Angenommen, wir hätten eine perfekte physikalische Theorie über die Welt. Über die kleinsten und größten Strukturen, über alle physikalischen Gesetze und Eigenschaften. Würden wir dann über eine Beschreibung verfügen, die alles einfangen kann, was es in der Welt gibt? Braucht man letztendlich nichts anderes als Physik, um die Welt zu verstehen? Kann man insbesondere das menschliche Gehirn als eine, zugegebenermaßen sehr komplexe, Ansammlung von wechselwirkenden Molekülen verstehen? Der australische Philosoph Frank Jackson hat sich im Kontext dieser Fragen 1982 ein Gedankenexperiment ausgedacht, um zu zeigen, dass es mehr gibt als das, was in physikalischen Theorien thematisiert werden kann. Dabei beruft er sich auf Mary, eine fiktive Farbwissenschaftlerin, die eingeschlossen in einem farblosen Raum wohnt. Obwohl Mary in einer schwarz-weißen Welt lebt, lernt sie alles, was man theoretisch über Farben wissen kann. Sie kennt sich mit der Logik der Farbbeschreibungen aus und weiß alles über elektromagnetische Wellen und die neurophysiologische Erzeugung von Farbreizen im menschlichen Gehirn.
Die Frage, die Jackson stellt, ist nun: lernt Mary über ihr vollständiges Wissen hinaus etwas Neues, wenn sie eines Tages ihren schwarz-weißen Raum verlässt und das erste Mal Farben sieht? Gibt es etwas, das sie nicht anhand von Theorien, sondern allein durch wirkliche Erfahrung lernen kann? Gibt es eine besondere Erfahrungsqualität, die wir nicht im Rahmen einer quantitativ angelegten, naturwissenschaftlichen Theorie einzufangen vermögen, das heißt ein charakteristisches „Wie-es-sich-anfühlt”, das anhand wechselwirkender Moleküle nicht verstanden werden kann?
Philosophen lieben es, sich absurde Geschichten auszudenken. Sie erfinden Gedankenexperimente, um in einer Art Gedanken-TÜV unser Alltagsverständnis in Extremsituationen auf seine Gültigkeit hin zu prüfen. In philosophischen Debatten trifft man auf exotische Wesen wie Sumpfmänner (Könnte ein mit mir in jeder Zelle identischer Sumpfmann-Klon dasselbe denken wie ich?), auf seltsame Orte wie die Zwillingserde (Wie verhalten sich die Dinge auf einer Klon-Erde, auf der es nur XYZ statt Wasser gibt?) und eben auch auf Mary, die in einem schwarz-weißen Raum lebende Farbwissenschaftlerin. Offensichtlich ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass einem eines Tages der eigene Sumpfmann-Klon über den Weg läuft oder Astronomen die Zwillingserde entdecken. Umso erstaunlicher war es neulich, herauszufinden, dass eine meiner Kolleginnen ähnliches erfahren hat, wie Mary in Jacksons Gedankenexperiment.
Ruxandras Büro ist im lichtgeschützten Keller zu finden. Foto: S. Anderl
In Ruxandra Tomas Welt gab es, genau wie in Marys Raum, lange Zeit überhaupt keine Farben. Sie ist farbenblind und leidet an einer Variante der Achromatopsie. Die Farb-Rezeptoren, die Zapfen in der Netzhaut ihrer Augen, sind nicht normal entwickelt und existieren lediglich als Rudimente. Ruxandra lebt daher im Wesentlichen in einer Welt aus Grautönen. Hinzu kommt, dass ihre Sehschärfe stark eingeschränkt ist, da die Hell-Dunkel-Rezeptoren, die Stäbchen, im Vergleich zu den Zapfen im zentralen Gesichtsfeld weniger dicht angeordnet sind. Da die Stäbchen normalerweise für das Sehen in der Dämmerung zuständig sind, sind diese bei Tageslicht außerdem so überreizt, dass die ohnehin schwache Sehkraft fast völlig zurückgeht. In der Mitte der Netzhaut, dem Bereich des schärfsten Sehens, befinden sich bei Normalsichtigen lediglich Zapfen. Bei Achromaten ist diese Stelle entsprechend außer Funktion. Dieser Defekt führt zum Augenzittern, dem Auftreten von sehr schnellen Augenbewegungen. Eine solche Form vollständiger Farbenblindheit tritt extrem selten auf. In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge nur ca. 3000 Fälle dieser angeborenen, genetisch bedingten Störung.
Um Ruxandra in ihrem Büro zu treffen, muss man sich in den Keller begeben. Während andere Kollegen diesen Arbeitsplatz als Zumutung empfinden würden, sitzt Ruxandra freiwillig dort, wo sie kaum einen Sonnenstrahl fürchten muss. Selbst im gedämpften Kellerlicht trägt sie oft noch eine getönte Brille. Eine Sehstörung wurde bei ihr bereits festgestellt, als sie wenige Monate alt war, doch die Unfähigkeit, Farben zu sehen, wurde erst bemerkt, als ihre Eltern erfolglos mit dem Versuch blieben, ihr die Farbwörter beizubringen. Ärzte machten daraufhin Tests und stellten fest, dass sie die meisten der in den ihr vorgelegten Farbmustern versteckten Zahlen nicht sehen konnte. Die Diagnose blieb dennoch lange unklar. In ihrer Familie gab es bisher keine anderen Fälle von Farbenblindheit, obwohl die neueste Diagnose davon ausgeht, dass ihr Defekt genetisch ist. Ihre Kindheit in Rumänien war durch ihre Behinderung starken Beschränkungen unterworfen, doch gleichzeitig führte die Farbenblindheit Ruxandra zu ihrer späteren Leidenschaft: „Als Kind habe ich auf dem Land gelebt, ohne eine gute Brille zu besitzen. Deshalb konnte ich tagsüber fast nichts sehen, wenn ich draußen herumgelaufen bin. Es ist sogar vorgekommen, dass ich nicht einmal meine Mutter erkannt habe, weil ich lediglich Umrisse sehen konnte. Tagsüber war ich quasi blind, aber nachts nach Sonnenuntergang war ich sehr glücklich, weil ich etwas sehen konnte. Auf diese Weise habe ich die Sterne entdeckt. Ich sah den Vollmond aufsteigen und den Sonnenuntergang. Ich denke, das ist der Grund, warum ich jetzt Astronomie studiere. Meine direkte Umgebung konnte ich nicht sehen, aber dafür die Sterne.”
