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Exklusiv: Fachverbände verteidigen Krebsimpfung

Das Manifest der 13 Impfkritiker gegen die HPV-Vakzinen zieht weiter unbarmherzig Kreise. Morgen, im Laufe des Dienstags,  werden sich in einer offiziellen...

Das Manifest der 13 Impfkritiker gegen die HPV-Vakzinen zieht weiter unbarmherzig Kreise. Morgen, im Laufe des Dienstags,  werden sich in einer offiziellen Stellungnahme der Bundesverband der Frauenärzte (BVF), die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), die Gesellschaft für Virologie (GfV) und die Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung von Viruserkrankungen (DVV)  kritisch zu der ihrer Ansicht nach „neuen Kampagne gegen die Krebsimpfung” äußern. Das gemeinsame Papier liegt der F.A.Z. exklusiv vor.

 In der Stellungnahme stellt man sich kategorisch hinter den Heidelberger HPV-Pionier – und Ehrenmitglied der Virologie-Gesellschaft –  Harald zur Hausen, der an diesem Mittwoch in Stockholm den Nobelpreis erhalten wird.  Vor allem geht es den Fachgesellschaften aber wohl darum, einer möglicherweise schon eingetretenen  Verunsicherung bei Eltern und Jugendlichen offensiv entgegen zu treten. Die HPV-Impfung sei schon vor Monaten „in Misskredit gebracht” worden, als man zwei bis heute ungeklärte  Todesfälle bei jungen Mädchen in Deutschland und Österreich mit der HPV-Impfung in Zusammenhang gebracht habe. Die offizielle Statistik seit Einführung der Impfstoffe im Jahr 2006 gehe aber genau in die gegenteilige Richtung. Zu erwarten sei „bei etwa zwei Millionen Impfungen, dass es häufiger zu einer zeitlichen Überschneidung zwischen einer Impfung und einem Todesfall mit ungeklärter Todesursache kommen sollte”. Faktum sei aber, dass man nach Angaben des Bundesamtes für Statistik im Jahr 2007 – dem ersten vollständigen Jahr nach der Einführung der Vakzinen –  17 Frauen zwischen 15 und 20 Jahren und damit so wenige wie seit neun Jahren nicht mehr aus unerfindlichen Gründen zu Tode gekommen seien.  „Diese Zahlen zeigen eindeutig, dass die Impfungen gegen HPV in keinem Zusammenhang mit ungeklärten Todesfällen stehen.

 Soviel zur Sicherheit. Was die Wirksamkeit angeht, so zweifeln die Fachgesellschaften „ob sich die selbsternannten Experten mit dem Thema tatsächlich auseinandergesetzt haben”, kritisierte Professor Peter Wutzler, der Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten. Mit den neuen Vakzinen werde unzweifelhaft „die gefährliche Infektionskette durchbrochen”, die letzten Endes zu Krebs führen kann. „Die Autoren kritisieren, dass die Impfung bereits für Mädchen ab 12 Jahren empfohlen ist, obwohl nur Daten zur Wirksamkeit für die Gruppe von 15-17-jährigen vorliegen’ (Zitat aus dem Manifest). In der Altersgruppe von 12-14 Jahren gibt es aber deshalb keine Daten zur Wirksamkeit gegen die Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses, weil die Mädchen in dieser Altersgruppe nur selten oder gar nicht mit HP-Viren in Kontakt kommen. Es ist ja die Altersphase vor dem ersten Geschlechtsverkehr”, so Professor  Nikolaus Müller-Lantzsch, Präsident der Gesellschaft für Virologie.  Und weiter: „Was die Autoren verschweigen ist aber, dass beide Impfstoffe auch bei Mädchen von 10-14 Jahren getestet wurden und die erzeugten Antikörpertiter in dieser Altersgruppe sogar noch höher waren, als in der Gruppe der älteren Mädchen. Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission wird daher von allen HPV-Experten unterstützt.”

„Anmaßend” sei es geradezu von den 13 Manifest-Unterzeichnern, eine umgehende Überprüfung der Empfehlung zu fordern. Das klingt nicht nach einem besonnenen Austausch der Argumente, sondern nach einer handfesten Eskalation.