Die Arbeitswelt ist geprägt von vielen kleinen, faszinierenden Abkürzungen, die man durchaus kennen sollte. Da gibt es die KPIs, den HCROI, die EVA und viele andere. Und spätestens an dieser Stelle bietet es sich an, einen Blick in den ursprünglichen und von Douglas Adams verfassten “Anhalter durch die Galaxis” zu werfen, weil dieser sich auch im heutigen Fall als äußerst lehrreich erweist.
Vor allem sei hingewiesen auf folgende Textpassage: “Es folgte eine kurze, erwartungsvolle Stille: ‘Also schön’, sagte der Computer …..’Die Antwort …. lautet Zweiundvierzig’. … ‘Zweiundvierzig!’ kreischte Luunquoal los. ‘Ist das alles, nach siebeneinhalb Millionen Jahren Denkarbeit?’. ‘Genau!’, antwortete Deep Thought, ‘Aber wenn ihr erstmal genau wisst, wie die Frage zu dieser Antwort wirklich lautet, dann werdet ihr auch wissen, was die Antwort bedeutet’ … Die Männer sanken verzweifelt in ihre Stühle.”
Vor diesem Problem stehen wir gegenwärtig bei unseren betrieblichen Kennzahlen.
Deshalb gilt für den neu zu verfassenden Reiseführer durch die Arbeitswelt: “Der Anhalter durch die Arbeitswelt tut gut daran, die vielen kleinen, faszinierenden Abkürzungen zu kennen, da sie unmittelbar seinen gewollten oder ungewollten (Karriere-)Weg beeinflussen”.
Damit gemeint ist weniger die semantische Entschlüsselung, denn die ist noch relativ einfach: KPI = Key Performance Indicator (Also irgendeine Zahl, die irgendjemand für eine Schlüsselzahl hält – im Zweifelsfall der Erfinder der Zahl). HCROI = Return on Human Capital (“Wie viel bringen mir meine Mitarbeiter?”) und EVA = Economic Value Added (“Wie schlägt sich was in der Endabrechnung nieder?”).
Gemeint ist vielmehr die implizite Logik der Frage, was man zum Beispiel an der Berechnung des Humankapitalwertes sieht. “Humankapitalwert” bedeutet: Wie viel sind meine Mitarbeiter eigentlich wert? Auch wenn man jetzt trefflich streiten kann, ob bereits eine solche Frage zulässig ist, ändert dies nichts an der Existenz dieser Frage. Und jetzt gibt es zwei Varianten für diese Frage:
Die eine Variante lautet: “Wie viel Geld kann ich durch meine Mitarbeiter verdienen?” Das hängt von vielen Faktoren ab, angefangen von der letzten Marketingaktion oder dem Rückruf fehlerhafter Produkte. Wenn kein Geld in der Kasse klingelt und rechnerisch kein Geld mehr auf Mitarbeiter zurechenbar ist, dann sind diese Mitarbeiter nichts mehr wert (manchmal sogar grotesker Weise weniger als Null). Das klingt nicht nur brutal, das ist auch brutal. Trotzdem schwören viele Firmen auf Rechensysteme, die auf dieser “Gewinnverteilungslogik” basieren. Berater und Wirtschaftsprüfer, die dieser Logik folgen, haben gegenwärtig Hochkonjunktur.
Die andere Variante lautet: “Wie viel Geld ist das Potenzial wert, das in den Mitarbeitern steckt?” Dieser Wert hängt unter anderem von ihrem Wissen, ihrer Erfahrung, ihrer Motivation und diversen anderen Punkten ab. Er hängt aber nicht vom Verkaufspreis der Produkte ab. Der Wert dieser zweiten Variante signalisiert also, was in den Mitarbeitern steckt, unabhängig davon, ob das Unternehmen gerade dieses Potenzial nutzen möchte. Dieser Wert kann durchaus kleiner sein als der Wert, den uns die Gewinnverteilungslogik liefert, er kann aber nie negativ sein.
Der Reiseführer “Per Anhalter durch die Arbeitswelt” rät: “Vorsicht bei und vor allen, die nach der Gewinnverteilungslogik ticken!”
Übrigens: Die Antwort bei BenQ lautet (grob geschätzt) nach der Überschusslogik “Jeder Mitarbeiter ist im Durchschnitt minus 20.000 Euro wert”. Nach der Ertragspotenziallogik gilt “Jeder Mitarbeiter ist im Durchschnitt (plus!) 16.200 Euro wert”. Klar erkennbar: Die Antwort ist anders, so aber auch die Frage.
