Die Aufregung über die kalifornischen Arsen-Bazillen hat sich nicht gelegt. Die an dieser Stelle kommentierte Science-Veröffentlichung von Forschern des NASA Astrobiology Institute soll uns angeblich helfen, „unseren Horizont zu weiten” – so jedenfalls formulierte es der Geowissenschaftler Dirk Schulze-Makuch von der Washington State University in Pullman gegenüber dem SPIEGEL. Klar, daß Schulze-Makuch sich über die gemutmaßte Arsen-Biochemie der Bakterien aus dem Mono-Salzsee gefreut hat, ist er selber doch schon mit besonders exotischen Ideen über außerirdische Biotope in Erscheinung getreten – von schwebenden Venus-Mikroben in der Hochatmosphäre unseres backofenheißen Nachbarplaneten bis zu Peroxid-Wesen im Marssand.
Nun erregt die Science-Studie auch die Forscher, in dessen Fachgebiet die Sache eigentlich gehört: die Mikrobiologen und Biochemiker, die sich mit sogenannten extremophilen Einzellern befassen. Im Blog des Laborjournals findet sich eine Zusammenfassung dessen, was etwa der Harvard-Biochemiker Alexander Bradley sowie Rosie Redfield von der University of British Columbia zu der Sache meinen. Redfields Urteil lässt sich ausführlich hier nachlesen.
Zusammenfassung: die Science-Studie ist großer Mist, die Forscher um die Nasa-Astrobiologin Felisa Wolfe-Simon haben geradezu unterirdisch schlampig gearbeitet. Aus einem Artikel bei Slate wird deutlich, daß dies keine Einzelmeinungen sind. Es wäre ziemlich trivial gewesen, so eine Untersuchung viel besser durchzuführen, sagt etwa Forest Rohwer von der San Diego State University und Shelley Copley von der University of Colorado findet die drastischsten Worte, die man als Forscher diesseits des Justitiablen über Kollegen äußern kann: „Dieses Paper hätte nicht veröffentlicht werden dürfen”.