Wahrnehmung eines Normalsichtigen im Vergleich zur simulierten Wahrnehmung eines Achromatopsie-Patienten unter Berücksichtigung von Farbenblindheit, Blendung und geringer Sehschärfe, Quelle: Olav Hagemann, Achromatopsie-Selbsthilfe, (Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/legalcode)
Im Teenageralter geschah plötzlich etwas Seltsames: Ruxandra spielte an einem sonnigen Tag mit dem Spielzeug ihres kleinen Cousins und versuchte, trotz ihrer Lichtempfindlichkeit entspannt mit geöffneten Augen zu schauen. Auf einmal bemerkte sie, dass einiges Spielzeug das Licht anders reflektierte, als sie es gewohnt war. Sie fragte nach, was sie da sähe, und hörte, dass diese Gegenstände rot seien. Daraufhin konnte sie diese Erfahrung in günstigen Umständen auch bei roten Ampeln, Autos oder Sonnenuntergängen hervorrufen. Aber selbst heute muss sie noch manchmal nachfragen, was sie gerade sieht, wenn sie diese besondere Art der Wahrnehmung erfährt, auch wenn sie mittlerweile weiß, dass sie neben Rot auch Gelb und Orange sehen kann, sofern die Farben sehr leuchtend und intensiv sind. Die Fähigkeit, Rot, Gelb und Orange zu sehen, kam für Ruxandra völlig überraschend: „Für mich war diese Erfahrung etwas völlig Neues. Ich dachte: Oh mein Gott, was ist das?”
Interessanterweise assoziiert Ruxandra mit den Farben, die sie zu sehen vermag, keinerlei Prädikate, wie zum Beispiel „Rot ist eine warme Farbe.” Sie erklärt dies mit fehlenden Vergleichsmöglichkeiten, da sie außer den untereinander sehr ähnlichen Farben Rot, Orange und Gelb keine Farben sehen kann. Die einzige Bedeutung, die sie einem „warmen” Rot abgewinnen kann, ist, dass sie Rot mag, weil sie mag, was sie fühlt, wenn sie etwas Rotes wahrnimmt. Neben fehlenden Vergleichsfarben könnte vielleicht eine andere Erklärung sein, dass sie wenig Kontextwissen in Bezug auf Farben besitzt, da ihre Farberfahrungen nur in sehr singulären und besonderen Umständen auftreten. Feuer erscheint für sie beispielsweise nicht rot, sondern weiß. Einen physikalisch warmen, roten Gegenstand hat sie noch nie gesehen.
Ruxandra spricht immer wieder von dem „besonderen Gefühl”, das sie hat und genießt, wenn sie Farben sieht. Deshalb ist es auch ein großer Traum von ihr, dass die Medizin eines Tages einmal in der Lage sein könnte, ihr zu einer Erfahrung von Grün oder Blau zu verhelfen: Sie würde gerne erfahren, wie es sich anfühlt, Blau und Grün zu sehen. In ihrem Alltag ist die Unfähigkeit, Farben zu erkennen, alleine kein besonderes Problem, in bestimmten Situationen führt ihre Farbenblindheit sogar dazu, dass sie Formen besser und schneller wahrnimmt als Normalsichtige. Sie ist es gewöhnt, in einer weitgehend farblosen Welt zu leben und leidet sehr viel stärker unter ihrer schlechten Sehkraft als darunter, dass sie fast alles in Grauschattierung wahrnimmt. Es ist vor allem die Neugier auf unbekannte Farberfahrungen die sie manchmal traurig macht. Als Astronomin würde sie insbesondere gerne einmal den so „grünen Blitz” sehen, ein seltenes Phänomen, das manchmal beim Sonnenauf- und -untergang zu beobachten ist.
Die farbliche Schönheit eines Sonnenuntergangs. Foto: Tim Schrabback
An dieser Stelle drängt sich der Bezug zu einem anderen philosophischen Gedankenexperiment auf: Thomas Nagel veröffentlichte 1974 den Aufsatz „What is it like to be a bat?” und beschreibt darin, dass wir nie wissen werden, wie es sich für eine Fledermaus anfühlt, ihre Umgebung per Echolot wahrzunehmen – egal wie groß unser theoretisches Wissen über die Mechanismen der Echolotwahrnehmung auch sein mag. Ähnlich geht es Ruxandra beispielsweise mit der Farbe Grün. Obwohl sie als Physikerin viel über Wellenlängen weiß, hat sie keinerlei Anhaltspunkte, wie es sein könnte, Grün wahrzunehmen. Alles was sie weiß, ist, dass beispielsweise Gras und Blätter grün sind. Selbst moderne Geräte, die Farbenblinden helfen sollen, Farben wahrzunehmen, indem Farben in Töne umgewandelt werden, können daran offensichtlich nichts ändern, dass die Erfahrungsqualität unzugänglich bleibt.
