Frauen müssen sich entscheiden: schlau oder sexy. So zumindest liest man in der jüngsten Veröffentlichung eines Psychologenteams um Lora E. Park von der Universität Buffalo. Frauen distanzieren sich von Wissenschaft, Technologie, Ingenieurswissenschaften und Mathematik (englisch abgekürzt „STEM”), sofern sie romantisch begehrenswert sein wollen. Denn, so die Grundthese, romantisch begehrenswert sein zu wollen, steht für Frauen im Konflikt damit, nach Intelligenz zu streben. Empirisch untermauert wurde diese These dadurch, dass Studenten eines Psychologie-Einführungskurses nach ihrem Interesse an „STEM”-Fächern sowie nach ihrer Bereitschaft gefragt wurden, einen Abschluss in diesen Fächern anzustreben. Dabei wurden die Testpersonen zunächst visuellen und auditiven Reizen ausgesetzt, die entweder in Verbindung mit romantischer Begehrtheit oder mit Intelligenz standen und bei den Studenten entsprechende Zielsetzungen induzieren sollten. Der Einfluss einer „romantischen Zielsetzung” bei Frauen führte zu einer weniger positiven Einstellung in Bezug auf „STEM”-Fächer. Bei Männern war ein solcher Einfluss nicht zu erkennen. Frauen assoziieren intellektuelle Ziele also weniger stark mit sexueller Attraktivität als Männer dies tun, so der Schluss der Autoren. Woher könnte ein solches Bild kommen, das bei Studienanfängern vermutlich stark mit öffentlicher Wahrnehmung und gesellschaftlichen Rollenbildern verquickt ist?
Interesse an „STEM”-Fächern (links) bzw. Präferenz für einen mathematischen/wissenschaftlichen Abschluss (rechts) als Funktion des Geschlechts der Testpersonen und des Einflusses romantischer gegenüber Intelligenz-betonender Bilder, Park et al. 2011 “Effects of erveryday romantic goal persuit on women’s attitudes toward math and sciences”, Pers Soc Psychol Bull, 37, 1259
Ich beschließe, dem Rätsel selbst nachzugehen, und blättere durch meinen häuslichen Zeitschriftenstapel. Auf der Suche nach Sex und Naturwissenschaft in der deutschen Printlandschaft lande ich schließlich bei Playboy und Physik Journal. Das August-Playmate fühlt sich ganz offensichtlich romantisch sehr begehrenswert und nennt als, sagen wir, „romantisches Ziel” zweimal täglich Sex zu haben. Sie sagt zwar, dass Schönsein allein nicht ausreiche, es müsse schon auch was ins Köpfchen. Ein wissenschaftliches Studium hat sie trotzdem nicht aufgenommen, stattdessen modelt sie. In der Tat findet man im Playboy keine einzige Frau mit Universitätsabschluss. Zugegebenermaßen gibt es auch nicht viele männliche Akademiker. Dafür lernen wir von Gunter Gabriel, dass ein Malocher männlicher ist als ein Banker oder Informatiker, was uns hier allerdings nicht weiter interessiert. In der Juliausgabe des Physik Journals entdeckt man dagegen zwischen vielen seriösen Herren nur ein einziges Bild einer Professorin, die nett aussieht, aber in der Kategorie Sexyness mit unserem August-Playmate nicht einmal verglichen werden kann.
So weit, so wenig überraschend. In der öffentlichen Wahrnehmung sind Naturwissenschaften und gelebte Weiblichkeit offenbar sauber separiert. Wer Playmate werden will, stellt das Physikstudium erstmal hintenan. Wer es ins Physik Journal schafft, erscheint dort nicht mit knappem Bikini, sondern in ordentlicher Bluse. Und wer als Playmate ins Physik Journal möchte oder als Professorin in den Playboy, hat vermutlich schlechte Karten. Wenn junge Studentinnen an Sex und Beziehung denken, dann haben sie daher nicht als erstes ihr physikalisches Interesse im Kopf, das mag wenig verwundern.
