Planckton

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Die Wissenschaft ist ein ernstes Geschäft, aber gehört ihr deshalb das letzte Wort?

Wir Klimamüden

Nun ist es passiert: Die Mediengesellschaft beginnt, den Klimawandel zu fressen. Das lassen jedenfalls ein paar Daten vermuten, die  Andrew Revkin von der...

Nun ist es passiert: Die Mediengesellschaft beginnt, den Klimawandel zu fressen. Das lassen jedenfalls ein paar Daten vermuten, die  Andrew Revkin von der New York Times, in seinem Blog zusammengestellt hat. Demnach hat das Medieninteresse am Klimawandel und seinen Folgen in letzter Zeit deutlich abgenommen.

Das Gute daran: Die alte Verschwörungstheorie, wonach die globale Erwärmung ist nur ein Medienhype sei – geschickt angefacht von Quartärökologen mit Profilneurose oder Atmosphärenphysikern, die der öffentlichen Hand immer mehr Gelder für immer schnellere Computer aus dem Kreuz leiern möchten – die Theorie also dürfte sich nun empirisch bald widerlegen lassen, wenn nämlich die Flut der wissenschaftlichen Studien dazu auch unter abnehmender öffentlicher Anteilname weiter anschwillt.

Das Problem aber: nun wird manch einer den Medien vorwerfen, ihrer Verantwortung nicht gerecht zu werden. Mag sein, aber jeder Medienkonsument möge sich fragen, wie oft er selber bereits den soundsovielten Beitrag über schmelzendes Grönlandeis unbesehen überblättert oder weggezappt hat. Das große Schmelzen muß nun eben immer schneller gehen, zumindest schneller als die Klimaforscher es bis dahin vermutet haben, um noch Aufmerksamkeit zu erringen. Oder, noch besser, es hält plötzlich inne und straft die Klimamodelle Lügen – das wäre ne Story …

Ob es uns paßt oder nicht: Die Erforschung des Klimawandels ist zur „Normal Science“ im Sinne Thomas Kuhns geworden. Das war wohl unvermeidlich, ist aber Pech für Aktivisten. Vor allem, wenn nun die Finanzkrise am abendländischen Mittelstand nagt – und damit ausgerechnet den Leute nun ganz andere Sorgen beschert, die noch am ehesten bereit waren, dem Klima zu liebe nur noch Fahrrad zu fahren. In der Konsequenz könnte das heißen, daß Aufforderungen zur Verhaltensänderung, der „behavioural fix“ sich als die denkbar stumpfeste Waffe im Kampf gegen die Folgen der CO2-Emissionen erweisen könnten.