In einer anderen Hinsicht wäre Ruxandra an einem solchen Gerät aber durchaus interessiert, nämlich um besser beobachten zu können, wie Farben im Leben ihrer Mitmenschen zum Einsatz kommen: „Mich würde interessieren, warum Menschen Kleidung in bestimmten Farben tragen, denn Farben haben diese psychologische Bedeutung. Bei Tieren sind Farben in der Paarungszeit sehr wichtig, um Partner anzulocken. Ich frage mich, ob dies bei Menschen ähnlich funktioniert.”
Inverse Weltsicht: Während Katzen nicht in der Lage sind, Rot wahrzunehmen, ist Rot, zusammen mit verwandten Farbtönen, die einzige Farbe, die Ruxandra unter günstigen Bedingungen zu sehen vermag. Foto: R. Toma
Man mag zu Frank Jacksons Gedankenexperiment und der Frage, ob es mehr in der Welt gibt als das physikalisch Beschreibbare, stehen wie man möchte. Da die Philosophie im Kern keine empirische Wissenschaft ist, kann das Gespräch mit einer Farbenblinden, die gelernt hat, Rot zu sehen, keine Antworten auf die Frage nach dem Zutreffen eines physikalistischen Weltbildes liefern. Stattdessen fördert es eine mindestens genauso spannende andere philosophische Frage zutage: Was sind Farben? Lediglich kodierte Information über unsere Umgebung? Etwas, das notwendig mit einem ganz bestimmten Sich-Anfühlen zusammenhängt? Wenn ja, ist dieses Sich-Anfühlen für alle farbsichtigen Menschen gleich? Was ist der Einfluss von Farben auf uns und unsere Kultur?
Eines kann man von Ruxandra, verbunden mit Jacksons Mary, vielleicht trotzdem lernen. Sofern man Jacksons Gedankenexperiment so umdeutet, dass Mary deshalb in einer Schwarz-Weiß-Welt lebt, weil sie farbenblind ist, würde ihr die theoretische Farbwissenschaft in all ihren Details wahrscheinlich relativ egal sein. Stattdessen scheint es sehr viel wahrscheinlicher, dass eine farbenblinde Mary Astronomin geworden wäre.
In den Nebel um...
In den Nebel um Avalon
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@Luetzenich: Mit dem Nichts und dem Etwas rennen Sie bei mir offene Türen (https://blog.herold-binsack.eu/?p=832) ein. Ich bin mir völlig bewusst, dass es – zumindest in der physikalischen Welt – mitnichten eine völlige Leere gibt. Dennoch beschreibe ich hier ein Verhältnis wie es wohl eher auf der philosophischen Ebene vorkommt. Das Verhältnis zwischen Wesen und Erscheinung. Ein Verhältnis, wie es sich dem Menschen ganz grundsätzlich darstellt. Also auch und gerade im Bezug zur physikalischen Welt.
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Mal meine ich mitnichten Nichts, mal meine ich Nichts, wenn ich von Nichts (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1737) rede. Etwas ist Etwas (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1330) nur, wenn es als Erscheinung dingfest zu machen ist. Nur Letzteres scheint mir eindeutig. Und erst in der parallaktischen Verschiebung zwischen diesem „Nichts“ (also dem mitnichten Nichts) und jenem „Nichts“ (dem Nichts in der Erkenntnis) offenbart sich das Wesen“ des betrachteten Dings, als auch das in des Betrachters Wesen selbst bzw. in dessen Begriffe. Aus der Verschiebung dieser solchermaßen gedoppelten Lücken heraus quält sich die Erscheinung. Eine gedoppelte. Strukturelle Lücken in der Sache wie im Begriffe selber verdichten sich in der Erscheinung, aber um sich im selben Moment wieder zu verflüchtigen. Für einen Moment greift er nach der Sache, hält aber doch nur den Begriff von ihr in der Hand. Daher schwimmt er wieder, der Begriff. Der von der Sache, wie vom „Selbst”.
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Und ich glaube nicht, dass es mir an Klarheit mangelt, diesbezüglich. Eher an Gottvertrauen, resp. an all zu viel Vertrauen in die offizielle Wissenschaft.
Dem Wissen der Fachleute begegne ich mit Respekt, dennoch falle ich da nicht in Ohnmacht.
Deren Begriffe sind vom selben Holz. Mal erkennen sie die Lücken, die im Ding, mal durchaus auch die in ihrer Erkenntniswelt. Doch beides zusammen bringen sie nur selten auf den Begriff. Es sei denn in ihrem Agnostizismus (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1611). Denn ihnen ist die parallaktische Verschiebung ein eben solch Gräuel wie die Dialektik überhaupt. Deren Welt ist nicht selten wahrhaft gespenstisch. So als trieben sie in den Nebel um Avalon (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1207).
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Diese Klarheit zu schaffen. Das ist Sache der Philosophie. Ihre eigene. Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass Ihre semantischen Verschiebungen – sie gefallen mir sehr – auch nur Lücken offenbaren. Parallaktische (Zizek). Also durchaus so etwas wie „mangelnde Klarheit“. Wenn ich Ihrer Definition folge. Doch die einzige Klarheit, die hier einzufordern wäre, ist die bzgl. der Lücken.
