„Wenn Sie Physiker sind, sind Sie immer gefährdet, irgendwann in die Fänge der Rüstungsindustrie zu geraten“, hatte mein erster Astrophysik-Professor in seiner Einführungsvorlesung zu warnen gepflegt, „nur als Astrophysiker sind Sie relativ sicher. Sie beobachten und modellieren das Universum und richten hier auf der Erde keinen Schaden an.“ Damals kam mir das intuitiv recht einleuchtend vor, auch wenn hinsichtlich der genutzten Beobachtungstechnologie die Abgrenzung zum Militär historisch doch nicht immer ganz so klar war, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Tatsächlich scheint aber ein Vorteil der praktischen Nutzlosigkeit der Astrophysik zu sein, dass man sie kaum missbrauchen kann. Astrophysiker versuchen beobachtend das Universum zu verstehen, ohne dass sie darin selbst irgendetwas aus- bzw. anrichten könnten. Wen das nicht interessiert, der kann mit der Astrophysik eben nichts anfangen.

Es gibt allerdings eine interessante Teildisziplin der Astrophysik, die es geschafft hat, aus diesem Rahmen einer an abstraktem Erkenntnisfortschritt allein interessierten Wissenschaft auszubrechen, nachdem sie sich fast 200 Jahre lang darin eingefügt hatte. 1801 wurde durch Guiseppe Piazzi der erste Asteroid entdeckt. Zunächst richtete sich das wissenschaftliche Interesse ausschließlich auf die Berechnung der Bahnen dieser Planetoiden und darauf, was man durch sie über die Vergangenheit unseres Sonnensystems lernen konnte. Der erste Asteroid, der sich auf einem die Erdbahn kreuzendem Orbit befand, wurde 1932 entdeckt. Trotzdem blieb die Betrachtung der Asteroiden als eine potentielle Gefahrenquelle für die Zukunft der Menschheit lange Zeit eine Randerscheinung. Noch 1971 definierte die erste internationale Asteroiden Konferenz in Tucson (Arizona) als Hauptprobleme der Asteroidenforschung den Ursprung von Asteroiden, deren Entwicklung und die Identifikation der Herkunft von Meteoriten, ohne auf die Möglichkeit eines Einschlags überhaupt einzugehen.
Die Sicht auf diese Himmelskörper änderte sich recht drastisch um 1980. Zum einen enthüllte das „goldene Zeitalter“ der Weltraummissionen die Vielzahl von kosmischen Einschlägen auf anderen Planeten und konnte damit auch Krater auf der Erde als Resultat von Meteoriteneinschlägen plausibel machen. Zum anderen erschien 1980 die historische Veröffentlichung der Alvarez Hypothese, der gemäß das Aussterben der Dinosaurier auf einen Asteroiden Einschlag in Mexiko zurückzuführen sei. Die neue Sichtweise auf Asteroiden als potentielle Gefahr änderte in den Folgejahren den Charakter der Asteroidenforschung, nachdem sie ihre Forschungsobjekte mehr als 100 Jahre lang als Beispiele für das wunderbare Funktionieren der Gravitationstheorie sowie als Zeugen für die Vergangenheit des Sonnensystems angesehen hatte. Aus einer vornehmlich an Vergangenem interessierten Beobachtungswissenschaft wurde eine Disziplin, deren prognostische Fähigkeit höchste praktische Relevanz besitzt.
1981 fand in Snowmass (Colorado), organisiert durch die Nasa, der erste Workshop statt, der sich speziell mit dem Einschlag von Asteroiden und Kometen befasste, und an dem Militärexperten, Astronomen, Geowissenschaftler und Luft- und Raumfahrt Ingenieure teilnahmen. Im politisch hochsensiblen Klima des Kalten Krieges kamen so erstmals Wissenschaftler und Militärs zusammen und diskutierten realisierbare Abwehrmechanismen für einen Himmelskörper auf Kollisionskurs mit der Erde. Teilnehmer berichten, dass insbesondere ein Einsatz nuklearer Waffen und dessen mögliche politisch destabilisierende Wirkung kontrovers diskutiert wurden. Uneinigkeiten zwischen Wissenschaftlern und Militärs diesbezüglich sowie generelle Verzögerungen führten so weit, dass zu dem Workshop nie ein offizieller Abschlussbericht veröffentlicht wurde. Das US Verteidigungsministerium plante parallel die Entwicklung eines umfassenden Abwehrschirms gegen Interkontinentalraketen, die Strategische Verteidigungsinitative (Strategic Defense Initiative, SDI), die 1983 durch US Präsident Ronald Reagan vorgestellt wurde. Dieses Abwehrsystem, auch „Star Wars“ genannt, das die Entwicklung von Röntgenlasern und kinetischen Projektil-Waffen vorsah und Waffen auch im Weltraum zu positionieren gedachte, blieb in der Folgezeit von Seiten des Militärs eng mit dem Problem der Asteroidenabwehr verzahnt.