Zu sagen, dass das traditionell geformte, öffentliche Geschlechterbild romantische Attraktivität und Wissenschaft klassisch nicht zusammen bringt, ist die eine Sache. Etwas ganz anderes ist es aber zu behaupten, dies würde sich auch in der Praxis so verhalten. Der zweite Teil der Studie bestand darin, dass Teilnehmerinnen eines College Mathe-Kurses gebeten wurden, in Bezug auf ihre mathematischen und romantischen Aktivitäten Tagebuch zu führen. Dabei zeigte sich, dass die Studentinnen tageweise umso stärker romantisch aktiv waren und sich stärker attraktiv, liebenswert und begehrenswert fanden, je weniger sie sich mathematisch betätigten. Kann man daraus schließen, dass Wissenschaft unattraktiv macht?
Zugegeben, ein Tag programmierend vor dem Laptop führt sicherlich nicht dazu, sich als numerische Femme Fatale zu fühlen. Der Einfluss eines Experimentaltages im dunklen Labor auf das eigene weibliche Selbstbild mag in Einzelfällen zwar auch vom Experimentalpartner abhängen, ist im Normalfall aber eher unerotisch. Sowieso, während man Wissenschaft betreibt, hat man in der Tat anderes im Sinn, als in irgendeinem romantischen Sinne begehrenswert zu wirken. Und andersrum, wenn eine Wissenschaftlerin gerade dabei ist, eine romantische Beziehung zu etablieren, wird sie vielleicht durchaus einmal etwas früher den Arbeitsplatz verlassen. „An Tagen an denen Frauen danach strebten, romantisch begehrt zu sein, engagierten sie sich in mehr romantischen Aktivitäten und fühlten sich begehrenswerter, beteiligten sich aber an weniger mathematischen Aktivitäten (z.B. lernen für den Mathekurs, Hausaufgaben fertig stellen). Dagegen beteiligten sie sich aber an mehr mathematischen Aktivitäten, wenn die Frauen danach strebten, akademisch erfolgreich zu sein.” Daraus kann man mindestens schließen, dass Frauen ihre Zeit rational in Bezug auf ihre Ziele investieren, aber heißt dies auch, dass man Wissenschaft und romantische Attraktivität im täglichen Leben von Wissenschaftlerinnen als Gegensätze verstehen muss?
Ist die Grundhypothese, dass sich beides auch in der Praxis ausschließt, nur weil es allgemein wenig zusammen gedacht wird, nicht etwas zu einfach und vereinfachend? Ähnlich vereinfachend, wie wenn man nur in Playboy und Physik Journal nach jeweiligen Prototypen sucht? Es stimmt zwar, man findet in der Öffentlichkeit praktisch keine weiblichen Identifikationsfiguren, die beides verkörpern würden. Im Fernsehen erklären uns Männer die wissenschaftliche Welt, die Frauen erklären uns den Rest. Und trotzdem, in den Universitäten und Forschungsinstituten existieren sie durchaus, die Frauen die Wissenschaft betreiben und „trotzdem” attraktiv sind. Und um sie herum existieren noch mehr Männer und auch Frauen, die das zu schätzen wissen.
Der Grund dafür, dass Intelligenz und Attraktivität in der Praxis ein erfolgreiches Bündnis eingehen können, ist simpel: Natürliche Attraktivität beinhaltet, mit sich selbst im Reinen zu sein. Und das umfasst nicht nur den eigenen Körper, sondern auch den Geist. Man wird nicht sexy sein, wenn man alles nur auf den Geist konzentriert und den Körper negiert, aber genauso wenig wird einem dies gelingen, wenn man Attraktivität und Intelligenz als Gegensätze ansieht. Wissenschaft ist nicht von sich aus sexy. Aber es gibt keinerlei Gründe, warum sie es nicht sein kann.
Fotos: S. Anderl
Zwei methodische Fehler sind...
Zwei methodische Fehler sind in dem Artikel enthalten.
Es wurden ” Studenten eines Psychologie-Einführungskurses” befragt. So einer Gruppe würde ich mal per se eine gewisse STEM-Feindlichkeit unterstellen. Die Frage lautet, wie repräsentativ ist diese Gruppe für die Gesellschaft.
Die nachfolgenden Gedankenspiele, Fragen und fiktionalen Situationen werden nur mit weiblichen Protagonisten entworfen. Täte man das mit männlichen, käme auch raus, STEM verträgt sich nicht mit sexy.
[Zitat]
>>Es stimmt zwar, man...
[Zitat]
>>Es stimmt zwar, man findet in der Öffentlichkeit praktisch keine weiblichen Identifikationsfiguren, die beides verkörpern würden.<< . Ja - so ist das. Es mag ja für den einen oder anderen beklagenswert sein und auch sehr politisch inkorrekt. Aber es bildet die Realitäten ab. Meinetwegen, leider.