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Nicht wahr? Immer noch schwimmen wir im Kielwasser unseres geliebten Sokrates.
Tun wir also nicht so, als wüssten wir mehr als wir vorgeben (müssen) zu wissen.
Bei so vielen Lücken darf das bezweifelt werden.
An Devin08. Sie schreiben:...
An Devin08. Sie schreiben: “Und dabei ständig teilhabend an den Diskursen Aller.” Die Frage, die da bei mir spontan entsteht, lautet: Geht bei diesem “ständig” und “Aller” nicht eins verloren: Klarheit? Von der Konzentration ganz zu schweigen.
Und Sie schreiben: “Ja selbst das „Nichts“ halten wir für „Etwas“.” Zum “Nichts” gibt es stets “Etwas” zu schreiben, z.B.: Das Nichts ist NIEMALS Leere oder völlige Abwesenheit von Etwas. Auch das eine Vorstellung/Begriff, der meistens missverstanden ist. Die Leere oder die völlige Abwesenheit ist kein Kennzeichen, kein Inhalt der Wirklichkeit, sondern “nur” konkrete Phantasie. Alle Erkenntnisse der Natur- und Geisteswissenschaften belegen eindeutig, das überall ETWAS IST. Das Nichts fehlt höchstens, ist zu wenig vorhanden (wie im DaSein), es ist verschwunden, ist unspürbar oder uneinsehbar, aber es ist definitiv immer und stets etwas vorhanden und wenn es eine Hoffnung, ein Glaube oder ein Energiegewimmel auf Qantenebene ist. Wenn Nichts mehr da ist, ist es woanders und wenn da ein Nichts ist, dann ist zumindest dieses Nichts da; und wenn Keines mehr an mich glaubt und Keines mehr an mich denkt, dann tue i c h es noch und das ist auch da, oder? Geben Sie dem Nichts eine Chance, lassen Sie es wenigstens da SEIN.
Nebenbei: Die “physikalischen Gesetze” sind kein Zugang zu einer “gespenstischen” Welt oder beschreiben eine; die physikalischen Gesetze inklusive der Quanten-Physik sind klar und deutlich und berechenbar. Sie arbeiten darin, daran und damit; in allen neuen Technologien sind die Erkenntnisse und Gesetzmässigkeiten der Quantenphysik und der Relativitäts-Physik enthalten und liefern beste Ergebnisse. Alle Bereiche der Wirklichkeit sind frei von Geistern, sie sind nur manchmal erst mit einem langen Anlauf (er-Leben, Lernen), viel Detailarbeit (Forschen, begreifen) und weiter Offenheit verständlich und nutzbar. Vor einem Beweis dafür, einem Computer, sitzen Wir. Somit ist Ihr Beitrag zumindest phantasie-volle Poesie.
An john_adams. Sie schreiben: “Ganz dünn wird es, wenn das “Innere” gegen das “objektive Äußere” abgegrenzt werden soll.”
Da taucht in mir die Frage auf: “Wie ist es möglich, der Haut, den ihr gebührenden Stellenwert in der Wirklichkeit zu geben? Obwohl sie, die Haut, erst ein Aussen und ein Innen ermöglicht, erst Verschiedenheit und Unterscheidung möglich macht, Uns entstehen und SPÜREN lässt, wird SIE ständig übergangen oder Über-SPÜRT (zu VIEL oder zu wenig wichtig genommen). Vielleicht weil SIE so dünn ist, aber das Licht so doll drauf-scheint, das Mensch davon ganz geblendet ist? Haut ist jedoch überall DaZwischen. Haut ist einfach DaZwischen. Haut ist um jedes Quark, jedes Atom, jedes Molekül, jede Zelle, jedes Organ, jeden Knochen, … jedes Lebewesen, jede grössere (Universum) und kleinere Materieansammlung (Erde, Sonnensystem). Selbst Zwischen RAUM-und-Zeit ist SIE da. Meist unbeachtet, so dünn. Aber Soo! wichtig, weil SIE erst Uns und ALLES was so DaIst (DaSein) mit-erschafft. Meine Ahnung ist, das die Haut eine Wirkung der Gravitation ist, die “Erscheinung” der Schwerkraft?
Sie schreiben auch: “wenn diese Frage überhaupt sinnvoll ist”? Kann eine Frage nach einem Sinn beFragt werden, ist nicht Jede Frage schon vom Ursprung her sinnvoll, auch wenn Wir durch eine Frage etwas erkennen, was Wir schon wissen?
Etwas ausholend. Der Philosophie liegt folgendes Prinzip zu Grunde: Die Antwort ist die Basis, aus der die Fragen erwachsen. Die Fragen sind die Emergenz (siehe unten) aus den Antworten. Noch ein kurzer Schlenker. Aus dem, was DaIst, aus der grundlegenden Vielheit, dem SEIN, welches ALLES und JEDES enthält und IST, entsteht durch Eingrenzung (Haut!) die Einfalt (Einheit), diese Einfalt ist “Vorenthaltung”, ist also der Mangel an Vielfalt (Vielheit). Die Fragen sind eine Variation, diesen Mangel, der durch die Vorenthaltung entsteht, zu beheben. Atmung, Durst, Hunger und jede Form der ZuNeigung sind weitere Variationen. Denn nur das SEIN ist ohne Mangel, das DaSein, wie Sie bemerken, ist es nicht, aber Wir versuchen das Beste daraus zu machen, manche besser, manche weniger, aber ALLE im DaSein sind Wir im Mangel vereint und Gleich und alle sind Wir voller Fragen, Fraglos ist Niemand, oder?