(Foto: cts)
PS: Da soviel über Fragen gesprochen wurde, noch eine Frage: Wie lautet die offizielle Typenbezeichnung der (historischen!) Rechenmaschine, die am Anfang dieses Beitrages mit der neuen Sony-Kamera des Berichterstatters soeben fotografiert wurde und die auch die Zahl 42 liefert? Wer in den nächsten 13 Tagen der richtigen Antwort am nächsten kommt, erhält wahlweise die Trendstudie “Darwiportunismus in der neuen Arbeitswelt” oder das Handbuch “Human Capital Management”. (Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen.)
ALLE BLOGEINTRÄGE AUF EINEN BLICK
Der Anhalter durch die...
Der Anhalter durch die Arbeitswelt stimmt zu, dass sich alles besonders um das Potenzial drehen sollte: Genau aus diesem Grund gehen wir mit unserer Saarbrücker Formel zur Berechung des Humankapitals nach dem Ertragspotenzialparadigma vor, das eben genau auf dieses für Unternehmen nutzbares Potenzial abstellt.
Deshalb ändert sich dieser Wert auch nicht automatisch, wenn das Unternehmen mehr oder weniger Gewinn macht oder anders an der Börse bewertet wird. Auch werden die Mitarbeiter so nicht mehr nur als Kostenfaktoren betrachtet (wie bei Überschussverteilungsparadigma).
Und noch etwas: GLÜCKWUNSCH an steffenaustel! Er hat das Gerät auf dem Foto erkannt und die exakte Bezeichnung angegeben. Das Buch ist unterwegs nach Brasilien – ja, sogar dort wird der Anhalter offenbar gelesen.
Wer immer eine solche Frage...
Wer immer eine solche Frage stellt, sollte zunächst einmal sich selbst überprüfen, warum ihm die Antwort denn eine Frage wert ist. Dadurch klärt sich zumeist das Weltbild des Fragenden und die Frage selbst lässt sich auf Basis dieses Wissens einfacher beantworten. Das bedeutet alle anderen möglichen Frage/Antwort-Kombinationen werden herausgefiltert. Dies läuft selbstverständlich auf eine Einschränkung der Möglichkeiten hinaus. Schwierig wird es dann, wenn man versucht das Ganze und damit alle möglichen Möglichkeiten im Blick zu behalten. Dann muss man zweifelsfrei verzweifelt in die Stühle sinken.
Die Antwort auf die frage nach der Rechenmaschine lautet: Sony SOBAX ICC-400W Electronic Calculator
Herzliche Grüße aus Brasilien
Steffen Austel
Die Bezeichnung Humankapital...
Die Bezeichnung Humankapital ist meines Erachtens schon einmal ein großer Fortschritt, legt er doch im Gegensatz zum Begriff Human Resources die Betonung auf etwas, das man einsetzen kann, das eine Rendite bringt und sich dabei nicht verbraucht sondern vielmehr im Wert vermehrt. Wenn man zusätzlich davon ausgeht, dass in jedem Mitarbeiter Potenzial steckt, fokussiert sich die Fragestellung mehr in folgende Richtungen: 1) Wie trägt die Personalabteilung dazu bei, Potenzialträger zu erkennen, auszuwählen und zu fördern und wie wird diese in die strategische Unternehmensplanung eingebunden um frühzeitig das zukünftig benötigte Potenzial definieren zu können. 2) Vor dem Hintergrund quartalsweiser quantitativer Bewertungen bleibt Führungskräften oft gar nichts anderes übrig, als die Entwicklung von Potenzial zu vernachlässigen, selbst wenn sie es erkennen und für den zukünftigen Unternehmenserfolg als wichtig erachten sollten.
Aus der systemischen Perspektive gesehen ist jeder Mitarbeiter Bestandteil eines hochkomplexen Ganzen, das sich nicht einfach in einzelne Teile dividieren und bewerten lässt ohne den Charakter des Ganzen zu verlieren. Ausserdem sind die Bestandteile dieses Systems voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig. Die Fragen sollten also vielmehr dahin gehen, welche Lösungen brauche ich für welchen Kontext? Hierbei spielen qualitative Aspekte vielmehr eine Rolle als quantitative. Ich muss aber zugeben, dass solche Gedanken in einer von Shareholder Value geprägten Welt nicht einfach sind, zumal offensichtlich viel mehr Wert auf schnell realisierbare Gewinne gelegt wird als auf nachhaltige Wertbeständigkeit. Und welche Werte spielen dabei überhaupt eine Rolle?
Ich stimme Douglas Adams zu der wie Sie zitieren nach der Antwort 42 “Die Männer verzweifelt in ihre Stühle sinken lässt.”
Apropos die Rechenmaschine heisst: “Sony SOBAX ICC-400W Electronic Calculator”. Für das Handbuch “Human Capital Management” wäre ich dankbar, bestimmt kann ich ja noch etwas lernen ;-)
Mit freundlichem Gruß aus Brasilien
Steffen Austel