@OA.Luetzenich:
Wenn Sie den...
@OA.Luetzenich:
Wenn Sie den Sex abschaffen wollen, haben Sie ganz sicher nicht nur die Romantiker gegen sich.
@Rotspoon:
Jeder von uns ist...
@Rotspoon:
Jeder von uns ist abhängig, lediglich die Droge wechselt :-).
STEM-Fächer vereinnahmen das...
STEM-Fächer vereinnahmen das gesamte Leben derer, die sich auf diesen Weg einlassen. Die STEM-Welt ist gnadenlos gerecht. Die Kriterien dafür, wer erfolgreich ist oder nicht, sind sehr objektiv, für alle Beteiligten nachvollziehbar und es besteht ein großer Konsens über diese Regeln. Sexyness bringt in dieser Welt keinerlei Nutzen, weil das in den Regeln so vorgesehen ist. Sofern die Herstellung von Sexyness mit Aufwand für das Individuum verbunden ist – wonach man meiner Erfahrung nach in den allermeisten Fällen ausgehen muss – macht dieser Aufwand keinen Sinn. Sexyness hat nur außerhalb der STEM-Welt einen Wert, aber mit dieser Welt haben die Betroffenen ja keine Berührungspunkte (s.o.).
So lange Frauen in irgend...
So lange Frauen in irgend einer Weise in Abhängigkeit verharren (z.B. sexy sein zu wollen), werden sie abhängig bleiben. Psychologinnen und Psychologen werden sie nicht befreien. Befreien werden sie sich selbst – nicht vom Mann, nicht von Männern – sondern von ihrer Abhängigkeit
Für Devin08: Vibrieren ist...
Für Devin08: Vibrieren ist vom Ursprung her “schwingen, beben”, beim Oszilieren ist es “schaukeln, schwanken”. Jetzt wäre es interessant, in welchem Zusammenhang die beiden Autoren diese Worte verwendet haben? Wenn es um die, als Grundsubstanz vermuteten Strings geht, ist, wenn Sie die Gleichungen betrachten (also deren Einzelgrössen und die Zusammensetzung), welche die Theorie begleiten und auch beweisen wollen, das Vibrieren, der passende Begriff. Vielleicht hat Sie, wenn das Oszilieren bei Frau Randall steht, bei der Wortfindung zu “männlich” gefühlt, dort würde es in vielerlei Hinsicht besser passen. Ich fühle und weiss das, ich bin einer.
Die Hormone in den beiden Geschlechtern sind mitnichten “hoch-verschieden”, sondern nur etwas anders portioniert. Alle Menschen (Frauen und Männer) produzieren dieSelben Hormone, der Anteil ist allerdings jeweils etwas anders verteilt. Bis Heute ist kein menschlicher Bestandteil gefunden worden, von den Atomen bis zu den Zellverbänden (Organen, Knochen, Muskeln, …), der auf ein Geschlecht beschränkt ist. Es ist alles nur eine Frage der Dosierung. Mal hier ein Spritzer mehr, mal hier einer weniger, dann ist es eine Frau, dafür hier etwas mehr Testosteron und weniger Östrogen schon ist es ein Mann.
Nebenbei: Da die Geschlechter sich auf der Ebene von Gesellschaften oder gar der gesamten Spezies die Waage halten, liegt die Entscheidung, ob nach der Verschmelzung, die Zygote weiblich oder männlich ist, nicht nur bei den beiden Beteiligten, sondern zu einem vielleicht gar nicht so geringen Prozentsatz auch IN der Gesellschaft/Spezies. Diesen Anteil, an der Entscheidung für das Geschlecht eines Lebewesens, zu klären, wäre eine interessante Aufgabe für Soziologen und Biologen und andere Beteiligte.
Vorab: Wie schrieb Aldous Huxley in “Schöne neue Welt”, schon vor langem: “Diese wirklich revolutionäre Revolution lässt sich nicht in der äusseren Welt bewirken, sondern nur in den Seelen und Körpern des Menschen.”.