Zurück zum Sinn. Gibt es eine sinn-lose Frage? Sinn? Vom Ursprung her ist Sinn/Sinnen das Denken, Nach-Denken, Wahrnehmen und stammt von zwei indoEurop. Verben (“sinnen”, “sind”) die “fahren, gehen, reisen” und “eine Richtung nehmen” bedeuteten. Sinn ist also schon von der Herkunft eine Bewegung, die mit zunehmender Entfernung vom Ursprung zur suchenden Bewegung wurde (Wo sind Wir denn und Wo geht die Reise hin?). Sinn ist Suche, Suche ist Frage. Jede Suche ist ein Frage, jeder Sinn ist eine Suche. Ist also der Sinn eine Frage und jede Frage ein Sinn? Ist also der Satz: Hat diese Frage einen Sinn, gleich dem Satz: ist diese Frage eine Frage? Ich habe gelernt, das Jede Frage wichtig und richtig ist, somit auch sinnvoll ist, auch wenn sie schon Millionenmal beantwortet wurde oder nur Wort-Salat ergibt, dann kann sie wenigstens komisch sein und das macht auch Sinn, auch wenn es manchmal Antwort-los ist.
Noch kurz zur Emergenz:
Zitat von Murray Gell-Mann: “Man braucht nicht noch mehr, um mehr zu bekommen. Das ist was Emergenz bedeutet. Leben kann aus Physik und Chemie und einer Vielzahl von Zufälligkeiten emergieren (hervorgehen). Das menschliche Bewusstsein kann durch Neurobiologie und einer Vielzahl von Zufälligkeiten entstehen. Ebenfalls: die chemische Bindung entsteht durch Physik und gewissen Zufälligkeiten. Die Wichtigkeit dieser Dinge wird nicht etwa geschmälert, nur weil wir wissen, dass sie aus noch grundlegenderen Gegebenheiten, plus Zufälligkeiten, folgen. Es ist eine allgemeine Regel! Und dies zu erfassenes ist von grösster Wichtigkeit. … Man braucht nicht noch mehr, um weiteres zu erklären!” Weiteres dazu auf: https://de.wikipedia.org/wiki/Emergenz
Etwas umständlich formuliert vielleicht, aber genau daran arbeiten Wir Menschen ausdauernd, die “Zufälligkeiten”, das kleine bisschen Chaos und Unvorhersagbarkeit, das die Lebendigkeit erst möglich macht, soweit zum “sprechen” zu bringen, das Wir gemeinsam die Weiterentwicklung gestalten. Also, aus den Zufälligkeiten ein Lenkrad zu gestalten, an dass das, was DaIst, die Lebendigkeit, hingreifen kann, um die Richtung mit-zu-entscheiden, in die Wir fahren, gehen, reisen. Die Emergenz hat vielleicht sehr viel mit Haut (Gravitation?) zu tun, denn jedes MEHR, das aus einer Zusammenstellung von Materie (Zellen, Menschen, Galaxien), einer Aufzählung entsteht, braucht ein DaZwischen, um zu wirken. Emergenz ist Zwischen und Um die, sie erschaffenden Menge, und: DaZwischen und um ein Innerhalb braucht es die Haut.
In diesem Sinne. Noch einen guten Tag.
Ständig teilhabend an den...
Ständig teilhabend an den Diskursen Aller
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„Kann man insbesondere das menschliche Gehirn als eine, zugegebenermaßen sehr komplexe, Ansammlung von wechselwirkenden Molekülen verstehen?“
Die Welt ist allein deswegen nicht allein physikalisch zu erfahren, da der Erfahrende ihr etwas zugibt, was eben nicht physikalischer Natur ist. In der Erscheinung ist die Welt gewissermaßen gedoppelt. Allerdings nur für den, der diese Erscheinungen hat. Und der der sie nicht hat, der sieht nichts. Der Mensch nämlich (von unseren Mitkreaturen wissen wir nicht genug, um zu wissen, wieweit sie wissen) ist das Wesen, das das Objekt zum Subjekt macht und damit sich selbst zum Objekt seiner Betrachtung.
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Doch sieht er die Welt als Objekt nicht vollständig (sieht sich dabei quasi gar nicht). Gespensterhaft nimmt er wahr. Nicht wirklich (qualitativ) besser als Ihre Ruxandra. So muss er den Rest hinzufügen. Doch wenn auch alles eine Frage der Gehirnleistung ist, ist dieses „Hinzufügen“ doch wesentlich gesellschaftlicher Natur. Letztendlich ein Konstrukt des gesellschaftlich konnotierten Bewusstseins, nicht des individuellen. Allein das ist schon Grund dafür, anzunehmen, dass „die Menschen“ (als die Ansammlung von Individuen) diese Welt sich nicht wirklich teilen. Es sei denn, man anerkennt, dass nur d i e Welt, wie sie von den Menschen – von allen Menschen –zusammengefügt – auf einer mehr oder weniger ideologisch gefärbten Matrix – und solchermaßen sich im gesellschaftlichen „Verkehr“ befindend (ohne dass diese dabei voneinander wissen, daher darf man sich diesen „Verkehr“ nicht wie einen Handel vorstellen) die „Eine“ ist.
