogen bekommt? Emanuel zeigte eines und wir waren ziemlich verblüfft. Er selbst läuft nur mit Sandalen und sagt: Anfangs ist Barfußlaufen schwierig. Er selbst hatte Probleme, aber mit der Zeit ging es. Viele Jahrzehnte im Schuh kann man nicht in zwei Wochen abtrainieren.
Abgeguckt: Es gibt den richtigen Laufstil: Steißbein nach vorne kippen. Ein richtig guter Tipp, den ich schon ausprobierte.
Rennradfahren
Athleten schmerzfrei ins Ziel zu bringen ist auch Kay Dobats Ansporn. Er ist Rennradfachmann und selbst oft stundenlang unterwegs. Sein Thema hieß Bikefitting, also die Optimierung der Sitzposition auf dem Rad. Er brachte es auf den Punkt, als er sagte, dass man natürlich an den 10.000 Euro unter sich (also am Rad) arbeiten könne, viel wichtiger wäre es allerdings, am eigenen Körper zu arbeiten. Wer fit ist, kann beispielsweise die Schultern auf Dauer enger zusammen ziehen oder den Nacken anders belasten. So wird man aerodynamischer, und das spart Kraft. Eigentlich ist das einfach, aber man merkt es sich erst, wenn man es vorgeführt bekommt.
Abgeguckt: Alles, was beim Radfahren schmerzt, ist schlecht. Wenn ich meine Hände anders halte, schlafen sie nicht ein. Sattelhöhe einstellen ist das Wichtigste.
Motivation
Einfache Mittel gibt es aber auch bei der Motivation. Das zeigte Radfahrer Stefan Schlegel in seinem Vortrag über seine Teilnahmen am Race Across America. Das führte ihn schon mehrfach von der Westküste der Vereinigten Staaten zur Ostküste. Dabei nutzte er immer wieder die Visualisierung seines Ziels zur Motivation. Dabei stellst du dir das Erreichen deines Ziels mit allen Sinnen vor – bis ins kleinste Detail. Das hilft, bei Rückschlägen die Gedanken zu fokussieren. So rappelte er sich nach einem schweren Sturz bei der letzten Teilnahme 2016 wieder auf.
Abgeguckt: Extremsportler nicht nach dem Warum fragen, lieber nach dem Wie.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Extremsportler es wohl ziemlich gut draufhaben, Technologie zu nutzen, aber nicht davon abhängig zu sein; die mentale Kraft aufbringen, um auch unter widrigen Umständen ihre Ziele zu erreichen; und extreme Aufgaben mit klugem Kopf angehen. Erst wird also Zeit, auch für den Deutschlandlauf Technologie zu eliminieren, wo es geht. Stattdessen Techniken zu verbessern um Körper- und Mentalkraft zu trainieren. Das ist vielleicht nicht die neueste Erkenntnis, aber im Gespräch Erfahrungen auszutauschen ersetzt viele Bücher.
Hier noch ein paar Links:
Extremsporttag Frankfurt – Offizielle Seite
Joe Kelbel – 100 km für ein Bier
Jens Vieler – Der Wüstenläufer
Stefan Schlegel – Race Across America
Emanuel Bohlander – Barefoot Academy
Hast du Fragen oder Anmerkungen? Dann schreib mir an n.thies@faz.de auf Twitter (@nils_thies), Facebook oder Instagram (NilsLaeuft) oder hinterlasse einen Kommentar.
Extremsport Rennradfahren
Hallo Nils, wäre toll wenn Du auf den Zusammenhang mit richtiger Sitzposition ( Sattelhöhe etc.) und Schmerzen in den Händen näher eingehen könntest.
Vielen Dank schon mal.
Hallo Helmut, das mache ich gerne, wenn ich das Problem selbst gelöst habe. Das ist eine Wissenschaft für sich, aber ein Tipp vom Extremsporttag: wenn die Hände einschlafen liegt es an einer Durchblutungsstörung. Ich zum Beispiel habe zu viel Gewicht auf den Armen und liege dann mit der Handfläche auf einer Arterie. Jetzt probiere ich es selbst mal mit dem Bikefitting.