Bis das Bewusstsein einer Gefahr durch Asteroideneinschläge aber tatsächlich seinen Weg zum einen in die etablierte Wissenschaft, zum anderen in die Öffentlichkeit gefunden hatte, dauerte es noch bis zum Ende der 80er Jahre. 1989 passierte ein kleiner Asteroid, 4581 Asclepius, in relativ geringer Entfernung die Erde und sorgte für großes Medieninteresse, das die Astronomen Clark R. Chapman und David Morrison im gleichen Jahr durch die Veröffentlichung ihres Buches „Cosmic Catastrophes“ weiter bedienen konnten. Morris wurde daraufhin ins US-Repräsentantenhaus eingeladen, um dort das Thema eines Asteroideneinschlags zu diskutieren. Resultat war die Durchführung zweier Workshops. Der erste war der Suche nach Asteroiden gewidmet und wurde 1991 durch den Astronomen Chapman geleitet. Der zweite Workshop 1992 befasste sich mit der Abwehr von gefährlichen Himmelskörpern und wurde hauptsächlich durch Angehörige des US-Militärs durchgeführt, die sich stark für die Anwendung von SDI-Technologie aussprachen. Anwesende Astronomen zeigten sich schockiert von dem angeblich stark an Science Fiction erinnernden Charakter diskutierter Abwehrmethoden. Chapman schildert in seinen Erinnerungen, dass dieses zweite Treffen in einem PR-Debakel endete. Die Presse war von der Zusammenkunft bewusst ausgeschlossen worden und mutmaßte daraufhin, dass die Asteroidenabwehr lediglich als Rechtfertigung für eine Weiterführung des SDI nach dem Kalten Krieg dienen sollte.
Für die zivilen Wissenschaftler erschien es daher notwendig, in der Frage nach Handlungsoptionen im Fall einer Asteroidenkollision Stellung zu beziehen. Ein entschiedener Gegner militärischer Abwehrstrategien war der in den Medien äußerst präsente US-amerikanische Astronom Carl Sagan. Seine Sorge war zum einen, dass die Diskussion der Abwehr von Asteroiden auf eine Verletzung internationaler Verträge hinauslaufen würde, die den Einsatz nuklearer Waffen im Weltraum untersagen. Gleichzeitig sah er die Gefahr, dass Mechanismen zur Ablenkung von Asteroiden von einem Verrückten genauso zur Lenkung eines Asteroiden auf Kollisionskurs zur Erde missbraucht werden könnten. Der Astronom John Lewis dagegen sah den Einsatz von Atombomben pragmatisch als Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: ein Asteroideneinschlag würde verhindert und gleichzeitig hätte man auf der Erde eine Atombombe weniger. Andere Astronomen, wie Clark R. Chapman, betonten die Wichtigkeit einer ausgeweiteten Suche nach möglichen Einschlagsobjekten, sprachen sich aber dagegen aus, bereits im Vorfeld Abwehrmechanismen vorzubereiten. Gleichzeitig kursierte aber auch die Hoffnung, dass die Angst vor einer interplanetaren Kollision zu einer Vereinigung aller Nationen und ethischen Gruppen im Kampf gegen einen gemeinsamen Gegner führen könnte.

Die am Imperial College in London im Fach Wissenschaftskommunikation lehrende Physikerin Felicity Mellor hat 2007 die im Beispiel der Asteroidenforschung auftretenden Spannungen zwischen ziviler Forschung und militärischen Implikationen in einer narrativen Perspektive analysiert. Ihre These ist, dass das Abgrenzungsproblem der Wissenschaftler in seiner Schärfe überhaupt erst dadurch entstanden ist, dass die Wissenschaftler sich in ihrer Selbstdarstellung zu sehr an erzählerischen Motiven von fiktionalen Einschlagskatastrophen und technologischen Rettungsmöglichkeiten orientiert haben – Erzählungen die genauso auch vom Militär für deren Zwecke genutzt wurden. Die öffentliche Betonung der Gefahr von Asteroiden hatte für die Wissenschaftler zunächst einen durchaus förderlichen Effekt in Bezug auf Anerkennung und Finanzierung, stand letztendlich aber mit dem gleichzeitigen Wunsch der Wissenschaftler nach einer Distanz zu militärischer Forschung in Konflikt.