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Die physikalischen Gesetze ermöglichen uns den Zugang zu einer gespenstigen Welt. Jener Welt vor aller Erscheinung. Auf der niedrigsten Stufe ihrer Wesenhaftigkeit bestenfalls aufgenommen. Als Fraktale-Alghorithmus, welcher sich als Wiederkehr-des-immer-Gleichen beschreiben ließe. Dennoch dabei Wellenbewegungen erzeugend, die den Makrokosmos dem Mikrokosmos entwindet (resp. diesen Makrokosmos dann wieder im Mikrokosmos – als sog. Singularität – verschwinden sieht).
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Wo die Wellen sich überschneiden, da entsteht etwas. Da bilden sich „Teilchen“. Da bricht sich die Welle an den Knoten.
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Aber schon in der Quantenmechanik begegnen wir dem Phänomen, dass die Wellenstruktur vom Betrachter abhängig scheint. Durch dessen Betrachtung also zusammenfällt.
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Schon die physikalische Welt scheint beherrscht von einem betrachtenden Wesen. Von einem Objekt, das sich selber sieht (ohne von sich etwas zu wissen), nämlich sich (und diese Welt) zum ungeteilten Objekt eines „Selbst“ macht. Wir verdoppeln die Welt – ohne davon zu wissen natürlich. Doch durch die Neurowissenschaften wissen wir längst, dass es dieses „Selbst“ nicht gibt, es nur eine Fata Morgana ist. Dennoch ist diese Welt nicht vollständig, ohne eben genau das reale Produkt jener Fata Morgana. Wir glauben an das, was wir sehen (doch könnte wir diese Verdoppelung sehen, würden wir wohl wahnsinnig werden, ähnlich dem Schizophrenen).
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Ja selbst das „Nichts“ halten wir für „Etwas“ (beileibe nicht nur der Schizophrene tut das). Nur so veranlassen wir dieses Nichts sich zu vervollständigen. Sich zu Etwas zu machen. Sich zu dem Unsrigen machen zu lassen. Sich aus dem virtuellen in den realen Raum zu begeben. In der Produktionssphäre unseres Bewusstseins. Jenem „notwendig falschem“ (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1761). Dennoch deshalb nicht weniger realem. So ergibt sich wieder die „eine“ Welt, die definitiv aber mehr ist als die physikalische. Doch niemals weniger als die Summe aller Subjekte. Und genau das zu beschreiben – immer wieder in den wissenschaftlichen Diskurs einfließen zu lassen – das ist Sache der Philosophie. Nicht alleine die ihrige. Doch deren bevorrechtigte Sache. Und dabei ständig teilhabend an den Diskursen Aller.
Sehr geehrte Frau...
Sehr geehrte Frau Anderl,
wenn die philosophische Kritik am “Physikalismus” (ein schlimmer Begriff) nennenswert ernst genommen werden soll, dann sollte sie sich wenigstens um die Korrektheit ihrer Grundannahmen kümmern, bevor sie diese gegen den Physikalismus in Stellung bringt.
Gerade zu Begrifflichkeiten wie “persönliche Erfahrungswelt”, “Bewußtsein” oder “Subjektivität” fehlt mir bis heute eine gelungene philosophische Beschreibung. Ganz dünn wird es, wenn das “Innere” gegen das “objektive Äußere” abgegrenzt werden soll. Diese scharfe Trennung kann man philosphisch (Wittgenstein) oder auch naturwissenschaftlich solide anfechten.
Dass die Physik natürlich bisher keine Erklärung geliefert hat, wie und warum (wenn diese Frage überhaupt sinnvoll ist) Leben entsteht, ist natürlich unstrittig.
Interessant sind jedoch Untersuchungen in Computersimulationen, die bereits in einfachen Systemen Strukturbildungen und Verhaltensmuster erkennen lassen, die der Idee der Intelligenz durchaus nahe kommen.
Die Philosphie sollte vielleicht eher untersuchen, inwieweit der Physik von ihrer Methodik her Einschränkungen auferlegt sind, oder vielleicht konkret benennen, was von ihr nicht erklärt werden kann.
Ein Zurückgreifen auf eine subjektive Erfahrungswelt als Abgrenzung zur Physik ist meiner Meinung nach, wie bereits oben erwähnt, unzulässig, solange man sich der Exlusivheit dieser “Subjektivität” nicht sicher sein kann.
Ich bin aber sehr gespannt auf weitere Erwiderungen von Ihrer Seite.
Hallo Frau Anderl, da habe ich...
Hallo Frau Anderl, da habe ich wohl Eulen nach Athen getragen, oder auch Salz ins Meer gegossen, ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, das ich vor dem kommentieren vergass, etwas zur Schreibenden herauszufinden, aber mir war nach einer schnellen Antwort auf das gelesene, vor dem Spaziergang durch diesen schönen Tag. Vielleicht war das als Einstieg aber auch ganz nützlich, denn damit habe ich ein: “Dennoch ist … Philosophie … klar abgegrenzt …” erfahren und damit möglicherweise den Grund, warum die Philosophie seit Jahrzehnten so leise ist und die anderen Wissenschaften so laut. Auf dem Weg, die Philosophie mit allem Risiko und vollem Einsatz in der Existenz, in das pralle DaSein einzubringen und das Vielerlei und Allerlei in die Philosophie, ist Sartre leider Niemand gefolgt. Oder hat das DaSein vorübergehend genug von der Philosophie und möchte den anderen Disziplinen die nötige Aufmerksamkeit gewähren, denn die haben schliesslich auch etwas zum: Warum, Woher, Wozu und Wohin, beizutragen? Also hat sich die Philosophie abgegrenzt, in ihren Methoden und von der Konkurrenz, hat den Spezialisten den Raum und die Zeit überlassen; ist selbst zum Spezialisten geworden, zur blossen Philologie der Verstorbenen und zum besseren Ratgeber-Produzenten. Ohh! Da ist der Gaul etwas mit mir durchgegangen, Sie sind die völlig falsche Adresse. Slotedijk vielleicht, Rorty, Cavell, Habermas, BHL, … ? Nein, die auch nicht. Ich bin selbst die Adresse, stehe vor dem Spiegel und fuchtle etwas mit dem Finger. Sorry, falls ich Sie erschreckt habe.