Zum Thema: Der Frage ist es “gleichgültig”, Was (die + der = das) die Antworten findet. Der Antwort ist völlig unwichtig, ob eine Frau oder ein Mann sie findet. Hauptsache ist, das die Gleichung vollständig ist: 1 + ? = 2. Das ? stört “gleichberechtigt”. Die Natur hat uns Menschen in Zwei Geschlechter hinein-geschüttelt (getrennt ist da nix!). Vielleicht, weil die Aufgaben, die es zu bewältigen gab, eine deutlichere Verschiedenheit nötig machten, als sie in einer ein-deutigeren Lebensform zu bewältigen gewesen wären.
Das DaSein fordert und die Natur liefert, bisher ist das noch so. So ist also das Mensch (die + der = das) aus zwei Geschlechtern aufgebaut (geteilt ist da nix!) und erfüllt aufGrund der Verschiedenheit auch verschiedene Aufgaben und ist ebenso unterschiedliche Interessen. Die Frage ist nun: Ist das unveränderlich? Blöde Frage! Selbstverständlich nicht! Zitat: “Ein frei denkendes Mensch bleibt nicht dort stehen, wo der Zufall Es hinstellt.”, Heinrich von Kleist. Werden Männer also in Zukunft Kinder gebären und Frauen neue Rekorde im Gewichtheben aufstellen? Wozu? Das würde bedeuten, auf dem heutigen Zustand nur herumzutrampeln: Re-Volution statt Pro-Volution.
Nein, die Zeugung (in-Vitro) und die Tragzeit eines Lebewesens, bald auch die des Menschen, geschieht schon heute ausserhalb von Körpern in Artefakten und wird mit zunehmender Verfeinerung der Technik auch dorthin verlagert. Die Triebe (darIn auch der Fortpflanzungstrieb) werden, mit zunehmendem Wissen und damit der Fertigkeit, die weitere Entwicklung mit der Natur zu verhandeln, langsam ausgeheilt (ja, “ausgeheilt”, denn Triebe sind etwas zwanghaftes und Was (der + ? = das) würde bei einem Zwang von Gesundheit sprechen?). Sex und die Geschlechter sind somit Auslaufmodelle und wie bei allen Auslaufmodellen, werden die Romantiker die Läden stürmen, um die letzten Modelle noch zu horten und daran festzuhalten. Es werden viele Tränen vergossen, während dem sooo bösen auslaufen/aus-oszilieren dieser Mode in der Natur.
Aber das DaSein fordert diese Veränderung, denn es gibt wesentlich befriedigendere und nachhaltigere Methoden und Konzepte, um Lebewesen zum Erhalt und der Veränderung/Fortentwicklung der Spezies zusammenzuführen, als die “Schönheit”, die Attraktivität, Besitz, Einfluss, Stärke, das Anderssein … und als Belohnung dafür den Sex. Welche? Wahrhaftigkeit, Freundlichkeit, Aufrichtigkeit, Abenteuer, Entdecker-Lust für die RIESIGEN Weiten und die ENORME Vielfalt des DaSein, nicht zu vergessen die Zärtlichkeit; das die keinen Koitus zum Orgasmus braucht, bemerken inzwischen immer mehr Menschen.
Frau Anderl, Sie schreiben: “Der Grund dafür, dass Intelligenz und Attraktivität in der Praxis ein erfolgreiches Bündnis eingehen können, ist simpel: Natürliche Attraktivität beinhaltet, mit sich selbst im Reinen zu sein. Und das umfasst nicht nur den eigenen Körper, sondern auch den Geist. Man wird nicht sexy sein, wenn man alles nur auf den Geist konzentriert und den Körper negiert, aber genauso wenig wird einem dies gelingen, wenn man Attraktivität und Intelligenz als Gegensätze ansieht. Wissenschaft ist nicht von sich aus sexy. Aber es gibt keinerlei Gründe, warum sie es nicht sein kann.” Mit der Schlussfolgerung stimme ich voll überein. Woran es noch hakt, vermute ich, steckt, bei Uns Menschen, in der Auseinandersetzung von “Seele und Körper” (bei Huxley), oder von “Geist und Körper” (bei Ihnen), also in einer Hierarchie von Komponenten einer Einheit, die Sie in der Formulierung: “… nicht nur den eigenen Körper, sondern auch den Geist.” erklingen lassen. Diese “Aus- einander-setzung” (keine Trennung!) von einander abhängiger, ohne einander zerfallender Strukturen (in unserem Fall, das ganze Mensch), zu beenden, ist, vermute ich, die Lösung so einiger Krisen und Problem In und Neben Uns Menschen. Noch findet diese teils sehr aggressive Auseinandersetzung von Logik und Gefühl (darIn auch die Triebe) noch Planetenweit statt; nur vereinzelt und zart wächst das EinVerständnis heran, das “im Reinen sein”, wie Sie schreiben. Es hält sich noch etwas versteckt, sonst BRÜLLEN es die Tri€be sofort an und versuchen es zum Schweigen zu bringen. Aber das macht die Macht halt so. Guten Tag.