Der Zusammenhang von zitierten Geschichten und implizit verfolgten Ideologien ist recht einfach zu erkennen am Beispiel der amerikanischen Militärgeschichte. Es gibt eine große Zahl kulturhistorischer Studien, die sich damit befassen, wie in den USA traditionell Fiktionen zukünftiger Kriege und die Vorstellung einer Rettung durch Amerikanische Technologie die Realisierung entsprechender Waffensystemen begünstigt hat. Science Fiction hatte gleichzeitig einen direkten und sehr konkreten Einfluss auf das Militär: militärische Planungsstäbe standen in explizitem Austausch mit Science Fiction Autoren und ließen sich von diesen in Bezug auf militärische Zukunftsvisionen inspirieren.

Auch für das Szenario eines Asteroideneinschlags, das als Bedrohungsszenario strukturelle Ähnlichkeit zu militärischer Science Fiction hat, finden sich literarische Entsprechungen. Insbesondere Arthur C. Clarkes Romane „Rendezvous with Rama“ (1973) und „Hammer of God“ (1993) wurden von Wissenschaftlern sowohl in Peer-review Veröffentlichungen als auch in anderen Schriften zitiert. Die 1991 initiierte internationale Asteroidensuche Spaceguard Survey wurde nach dem Vorbild Clarks ersten Romans benannt. Auch der Roman „Lucifer’s Hammer“ (1977) von Larry Niven und Jerry Pournelle wurde von Wissenschaftlern als Visualisierung eines Einschlags aufgegriffen. Mellor zitiert außerdem in ihrem Paper von 2007 Passagen aus populärwissenschaftlichen Texten von Wissenschaftlern, die stilistisch kaum von fiktionalen Erzählungen zu unterscheiden sind und durch einen erzählerischen, detailreichen Stil dem Szenario eines Asteroideneinschlags Leben einzuhauchen versuchen. In Hollywood erfuhr das Einschlagsszenario ebenfalls künstlerische Umsetzung. Während der 1998 erschienene Katastrophen-Filme „Deep Impact“ einen Astronomen im Team der Drehbuchschreiber hatte und entsprechend für seine wissenschaftliche Genauigkeit gelobt wurde, war der im selben Jahr erschienene und erfolgreichere Blockbuster „Armageddon“ ein Film, dem es stärker um apokalyptische Kriegsfantasien als um eine wissenschaftlich korrekte Darstellung ging. „Armageddon ist kein wissenschaftlicher Film; es ist ein Kriegsfilm, konkret ein Film zum Atomkrieg, in dem der Weltraum den rücksichtslosen Feind hinter einer apokalyptischen Bombenkampagne spielt“, fasst Doug Davis vom Gordon State College 2001 zusammen.

Trotz einer scheinbar bestehenden Faszination für derartige Popularisierungen bemühen sich Wissenschaftler aber um eine klare Distanz zu Science Fiction. Mellor kritisiert allerdings, dass eine solche explizite Distanzierung wenig hilft, solange sich die entsprechenden erzählerischen Elemente nach wie vor in einem populärwissenschaftlichen Sprachgebrauch wieder finden. So bemängelt sie, dass seit den 90er Jahren Asteroiden als feindliche Objekte bezeichnet wurden, als Geschosse, Geschütze oder heimliche Waffen. Der interplanetare Raum veränderte sich in populärwissenschaftlichen Schilderungen von einem abstrakten mathematischen Raum zu einer gefährlichen Umgebung, die nach menschlichem Eingriff verlangt. Das erzählerisch (teleo-) logische Ende kann demgemäß nur in der Notwendigkeit einer militärischen Intervention bestehen, eine Konsequenz, die den wissenschaftlichen Interessen offenbar entgegen läuft, da sie von der zivilen Wissenschaft wegführt.