Zu Ihrem Text.
In den ersten beiden Abschnitten schreiben Sie folgendes: “… dass es mehr gibt als das, was in physikalischen Theorien thematisiert werden kann. … ein charakteristisches „Wie-es-sich-anfühlt”, das anhand wechselwirkender Moleküle nicht verstanden werden kann?” Spielen Sie damit auf die Emergenz an? Dazu gäbe es einiges zu schreiben, aber ich bin unsicher, ob Sie diese Phänomene meinen?
Gratulation an Frau Toma: Die Astronomie ist eine grossartige Wahl. Die Sterne sind in Uns, nun ist es auch an Uns, ihnen die weiteste Aufmerksamkeit zu schenken. Ein Hoch auf die nächste Supernova!, wer weiss, welche Lebensform sie mitbegründet? Absolut faszinierend!
Wie gerne würde ich jetzt noch etwas zu den Fragen nach den Farben schreiben, aber Jemand ruft mich von der Tastatur wegg.
Beste Grüsse. Oliver-August Lützenich
Lieber john_adams, Sie haben...
Lieber john_adams, Sie haben mit Ihrer Kritik in gewisser Hinsicht Recht: dieser Artikel ist nicht einer Aufarbeitung der Physikalismus-Debatte gewidmet. Vielmehr geht es um die Darstellung des interessanten Falls, dass ein abstrakt konstruiertes, philosophisches Gedankenexperiment eine erstaunliche Nähe zu einer realen, persönlichen Geschichte aufweist. Die philosophischen Assoziationen und Interpretationen sollen dem Leser überlassen werden, der Artikel selbst kann und will in der Frage, ob die Welt als rein physikalisch beschreibbar aufgefasst werden kann, keine Position beziehen. Dafür bedürfte es, wie Sie richtig feststellen, zunächst einer sehr viel gründlicheren Aufarbeitung der relevanten Argumente.
Das Beispiel der Farben taucht deshalb prominent in der Physikalismus-Debatte auf, da der Verdacht besteht, dass, wie beschrieben, eine ErfahrungsQUALITÄT, etwas ist, das in quantitativen Theorien zunächst mindestens nicht enthalten zu sein scheint. Daher die Frage nach dem „wie es sich anfühlt“, in dessen Kontext Jacksons Mary zum Tragen kommt (ausgeführt in der sogenannten „Qualia“-Debatte). Zugegebenermaßen ist es aber keineswegs klar, wie diese Qualitäten begrifflich genau zu fassen sind. Thomas Nagel als ein weiterer Physikalismus-Kritiker akzentuiert dieses Problem etwas anders, wenn er auf den grundsätzlichen Unterschied von sich in objektiver Außenperspektive abspielender Physik und sich in subjektiver Innenperspektive abspielenden Bewusstseinsvorgängen hinweist. Nagel schreibt in seinem Buch „Was bedeutet das alles?“: „Es scheint in der Welt zwei sehr verschiedene Arten von Vorgängen zu geben: Vorgänge, die zur physikalischen Wirklichkeit gehören, die also von vielen unterschiedlichen Personen von außen beobachtet werden können, sowie jene anderen Vorgänge, die zur psychischen Wirklichkeit gehören, und die ein jeder von uns in seinem eigenen Fall aus der Innenperspektive erlebt. (…) Man wird so lange keine angemessene Gesamtauffassung der Wirklichkeit besitzen, als man nicht erklären kann, auf welche Weise eine Vielzahl physikalischer Elemente, sofern sie auf die richtige Weise zusammenkommen, (…) ein bewusstes Wesen (bildet).” In meiner Tätigkeit als Physikerin erscheint mir eine physikalistische Weltsicht sehr naheliegend, trotzdem denke ich, dass es ebenfalls sehr interressant ist, was an dieser Stelle die Philosophen zu sagen haben.
Ein interessanter Artikel zur...
Ein interessanter Artikel zur Wahrnehmung und Realität unserer Welt. Ich glaube, dass wir insgesamt besonders in der materiellen Welt (ab Atom abwärts) viel zu wenig den Aspekt der Notwendigkeit einer Informationsebene und dazugehörigen Informationsaustauschs betrachten. So stellt sich die Frage ob es die tote Materie jemals gegeben hat. Hierzu empfehle ich das Spiel der Generationen.
Hatte mir mehr versprochen von...
Hatte mir mehr versprochen von dem Artikel. So wird hier leider nur wieder eine (weitestgehend) substanzlose persönliche Geschichte gegen die “kalte” Welt der Physik ausgespielt.
Was leider vollkommen fehlt, ist ein vernünftiges Argument, warum die Welt aus mehr als physikalischen Wechselwirkungen bestehen soll. Gerade das Farbwahrnehmen als Besonderheit darzustellen, ist auch etwas lächerlich. Man betrachte das Absorptionsverhalten der Atmosphäre gegen die Wellenlänge und Millionen Jahre von Evolution, et voila…
Es gibt Menschen mit bestimmten Gendefekten, die Zahlen mit Farben assoziieren oder Farben und Gerüche nicht trennen können. Warum dies jetzt plötzlich ein Argument für eine Welt jenseits der Physik sein soll, sehe ich nicht.
