Planckton

Planckton

Die Wissenschaft ist ein ernstes Geschäft, aber gehört ihr deshalb das letzte Wort?

Blogger im Außendienst – alles für die Wissenschaft

| 3 Lesermeinungen

Karierter Notizblock auf dem Tisch, Kuli dazu, ein schwerer Kaffeetisch ohne Terminals,  Gedrucktes aus der Holzära in der Mitte und weit und breit kein...

Karierter Notizblock auf dem Tisch, Kuli dazu, ein schwerer Kaffeetisch ohne Terminals,  Gedrucktes aus der Holzära in der Mitte und weit und breit kein Schreibroboter. Es war schon schön und einigermaßen beruhigend zu beobachten, wie sich die Avantgarde der neuen Netzkultur  – oder jedenfalls drei, vier Dutzend der erfolgreichen unter ihnen – immer noch im Kleinod der alten Welt zurechtfindet.

Blogger sind also ganz normale Menschen. Blogger sind auch ganz normale Wissenschaftler. Oder Journalisten. Und „Scilogs” hat sie fast alle glücklich im Boot. Treffender diesmal vielleicht: im Bottich, meinetwegen noch korrekter: im Zuber.  Scilogs nämlich wurde am Wochenende weinselig und scharte zum „Offline Treffen 2009″ seine Blogautoren in der kleinen Pfälzer Weinbauhauptstadt Deidesheim um sich. Scilogs – das sind die von Spektrum der Wissenschaft in Heidelberg initiierten „Tagebücher der Wissenschaft”, gewiss eine der  angesehensten Adressen im deutschsprachigen Blogblätterwald.

Inhaltlich soll das Aufeinanderteffen der Cyberlinge  im „Geist von Deidesheim” (so hieß nicht etwa das nette Tagungshotel) an dieser Stelle aus Gründen der Befangenheit des Autors nicht weiter erörtert werden. Es gab, soviel sei hier bemerkt,  höchst anregende, ja erfreulich kontroverse Diskussionen und Spekulationen über die Zukunft der Wissenschaftskommunikation sowie über das heutige Verhältnis von Bloggern und Journalisten. Nachzulesen, wie gesagt, bei Stephan Schleim von Brainlogs und bei Michael Blume von Chronologs.

Wie sich die Menschen in den nächsten Jahren über den fast haltlos ausufernden und leider auch immer komplexer werdenden Wissenschaftsbetrieb und seine globalen Ergüsse informieren können, diese Frage wird jeden halbwegs bildungs- und informationshungrigen Zeitgenossen sicher interessieren.. Und dass Blogs in diesem reißenden Strom mittlerweile tatkräftig mitrudern, muss  ja auch niemanden  beunruhigen. Deshalb gerne dieser Hinweis auf das Scilogs-Forum, das – wie sollte es anders sein – selbstverständlich im Netz weiter lebt.  Es sind Debatten, wie sie „Nature” in den vergangenen Wochen ebenfalls befeuert hat. Sie sind nicht etwa schädlich, sondern hoffentlich lehrreich für alle. Wäre schön, auch von Leserseite mehr über Ideen und Wünsche zu erfahren.

  

P.S. Ob die Keyword-Auswahl und -Dichte hier stimmt? Der extrem beeindruckende Scilogs-Workshop zu SEO (zu deutsch: Suchmaschinenoptimierung) von den Holtzbrinck-Spezialisten  hat da ernsthafte Selbstzweifel geweckt. (was hier folgte, war unerheblich und wurde deshalb gerne nachträglich gelöscht / siehe Kommentar v. Stephan Schleim) 

 


3 Lesermeinungen

  1. Gut gekontert; aber das...
    Gut gekontert; aber das Problem, auf das ich beim Konferenzblogging hinwies, besteht ja gerade darin: Die Präsentationen der (vorläufigen) Ergebnisse findet dann (via Blogs) öffentlich statt — der Zerriss im Peer Review aber hinter verschlossenen Türen! D.h., wenn sich die Ergebnisse hinterher (und berechtigt) als übertrieben erweisen, dann wird dort kein Blogger sein, der darüber berichtet. Ich sehe hier das Risiko einer Verzerrung, der Nature den Ritterschlag erteilt hat.
    P.S. Danke für die Klarstellung; ich dachte schon, ich hätte in Deidesheim den besseren Teil der Party verpasst. :-)