Mellors Fazit ist, dass Wissenschaftler sich bei der Wahl der durch sie genutzten Erzählungen darüber klar werden müssen, ob sie ihre Forschung durch Angst oder durch Neugierde motiviert sehen wollen. Diese Forderung kann angesichts der komplexen Verflechtungen der Interessen von Politik, Öffentlichkeit und Wissenschaft vielleicht als grob vereinfachend angesehen werden, zumal die Möglichkeit eines Asteroideneinschlags ja eine reale, nicht lediglich fiktive, Gefahr darstellt. Dass es aber tatsächlich auch anders geht, zeigte letzte Woche die erfrischende Stellungnahme von Lindley Neil Johnson, des Leiters des Nasa near-Earth object Programms. Den Meteoriten-Einschlag in Russland kommentierte er mit den Worten: „Dieser unschuldige Asteroid wurde durch die Erde überrollt.“
Während mein ehemaliger Astrophysik-Professor die für Asteroiden zuständigen Planetologen aus seinen pazifistischen Betrachtungen offensichtlich ausgeschlossen hatte, lag er bei meinem astrophysikalischen Forschungsthema tatsächlich richtig: Schockwellen im interstellaren Medium, wie sie bei Supernovaexplosionen und Sterngeburten entstehen, sind für unser irdisches Leben höchstwahrscheinlich maximal irrelevant. Aber wenn dann doch irgendwann ein Asteroid auf uns zurast und eine astronomische Task-Force aus Helden der Wissenschaft gebildet wird, die mit vereinter Intelligenz die gesamte Menschheit retten, dann kann ich mich vielleicht ja doch noch freiwillig melden und versuchen, auf die Modellierung von Asteroiden-Schocks umzusatteln.
Business as usual
Obwohl die Erfolgschancen eines “Asteroidenschilds” wohl gg. Null tendieren, werden trotzdem Milliarden-Gelder in Ressourcen für Forschung und Entwicklung gesteckt.
Da fragt sich der Normalsterbliche doch: “Wer macht sich wohl alles mit diesem Roten Hering die Ta$chen voll?”
Astronomie und Militär
Es ist richtig, der Abstand zwischen Astrophysik und „vernünftigen Betätigungen“ wird als groß wahrgenommen. So groß, daß ich bereits bei meinem Diplom `89 von einer langjährigen Zusammenarbeit unseres Max-Planck-Instituts mit sowjetischen Astrophysikern profitieren konnte. Die tatsächliche Trennung ist aber nicht so scharf wie das mancher vielleicht gerne hätte: insbesondere im Bereich der Detektoren für Infrarot und für hohe Energien hat die Astronomie immer wieder von militärischen Entwicklungen profitiert – wenn auch meist mit Verspätung.
Das klassische Beispiel in diesem Zusammenhang sind die Vela-Satelliten, die eigentlich dafür gestartet worden waren, um Atombombentests zu überwachen. Sie entdeckten sehr viel mehr Gammastrahlung als vorausgesehen und erklärbar und wurden auf diese Weise zur wesentlichen Grundlage der Gammastrahlenastronomie.
Für eine Zusammenarbeit der klassischen Astronomie mit dem Militär könnte man die Planung der Invasion in der Normandie am 6. Juni 1944 anführen: diese mußte bei möglichst tiefer Ebbe kurz nach Sonnenaufgang und bei Vollmond stattfinden, damit es nachts hell genug für die Vorbereitungen war und damit die Sperren im Wasser vor dem Strand möglichst sichtbar waren. Die Vorbereitungen dafür hatten im Januar begonnen und es galt, in den Monaten April bis Juli den bestmöglichen Termin zu finden.
