Erinnerung an einen chinesischen amerikanischen Traum. Bevor Ai Weiwei zum bekanntesten Konzeptkünstler Chinas wurde, lebte er in New York, und zwischen 1983 und 1993 machte er dort mehr als viertausend Fotos, aus denen jetzt eine Schau im Pekinger Fotomuseum „Three Shadows“ zusammengestellt wurde (Text dazu im Feuilleton der F.A.S. am 11. Januar). Das Gebäude des Museums im Stadtteil Caochangdi hat Ai Weiwei vor zwei Jahren selber entworfen.
Im Begleittext zur Ausstellung schreibt Ai Weiwei: „Was mich dazu treibt, diese Fotos zusammenzustellen und zu veröffentlichen, ist nicht Nostalgie, weil ich glaube, daß die vergangenen Ereignisse nicht viel zählen. Wir sind nicht dazu bestimmt, diejenigen wieder zu treffen, die wir einmal getroffen haben, und Menschen sind von Natur aus einsam.“
„Das Leben in den letzten fünfzig Jahren hatte viel mit einem fallenden Blatt ohne Ziel oder Richtung gemeinsam. Am Ende landet das Blatt jedoch in irgendeiner Ecke. Mit dem Erscheinen und der Ordnung der Bilder verhält es sich ähnlich. Sie sind desorganisiert, aber wenn sie alle vermischt sind, kommen Gedankenpfade zum Vorschein, die auf einmal ganz klar wirken.“
„Noch heute habe ich ständig eine Kamera in der Hand, immer mit dem Finger am Auslöser. Was ich gleichwohl erklären sollte, ist, daß ich nicht besonders an Fotografie interessiert bin und mir an den Themen meiner Fotos nicht viel liegt. Letzten Endes sind sie Teil einer Realität, die von derjenigen meiner eigenen Existenz verschieden ist. Immer, wenn ich auf diese Fotos schaue, entdecke ich, daß es in ihnen mehr Fremdheit als Vertrautheit gibt.“