WAHL / IGNORANZ
Das Bild von...
WAHL / IGNORANZ
Das Bild von Max Planck und der Titel Planchton sind falsch gewählt. Studieren Sie die Biographie von Max Planck. Viel Spass.
Es wird die Wissenschaft...
Es wird die Wissenschaft revolutionieren!
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„Kann man daraus schließen, dass Wissenschaft unattraktiv macht?“ Jeder kennt wahrscheinlich den Spruch: Dumm f…t gut. Dass sich das aber eigentlich nur auf die Frau bezieht, das wird nur implizit deutlich, nämlich, indem das als ein Spruch nur unter Männern geistert. Ich kenne keine Frau, die in etwa sagen würde: Der Kerl sieht so dumm aus, dass der bestimmt gut im Bett ist. Selbst wenn darin ein gewisses Körnchen Wahrheit steckte, zum Beispiel jenes da in Bezug auf die Fähigkeit beim Sex die Gehirnaktivitäten soweit runter zu fahren, dass die anderen Körperregionen genügend durchblutet wären…Nun ja. Die Wissenschaft scheint wohl nur die Frau unattraktiv zu machen. In der öffentlichen- wie in der Eigenwahrnehmung. Und diese Wahrnehmung scheint das Problem zu sein. Doch hinter dieser Wahrnehmung muss mehr stecken als eine gewisse und solchermaßen weiblich konnotierte Ignoranz, bzw. männliche Arroganz.
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Wissenschaft, so wir sie kennen, wie wir sie betreiben, wie sie uns umtreibt, scheint beim weiblichen Geschlecht im schlechten Ruf zu stehen. Zumindest in Bezug auf das eigene Sexappeal. Denn einen Wissenschaftler an der Seite, vor allem einen erfolgreichen, damit schmückt sie sich gern. Und ein wenig neidisch kann ein solches Weibchen auf die intelligente Konkurrenz auch schon sein.
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Was ist also das eigentliche Problem.
Wissenschaft wird als männlich angesehen. Und das ist es was Weibchen stört. Es wäre die falsche Feder am hübschen Kopf.
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Und ist das nicht etwa begründet? Wissenschaft hängt dem männlichen Hirn vor, wie ein gewisses Körperteil weiter unter. Nicht umsonst gibt es nicht wenige Männer, die das eine mit dem anderen verwechseln. Manchmal sieht man das gar. Bei gewissen Charakterköpfen, wie man so schön sagt. Man ahnt/man möchte annehmen, dass da weiter unten nicht mehr viel sein kann. Die Idealnorm, nämlich die eines oval geformten Kopfes (und das kleinere Gegenstück da weiter unten), scheint das ästhetische Problem zu sein. Frau mag das beim Mann ignorieren, denn er kann mit anderen Attributen, wie Reichtum und Macht, protzen. Doch Frau sieht sich da in höchster Gefahr. Welcher Mann möchte eine Frau mit einer all zu großen Vagina? Wir wissen natürlich, dass das Blödsinn ist. Ist der Mund das Gegenstück zu jener. In Form und Größe. Doch weiß das der Volksmund in aller Regel nicht mehr.
Doch ganz sicherlich steckt mehr dahinter als solch Schlüpfriges. Nämlich der noch ungetrübte Instinkt der Frau. Frau weiß/ahnt dass diese Wissenschaft, als eine männliche nämlich, Frau alleine deswegen schon nicht zu schmücken vermag, weil sie in Lehre, Methode und in Erkenntnisformen als eine Art Geheimwissenschaft daher kommt. Als Herrschaftswissen – als männliches.
Lange haben Männer sich bemüht Frauen da nicht so leicht hinein zu lassen – in diese Tempel der Durchgeistigten, in diese Orakelstätten männlich konnotierter Liebe (zur Weisheit, vgl.: „Was dem Manne sein Orakel”, https://blog.herold-binsack.eu/?page_id=17). Oft gelang den Frauen nur in Begleitung ihrer eigenen – toleranten – Männer – den Zugang. Manche mussten ihn mit Gewalt nehmen.
