Auf der einen Seite die faszinierende Idee: Über die Jobbörse wie mit einer Rikscha zum Arbeitgeber der Wahl getragen zu werden. Auf der anderen Seite Skepsis über Jobbörsen, vor allem bei einer anziehenden Wirtschaftssituation.
Es klingt einfach und verlockend: Man trägt sein persönliches Profil in eine Datenbank ein und bekommt wenig später den Traumjob per Mail frei Haus. Oder man sucht wie in einer gut sortierten Speisekarte sein Wunschabendessen aus, das man dann genüsslich konsumiert.
Doch die Realität sieht anders aus!
Für Jobbsuchende macht es immer weniger Sinn, in unübersichtlichen Listen nach Firmen und Stellen zu suchen – wesentlich sinnvoller ist es, sich direkt mit der Homepage des Unternehmens seiner Wahl auseinander zu setzen und direkt dort aktiv zu werden.
Denn gerade jetzt haben wir eine Situation, in der immer mehr Unternehmen händeringend Mitarbeiter suchen, aber ihrerseits keinen Nutzen daraus ziehen, mit einer Flut von standardisierten Bewerberprofilen konfrontiert zu werden.
Für Jobsuchende sind Jobbörsen in mehrfacher Hinsicht gefährlich: Es kostet Zeit, in rund 500 Jobbörsen in oft unübersichtlichen Listen nach Firmen und Stellen zu recherchieren. Und mit etwas Pech steht die in der Jobbörse angebotene Position nicht mehr zur Verfügung. Zudem legt man teilweise sein persönliches Profil in einer Art und Weise offen, die einen zu einem „gläsernen Jobbsucher“ werden lassen kann. Vor allem aber ist der Umgang mit derartigen Jobbörsen für Arbeitssuchende gefährlich, weil man den Kontakt zum Unternehmen fast unwillkürlich auf die Stellenanzeige reduziert, sich deshalb – anders als bei einer Bewerbung über die Homepage des Unternehmens – nicht mit dem ganzen Unternehmen auseinander setzt und deshalb keine auf das Unternehmen zugeschnittene Bewerbung produziert. Das Ergebnis sind dann konturen- und erfolglose Massenbewerbungen.
Für Unternehmen besteht die Gefahr der Jobbörsen im Verlust an Individualität. Zwar ist es manchmal möglich (oft gegen Zusatzkosten), das eigene Logo in der Anzeige auf der Jobbörse unterzubringen. Ansonsten aber ist der Gestaltungsraum eher begrenzt. Auch sind Jobbörsen oft nicht billig und oft relativ unpraktisch. Vor allem aber verzichten Unternehmen bei der Nutzung von Jobbörsen auf eine wichtige Filterfunktion, die darin besteht, dass sich Bewerber nur an wirkliche Wunscharbeitgeber wenden. Stattdessen kommt es zu der explosionsartigen Vervielfältigung von Bewerbungen, die zudem an anderer Stelle bereits thematisierten zu flutartigen Absagen führt.
Jobbörsen werden deshalb in Zukunft allenfalls eine Rolle spielen als (a) Präsentationsfläche für unbekannte Kleinstunternehmen ohne eigenen Internetauftritt, (b) hoch spezialisierte und professionalisierte Nischen-Jobbörsen, (c) Kombi-Angebote, bei denen die durchaus in ihrer Eigenständigkeit bedeutsamen Print-Anzeigen durch preiswerte Internetwiederholungen ergänzt werden, und (d) Selektivangebote im Umfeld von Communities.
Im Reiseführer „Per Anhalter durch die Arbeitswelt“ könnte man daher schon relativ bald folgenden Eintrag finden: „Jobbörsen sind ein historisches Relikt aus der Steinzeit des Internets, in dem weder die Bewerber Unternehmen noch Unternehmen die Bewerber fanden. Diese (prähistorischen) Jobbörsen wurden ersetzt durch ein freies Spiel, in dem intelligente Suchmaschinen Kandidaten zu Traumarbeitgebern führen und Videoclips sowie private Blogs Unternehmen auf interessante Kandidaten aufmerksam machen.
(Foto: cts)
PS: In der Beschreibung von Douglas Adams findet man zwar keine Beschreibung von einer Jobbörse (die hatten sich vermutlich auch dort schon lange überlebt), wohl aber einen dramatischen Fall von Arbeitskräfteüberhang: Denn auf Golgafrincham entledigte man sich eines Drittels der Bevölkerung, die als unnütz eingestuft wurde. Sie müssen sich nun einen neuen Job suchen. Wer war als unnütz deklariert? Im Reiseführer liest man dazu: „Friseure, müde Fernsehproduzenten, Versicherungsvertreter, Personalmanager und Unternehmensberater“.