Per Anhalter durch die Arbeitswelt

Per Anhalter durch die Arbeitswelt

Wir sehen uns zunehmend einer neuen, unbekannten und durchaus rätselhaften Arbeitswelt gegenüber.

Perspektivfrage im Bewerbungsgespräch

| 4 Lesermeinungen

Wenn Sie den Schwarzen Mitarbeiterabbauplaneten vermieden haben und die Flut der fatalen Absagebriefe Sie nicht erreicht hat, kann es sein, dass Sie plötzlich...

Wenn Sie den Schwarzen Mitarbeiterabbauplaneten vermieden haben und die Flut der fatalen Absagebriefe Sie nicht erreicht hat, kann es sein, dass Sie plötzlich im Bewerbungsgespräch sitzen. Und dann kommt eine Frage, die scheinbar rhetorisch immer wieder vorkommt. Die Frage lautet „Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?“ Auch wenn dieser Satz in den meisten Bewerbungsführern steht und als eher simpel angesehen wird, ist er tückischer und gefährlicher, als es den Anschein hat.

Die Situation entspricht dem, was Douglas Adams in seinem ersten Buch beschreibt: „Die Gefangenen saßen auf Poesiewürdigungsstühlen – festgeschnallt, denn die Vogonen gaben sich, was die allgemeine Wertschätzung ihrer Werke betraf, keinen Illusionen hin. Der Vogone Jeltz fing an zu lesen – eine mistige kurze Passage seines Machwerkes. ‚Oh zerfrettelter Grunzwanzling …’ begann er und hörte nicht auf. Dann die Frage: ‚Also Erdlinge, ich stelle euch vor eine einfache Wahl! Entweder ihr sterbt in der luftleeren Weite des Raumes oder aber ihr sagt mir, wie gut Euch mein Gedicht gefallen hat“.

Da sitzt nun der Vogone Jeltz vor ihnen und erwartet die Antwort auf die Frage „Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?“.

In dieser Situation schlägt der Reiseführer durch die Arbeitswelt ein zweistufiges Vorgehen vor: „Auf entsprechende Fragen im Bewerbungsgespräch ist zum einen zu prüfen, was die unternehmenskulturell richtige Antwort ist, zum anderen ist selbstkritisch zu beantworten, was die ehrliche Antwort ist. Die Antworten können übereinstimmen, können aber auch abweichen“.

Die Antwort nach „unternehmenskulturell richtig“ ist natürlich schwierig, Hilfestellung bietet der Reiseführer durch die Arbeitswelt mit zwei kleinen Suchscheinwerfern:

Der eine Suchscheinwerfer ist der Umgang mit Wettbewerb, Leistungsmessung, Karriererichtlinien und so weiter. Ist das im Unternehmen wichtig – was man bereits in der Vorbereitung auf das Gespräch merkt – dann kommen diese Punkte in der Antwort vor. Also: „Dies wird sicher davon abhängen, wie ich in den Leistungsbeurteilungen abschneide, aber ich kann mir schon vorstellen …“.

Und beim zweiten Teil des Satzes sind wir auch schon beim zweiten Suchscheinwerfer. Er betrifft die Rolle des Individuums. Für manche Unternehmen ist es wichtig, was der Einzelne macht und will; im Extremfall akzeptiert man sogar kleine Egoisten. Hier sind angemessene Antworten solche mit „Ich“ und „Ich will“ und „Ich werde“. Diese Worte sind unangebracht bei Unternehmen, in denen wie in Bienenkörben der Einzelne nicht als solcher zählt.

Offen bleibt allerdings noch eine Aussage dazu, wie ehrlich man antwortet. Natürlich steht in normalen Reiseführern „immer ehrlich“. Was der Reiseführer durch die Arbeitswelt dazu vorschlägt, kommt in einem der nächsten Einträge.

Bild zu: Perspektivfrage im Bewerbungsgespräch
(Foto: cts)

PS: Das Ergebnis der Antwort der Gefangenen bei Douglas Adams? Die luftleere Weite des Raumes.

ALLE BLOGEINTRÄGE AUF EINEN BLICK


4 Lesermeinungen

  1. zum Kommentar von...
    zum Kommentar von ndoerre:

    …der Anhalter durch die Arbeitswelt ließt, grübelt und glaubt zuzustimmen.

  2. zum Kommentar von tomgrasy:...
    zum Kommentar von tomgrasy:
    Die Fahrt durch die Arbeitswelt hat gezeigt, dass dies leider nicht zum Lachen ist: Nur wenige können wirklich die Kultur der Unternehmen analysieren. Noch weniger sind selbskritisch in der Lage zu erkennen, in welcher Unternehmenskultur man sich selbst langfristig sehen möchte.
    Deshalb brauchen wir den schon von puenchon eingeforderten Babelfisch. Und dieser schaut sich als Anhaltspunkte den Umgang des Unternehmens mit Wettbewerb sowie die Bedeutung des Einzelnen im Unternehmen an.

  3. ndoerre sagt:

    Ich schreibe ausdrücklich in...
    Ich schreibe ausdrücklich in der “Ich”-Form, weil ich persönlich gefragt werde. Ansonsten könnte ich auch schreiben: “Wenn eine Firma will, daß man etwas dort werde und dazulerne, dann muß sie sich auch drum bemühen, daß manh es tut.”
    In Firmen verhält es sich gewöhnlich wie beim Tennis:
    Zwei Spieler stehen im Mittelpunkt des Interesses, ersichtlich an den langsam verneinenden Kopfbewegungen der Zuschauer. Dann gibt es noch ein paar Leute im Hintergrund, die sich eifrig bewegen, um die Bälle wieder ins Spiel zu bringen. Einer sitzt auf einem erhöhten Stuhl und beobachtet das Ganze mit kritischem Blick. Nur Einer kann gewinnen.
    Und die Zuschauer? Die gewinnen natürlich mit, mit dem Einen oder dem Anderen. Sich vorher festzulegen mag ehrlich sein, aber kann fatal enden. Denn die Zuschauer können jederzeit problemlos gewechselt werden. Schließlich ist das Spiel auch ohne Zuschauer möglich, wenn es nur auf den Ball ankommt und nicht auf das Ego. Das langsame verneinende Pendeln des Kopfes ist nur eine Konzentrationsübung auf den Ball.
    “Wenn der Tennisverein jemanden als Zuschauer möchte, dann soll er halt dafür sorgen, daß es klappt – mit dem Pendeln.

  4. tomgrasy sagt:

    Sie brauchen in Ihrer Analyse...
    Sie brauchen in Ihrer Analyse EINE Seite dafür, zur völlig inhaltsleeren Erkenntnis zu kommen: “Auf entsprechende Fragen im Bewerbungsgespräch ist zum einen zu prüfen, was die unternehmenskulturell richtige Antwort ist, zum anderen ist selbstkritisch zu beantworten, was die ehrliche Antwort ist. Die Antworten können übereinstimmen, können aber auch abweichen“ ???
    Da muss ich dann doch lachen – verzeihen Sie!
    tg

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