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Eins will mir feststehen: Je mehr Frauen die Wissenschaften erobern, desto weiblicher werden sie. Die Wissenschaften. Aber auch die Frauen. Nicht nur die Formen der Erkenntnis, die sprachlichen Symbole, resp. Metapher, werden da andere sein. Nicht nur die Inhalte der Wissenschaft selbst, wie auch die Didaktik werden völlig umgewälzt. Man vergleiche nur mal Lisa Randall mit Brian Green. Vielleicht nur ein sprachlicher Treppenwitz: Da wo der Eine von Vibration (der Strings nämlich) spricht, spricht die Andere von (Oszillation). Oder war es umgekehrt? Habe die Bücher jetzt nicht zur Hand. Aber das war mir als erstes aufgefallen. Und so nebenbei natürlich auch die Art der Vermittlung. Wo die Lisa Randall Musiktexte bemüht, nämlich um den Leser an die Schwingungen ihres Denkens, resp. der vermuteten Strings, ranzuführen, malträtiert Green den geplagten Leser ungerührt mit so abstrakten Gleichungen wie R = 1/R. Zugegeben: mein männliches Hirn hat daran einen Narren gefressen – an dieser paradox klingenden Gleichung -, doch Lisas Text ging mir leichter durchs Gemüt – und nicht zuletzt durch den Verstand. Wenn auch am Anfang noch mit etwas Widerwillen verknüpft. Die Texte aus der Rockszene schienen mir manchmal zu willkürlich gesetzt. Doch auch darin sehe ich mittlerweile den rein weiblichen Bezug. Bestand doch die eigentliche sexuelle Revolution in der der Revolution von Musik, Tanz und Bewegung, sprich: die Befreiung des Geschlechtsaktes hin zur öffentlichen Bühne. Nein, auch die weiblichen, resp. dann damit die männlichen Formen und deren Wahrnehmungsformen. Erst die Zusammenführung des Wissens in Mann und Frau, machen beide gleich. Und es mag schon sein, dass das die bis dato so hoch verschiedenen Hormone in den Geschlechtern sich annähern lässt. Und damit die Geschlechter selber. Aber das merkt dann keiner mehr. Das Bewusstsein wäre längst darin eingeschrieben. Bornemann spricht im „Patriarchat“ gar von einer zukünftigen androgynen Geschlechtlichkeit. Die äußeren Geschlechtsmerkmale werden sich – so nach ihm – wieder annähern. Wie auch immer. Wir werden dann nichts mehr anderes kennen.
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Mein Angebot an die (intelligenten) Weibchen – bis dahin – wäre daher: bitte lässt euren Sexappeal doch in der Sprache erkennen. Zeigt den Männern (und den Frauen), dass euer Hirn nicht eine Kopie irgendeines weiter unten hängenden Organs ist, dennoch aber durchaus von weiter unten gesteuert ist. Dass Wissenschaft und Gefühle einher gehen können. Dann wird das nicht nur die Männchen entzücken, sondern auch eure Eigenwahrnehmung verbessern helfen! Und es wird die Wissenschaft revolutionieren! Es wird das menschliche Geschlecht – beiderlei Geschlechts – revolutionieren!
Für mich persönlich galt...
Für mich persönlich galt schon immer schlau = sexy. Dumme oder ungebildete Frauen fand und finde ich nach 5 Minuten so uninteressant, dass ich mir nicht mal mehr die Mühe des Gedankens mache, ob die körperlichen Vorzüge eventuell … Und auch nach meiner Lebenserfahrung besteht der grösste Attraktivitätskiller in Unsicherheit, im übrigen bei Männern wie bei Frauen. Weil man sich u.a. immer fragen muss, selbst wenn man diese Unsicherheit überwunden hat, meint sie nun mich oder ist sie nur dankbar für Bestätigung :-)?
Damit kann ich natürlich wenig zu der Grundfrage beitragen, ob bei Frauen zwischen Intellekt und Romantik ein Konflikt vorliegt. Gebe aber gerne zu, dass mich DIE spezielle Frage wenig interessiert. Problem der Frauen, wenn es eins sein sollte.
Gruss,
Thorsten Haupts