  2. <p>Also ich hatte in...
    Also ich hatte in Deidesheim keinen Sex, Herr Müller-Jung, und schon gar nicht dreimal hintereinander. Waren wir wirklich auf dem selben Treffen?
    Schade, dass wir über Natures Blogpolitik nicht weiter diskutieren konnten: Ich finde diese Haltung sehr faszinierend und kann sie überhaupt nicht nachvollziehen. Ich habe selbst schon als Wissenschaftler auf Konferenzen Daten gezeigt, die später im Peer Review zerpflückt wurden (zum Teil aus guten Gründen); daher würde ich mich über eine “Veröffentlichung” im Blog ärgern; andererseits habe ich mich als Journalist auch schon darüber geärgert, von spannenden Ergebnissen zu lesen aber die Daten nicht selbst in einer Veröffentlichung überprüfen zu können. Meines Erachtens tut man daher niemandem einen Gefallen damit, die vorläufigen Ergebnisse, die auf Konferenzen vorgestellt werden, für die Öffentlichkeit zu hypen.
    Ach ja, in Sachen SEO wäre es glaube ich besser, anstatt das nichts sagende “hier” zu verlinken, den Link auf den Inhalt zu setzen, also z.B. [link]Stephan Schleim[/link]. Nur so kann die Information im “semantischen Web” ausgewertet werden.
    Viele Grüße
    Stephan Schleim

    Re: MuellerJung

    Danke für die Strategiebelehrung über das semantische Web: Dachte eigentlich, das “hier” würde nur nicht erkannt, wenn es aus dem Zusammhanng gerissen (also zum Beispiel in Parenthese gesetzt) wird. Leuchtet mir aber ein. Kein hier mehr.
    Was die “Nature”-Blog-Offensive angeht, kann ich das schon nachvollziehen, was du schreibst. Aber auf den Konferenzen werden ja zuweilen auch Daten nicht in den luftleeren Raum gestellt, sondern handfeste empirische Erkenntnisse vorgestellt mit Grafiken, Rohdatenanalysen und allem drum und dran. Dass die hinterher evt. zerpflückt werden, ist ja auch eine für die Öffentlichkeit lehrreiche Beobachtung und wirft einen Blick auf die jeweilige Arbeitsweise. Die Wissenschaftler werden sicher nach der einen oder anderen schlechten Erfahrung vorsichtiger mit der Präsentation sein, wenn sie sich nicht sicher sind, was die Ergebnisse hergeben. Ich denke, das ist ein Lernprozess, der da jetzt verstärkt in Gang kommt – auch forciert durch die Preprint-Versionen, die ja von vielen Journalen mittlerweile als öffentlich zugängliche Rubrik eingestellt werden.
    Was uns Journalisten angeht, ob wir solche hochspannenden Rohdaten dann hypen sollten oder nicht, das hängt, denke ich, wirklich vom Kenntnis- und Kompetenzstand des Rechercheurs und der Sensbilität des Themas ab. Unter Umständen können ja auch hochbrisante Erkenntnisse eine Geschichte wert sein. Wenn man die dann bei Forscherkollegen gegenrecherchiert, kann das eine ausgewogene Themensetzung werden, ein Scoop unter Umständen auch. Natürlich darf man da nicht übertreiben und hypen, so oft es geht. Das schlägt schnell wieder auf einen zurück als Ansprechpartner. Am Ende kommt es auf die Dosis an und auf die Absicherung an.
    Schließlich lieber Stefan Schleim, bin ich froh, dass du die Dreifach-Sexnummer durchschaut hast. Eine platte SEO-Anspielung, zugegeben. Versuche es deshalb doch lieber weiter mit inhaltlichen Argumenten und greife beherzt zur Wonderkeyword-Delete-Taste…Wink

  3. techfieber sagt:

    yeah, die Avantgarde der neuen...
    yeah, die Avantgarde der neuen Netzkultur! Blogger sind ganz normale Menschen – und eben auch Journalisten. Und wie eine neue Studie des Pew Research Centers belegt sind Blogger (bzw. Online-Journalisten) deutlich optimistischer bezüglich ihrer Zukunft als Print- und Fernseh-Kollegen in traditionellen Medienhäusern –> siehe: https://www.techfieber.de/2009/03/30/pew-studie-blogger-und-online-journalisten-sind-optimistisch/

    Übrigend: Cooler Seiten-Hintergrund

Kommentare sind deaktiviert.