Die Naturwissenschaften haben sich schon längst von der reinen menschlichen Wahrnehmung als Methodik gelöst, und gerade das hat ihr den entscheidenden Schub gegeben. Ansonsten müßte man die Existenz von Röntgenstrahlen leugnen, da man sie nicht sinnlich wahrnehmen kann.
Hallo OA. Luetzenich, vielen...
Hallo OA. Luetzenich, vielen Dank für Ihren Kommentar, dem ich weitestgehend völlig zustimme. Ich als Philosophin wäre mit Sicherheit eine der Letzten, die der Philosophie ihre ganz besondere Bedeutung im Wechselspiel mit den Naturwissenschaften streitig machen wollte. Dennoch ist das Vorgehen der Philosophie methodisch klar abgegrenzt beispielsweise von der empirischen Psychologie oder den Neurowissenschaften. Auf den ersten Blick wird dies bereits darin deutlich, dass Philosophiestudenten im Grundstudium als zentrales Werkzeug Logik lernen und eben nicht Statistik oder experimentelle Methoden. Philosophen arbeiten anhand von logischen Analysen, statt beispielsweise mit Fragebögen bewaffnet statistisch signifikante Aussagen hervorbringen zu wollen. Sie entfalten, was schon allein begrifflich aus bestimmten Annahmen folgt bzw. in ihnen enthalten ist. Dadurch ist die Philosophie ein hervorragendes (und absolut notwendiges), universelles Reflektionswerkzeug, das, und das ist wichtig, eben nicht fürchten muss, von generisch empirischen Wissenschaften abgeschafft oder überflüssig gemacht zu werden. Insbesondere im Umfeld der Philosophie des Geistes ist es notwendig, dies vor Augen zu haben, denn ansonsten liegt schnell die Kritik nahe, zu sagen: “Was sollten wir Wissenschaftler denn von Philosophen, die sich im Detail mit unserer Wissenschaft gar nicht auskennen, überhaupt lernen?” Gleichzeitig darf die Philosophie aber natürlich nicht ignorieren, was sie als empirische Ergebnisse von den Naturwissenschaften bekommt, um nicht unglaubwürdig und praxisfern zu wirken. Die Philosophie in diesem Spannungsfeld zwischen wisschenschaftlicher Meta- und Innenperspektive zu etablieren, ist die Herausforderung, der sich Philosophen, insbesondere auch innerhalb der Philosophie des Geistes, zu stellen haben.
Hallo Frau Anderl, darf ich...
Hallo Frau Anderl, darf ich zuerst etwas richtigstellen, sie schreiben: “Da die Philosophie im Kern keine empirische Wissenschaft ist …” Laut meiner Kenntnis und einem durch ihren Beitrag verunsicherten Blick in den Duden ist “empirisch”: ‘erfahrungsgemäss, aus der Erfahrung, Beobachtung; dem Experiment entnommen’. Doch, die Philosophie ist erfahrungsgesättigte Wissenschaft, das Labor ist das Universum, der beobachtete Gegenstand sind die Materie und die Bewegungen in diesem Universum. Beste Philosophie schaut sehr genau hin, aber nicht nur das, sie fühlt sehr genau hin, in und an alles, was existiert und fügt zusammen, verknüpft und verbindet und zieht Schlüsse daraus; im Hintergrund und als Bewegungsanreiz (Motivation) die lebendige Neugier, mit all den Fragen, die das gefühlte, gespürte, das wahrgenommene, also die Sinne im Aussen und das Gefühl im Inneren empfängt. In der Philosophie stecken alle Fragen und aus der Philosophie ist alle Wissenschaft erwachsen. Und die Philosophie ist auch die Disziplin, die die Antworten, die in den vielen Bereichen der Wissenschaft eingeholt werden zusammenfügt und daraus schlüssige Antworten zu den wichtigen Fragen des DaSeins im SEIN geben wird. Beste Philosophie ist grösste Offenheit für die Signale, die die Fragen einfordern, ist die weiteste Um- und Fernsicht, um auch das kleinste Detail nicht zu verpassen, das GRÖSSTE drängt sich sowieso ungefragt auf. Sie haben schon bemerkt, das ich Qualitätsunterschiede mache, aber wie überall gibt es auch in der Philosophie Bereiche für allerhand Schabernack und nebligsten Unsinn, so wie es fades und wohlschmeckendes Essen gibt. Beispiele für Beste Philosophie in Verbindung mit Physik sind Erwin Schrödinger (“Was ist Leben?”) und Richard P. Feynman (Vorlesungen und etliche gute Essays), oder deren Vorbilder wie Galileo Galilei …, und Leibnitz. Das nur zur Richtigstellung. Aber ich gebe zu, im Moment ist die Philosophie eher in der Rolle des stillen Beobachters, des vorsichtigen Sammlers, all der vielen Ergebnisse und Schlussfolgerungen, die die vielen Zweige der Wissenschaft einbringen und verkünden, da kann Mensch sie schon einmal übersehen und überhören, so mittendrinn im Gewühl, so unauffällig und leise. Aber seien Sie gewiss, die Philosophie lebt und sie ist dabei die Antworten zu formulieren auf die wichtigen Fragen des DaSeins im SEIN.