Zeit der klaren Bekenntnisse in Sachen HPV-Krebsimpfung: Harald zur Hausen, der deutsche Medizin-Nobelpreisträger von diesem Jahr, der die onkogene Bedeutung der Humanen Papillomviren (HPV) entdeckt hatte, sieht sich durch die Berichte über die Verbindungen der Nobelstiftung und der Nobelpreiskommission zum britischen Pharmakonzern und Nobel-Sponsor Astra-Zeneca in ein falsches Licht gerückt und findet „…die offensichtlich auch mich betreffenden Berichte ziemlich unappetitlich, zumal ich mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegen die Preispolitik der betroffenen Pharmaunternehmen ausgesprochen habe.” Der Heidelberger Laureat vom Deutschen Krebsforschungszentrum stellt klar: “Da ich keinerlei direkten Kontakte mit der Firma habe, verstehe ich die Aufregung nicht.”
Die Teilnahme an dem für Ende vergangener Woche geplante Nachmittagssymposium in Stockholm haben sowohl er als auch die beiden anderen Medizin-Nobelpreisträger, die HIV-Forscher Françoise Barré-Sinoussi and Luc Montagnier, kurzfrstig abgesagt. Grund: Astra-Zeneca war Sponsor der Veranstaltung (Man stelle sich vor, zur Hausen hätte dem Sponsor danken müssen für das Event!)
Der Stockholmer Oberstaatsanwalt hat sich indes offenbar noch nicht geäußert, ob er tatsächlich eine Voruntersuchung gegen die Nobelstiftung gegen den Patentinhaber der HPV-Impfstoffe, Astra-Zeneca, einleiten wird.
Mehr Klarheit in Sachen HPV strebt hingegen das für die Vakzine-Prüfung zuständige Paul-Ehrlich-Institut in Langen an. Als Gegengewicht zu den auch in Blogs immer forscher und unbekümmerter auftretenden Skeptikern der Krebsimpfung hat man auf dem 100-Jahr-Nobelpreisrede-Symposium zu Ehren Paul Ehrlichs Bundesgesundheitsministerin Schmidt als Stargast an der HPV-Front empfangen. Ihr Kommentar zu den jüngsten Kritiken an den Wirksamkeitsnachweisen der HPV-Vakzine (Zitat PEI):
- „….Ulla Schmidt sprach sich in ihrem Grußwort eindeutig für die HPV-Impfung und deren Nutzen aus: “Ich stehe voll und ganz hinter der Entscheidung für diesen Impfstoff. Er bietet uns die Möglichkeit, schon junge Mädchen vor einer Infektion zu schützen, die später möglicherweise therapeutische Eingriffe notwendig machen würde, um die Ausbildung von Krebs zu verhindern. Für mich zählt jede Frau, der ein solcher Eingriff oder sogar Krebs erspart bleibt”
Deutlich konkreter wird der Sprecher für den Wissenschaftlichen Beirates des Paul-Ehrlich-Institutes, Reinhold E. Schmidt von der MH Hannover. In einer Stellungnahme zu dem Manifest der 13 Kritiker der Krebsimpfung schreibt er:
„Für den Wissenschaftlichen Beirat des Paul-Ehrlich-Institutes:
Die Aufklärung des ursächlichen Zusammenhangs zwischen der Infektion mit humanen Papillom-Viren (HPV) – insbesondere der Typen 16 und 18 – und der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses bei Frauen und wurde am 10. Dezember diesen Jahres in Stockholm durch die Verleihung des Nobelpreises für Medizin an den deutschen Virologen Prof. Harald zu Hausen aus Heidelberg gewürdigt. Diese wissenschaftliche Erkenntnis hat glücklicherweise zur Entwicklung von Impfstoffen gegen HPV 16, 18 und weitere Typen geführt, die kürzlich auch in Deutschland zugelassen und durch die Ständige Impfkommission (STIKO) zur Anwendung für junge Frauen zwischen 12 und 17 Jahren empfohlen wurden.
Seit der STIKO-Empfehlung und Einführung der Impfung wird von vielen Kritikern versucht, den großen Nutzen dieser Impfung immer wieder in Frage zu stellen. Es werden die angeblichen Nebenwirkungen betont, Interessen der Industrie bei den unabhängigen Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern unterstellt und teilweise sogar die wissenschaftlichen Daten tendenziös in der Öffentlichkeit dargestellt.
Der unabhängige Wissenschaftliche Beirat des Paul-Ehrlich-Institutes, der aus Vertretern wissenschaftlicher Fachgesellschaften besteht und diese nationale und internationale, weltweit anerkannte Institution berät, hat daher beschlossen, zur Klarstellung folgende Stellungnahme abzugeben:
1. Der ursächliche Zusammenhang zwischen der Infektion mit den humanen Papillomviren16 und 18 mit der Entstehung des Gebärmutterhalskarzinoms bei Frauen ist eindeutig belegt, auch wenn für 20-30% dieser Krebserkrankungen noch andere HPV-Typen und weitere Ursachen in Frage kommen.
2. Mehrere wissenschaftlich hochkarätig publizierte Studien haben eindeutig erwiesen, dass bei Impfung vor Infektion mit diesen Virustypen bei jungen Frauen in 98% der Fälle eine Infektion mit den Virustypen 16 und 18 vermieden und logischerweise somit auch davon ausgegangen werden kann, dass entsprechende Erkrankungen an Gebärmutterhalskrebs verhindert werden können.
3. Bei der öffentlichen Diskussion über die Wirkung der HPV-Vakzine sollte darüber hinaus auch berücksichtigt werden, dass diese Impfung mittel- und langfristig dazu führen wird, dass die Durchseuchung mit diesen Viren in der Bevölkerung verringert wird und schließlich auch am Ende die nicht geimpften Personen (Frauen wie auch Männer) seltener angesteckt werden.
4. Alle Daten, die zur Zulassung des Impfstoffes sowie zur Empfehlung der STIKO geführt haben, sind sowohl den Experten als auch für die Öffentlichkeit verfügbar.
Wir unterstützen daher nachdrücklich die Empfehlung der Ständigen Impfkommission zur möglichst umfassenden Anwendung und Durchimpfung unserer jungen Frauen mit der HPV-Vakzine zur Vermeidung der Infektion mit HPV-Viren und des nachfolgenden Gebärmutterhalskrebses. Wir hoffen, dass dies dazu beiträgt, sowohl unsere medizinischen Kollegen bei der Beratung der Betroffenen zu stärken als auch die Mädchen und Frauen nicht weiter zu verunsichern. Zugleich erwarten wir, dass zukünftig preisgünstigere Impfstoffe angeboten werden, um die finanzielle Belastung unseres Gesundheitssystems in Grenzen zu halten.
Prof. Dr. Reinhold E. Schmidt, Medizinische Hochschule Hannover
Tja, ob das die Kritiker überzeugt? Eine Stimme mehr – eine gewichtige sogar, ganz sicher. Aber man hört schon das Echo des neuerlichen Rufes nach der Neuvorlage bei der Stiko.
<p>Nun sollte man eigentlich...
Nun sollte man eigentlich annehmen, dass die Zeiten in denen honorige Professoren Sätze schreiben wir, “logischerweise … davon ausgegangen werden kann …” vorbei sind. Weder die Honorigkeit (weil käuflich), noch die Logik (weil der Mensch und die Biochemie viel zu komplex) sind geeignet, in der Medizin die Wirksamkeit von irgendwas evident zu belegen.
Diese Begründung kommt aus einer (hoffentlich) längst überwundenen Phase der Forschung.