Eher eine passende Anekdote ist der sowjetische Satellit Kosmos 1402, ein Radar-Spionagesatellit mit niedriger Umlaufbahn. Wegen des hohen Energiebedarfs hatten diese Satelliten einen Kernreaktor an Bord, der nach Beendigung der Mission auf eine sehr hohe Umlaufbahn geschossen wurde, wo er mindestens einige hundert Jahre bleiben und damit die Radioaktivität abklingen würde. Bei 1402 funktionierte nur die Trennung des (großen leichten) Satelliten vom (kompakten schweren) Reaktor und so waren beide Teile Anfang 1983 auf der gleichen Bahn am oberen Rand der Atmosphäre. Unser Himmelsmechanik-Professor verfolgte zusammen mit seinem Hochatmosphären-Kollegen die Flugbahnen im Detail. Einmal kam er ganz stolz in die Vorlesung und verkündete, er habe die Bahnen („nur mit meinem Taschenrechner!“) genauer berechnet als die Spezialisten der ESA in Darmstadt. Der Vergleich des Verhaltens der beiden Teile lieferte sehr nützliche Informationen über die Eigenschaften der hohen Atmosphäre – nützlich z.B. für die ISS, die auch in diesem Bereich fliegt oder das Space Shuttle. Oder für die Vorhersage des Einschlaggebietes von Asteroiden oder irgendwelcher Satellitentrümmer. Die beiden Teile von Kosmos 1402 landeten Anfang 1983 mit etwa vierzehn Tagen Zeitabstand im Meer, aber von diesen Reaktoren sind noch etliche oben „geparkt“ – von dem restlichen Trümmerhaufen dort ganz zu schweigen.
ja..und ?
Ich vermisse an dem Artikel was ganz essentielles.. den Mehrwert.
Hat den eine Philosophin geschrieben oder eine Wissenschaftsjournalistin ohne Anspruch ?
Wissenschaftler und Militärs haben nicht dieselben Interessen
Sind aber ihre Interessen deshalb inkompatibel?
Sie sind es (nur) auf der persönlichen Ebene, dann nämlich, wenn der Wissenschatler Pazifist ist. Ist er es nicht, dann wird er vermutlich auch auf Formulierungen verzichten wie “in die Fänge(!) der Rüstungsindustrie zu geraten” (so wie man in die Fänge der Mafia geraten könnte).
Der pazifistische Standpunkt führt dann folgerichtig zu etwas pütscherischen Formulierungen “So bemängelt sie, dass seit den 90er Jahren Asteroiden als feindliche Objekte bezeichnet wurden”. (Eigentlich hatte ich gedacht, dass Physiker (m/w) wissen solten, dass Sprachregelungen nicht dazu geeignet sind, eine feindliche Umgebung nicht zu einer freundlichen zu machen). Und endet im worst case in albernen Bemerkungen: “Dass es aber tatsächlich auch anders geht, zeigte letzte Woche die erfrischende Stellungnahme von Lindley Neil Johnson, des Leiters des Nasa near-Earth object Programms. Den Meteoriten-Einschlag in Russland kommentierte er mit den Worten: „Dieser unschuldige Asteroid wurde durch die Erde überrollt.“”
Die Gretchenfrage stellt der Autor nicht: Darf ein Wissenschaftler Waffenforschung betreiben?
Meine Antwort: Ja, wenn die Gesellschaft ihn auf demokratische Weise dazu legitimiert.
So, so...
Einige Behauptungen im Artikel scheinen passen in die uebliche Schreibweise der Journalisten “wir haben nichts gewusst, weil wir nichts wissen konnten, blah blah blah” Natuerlich hat Astrophysik mit Nuklearwaffen zu tun, oder werden in Los Alamos Wassermelonen (Sandia) angepflanzt? Dann haben wir Hollywood, das den Asteroideneinschlag verfilmt und dabei die Idee verbreitet, es muesse alles im letzten Moment und dramatisch ablaufen. In Wirklichkeit muss man erst mal alle Asteroiden finden, ihre Bahnen berechnen, katalogisieren. Das ist viel Arbeit und ergibt keinen Action-Film. Dafuer ein Jahrhundert Vorwarnzeit. Edward Tellers Idee die Asteroiden mit einer Wasserstofbombe abzulenken ist Holywoodtauglich.
Der Tunguska Meteorit ist 1908 gefallen, man hat das Ende des Weltkriegs und das Ende des Buergerkriegs abgewartet und ist dann mal schauen gegangen. Aber es konnte sich schon damals jeder auf den Fingern abzaehlen: wenn der Meteorit 6 Stunden spaeter gekommen waere haette es den Weltkrieg nicht gegeben! Nicht, dass es keiner gewusst haette…
Kometenfurcht
Kometenfurcht war im Mittelalter weit verbreitet. Jedesmal wenn sich ein Schweifstern am Himmel zeigte hatten Weltuntergangspropheten Hochkonjunktur, die ganz ähnliche Schreckensbilder ausmalten, wie sie in der zeitgenössischen Presse gang und gäbe sind. Die Angst vor kosmischen Katastrophen ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst und sie sind offenbar nicht das Produkt abergläubischen Denkens.