Planckton

Planckton

Die Wissenschaft ist ein ernstes Geschäft, aber gehört ihr deshalb das letzte Wort?

Der Aufschrei der Philosophinnen

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Der Frauenanteil in der Philosophie ist alarmierend gering, doch die Gründe sind unklar. Sind implizite Vorurteile und Stereotype verantwortlich? Oder hat die Philosophie tatsächlich ein Sexismus-Problem?

Es ging hoch her in den letzten Wochen innerhalb der philosophischen Community. Wen es in die entsprechenden Internet-Diskussionforen verschlug, der fühlte sich erinnert an die kollektive Empörung einerseits und versuchte Beschwichtigung andererseits, die Deutschland Anfang des Jahres erfasste, als Rainer Brüderle sich öffentlich mit Sexismusvorwürfen konfrontiert sah. Tatsächlich besitzt die Philosophie seit letzter Woche sozusagen einen international wirksamen „Brüderle-Fall“. Nur dass es diesmal nicht um Dirndlausfüllung sondern um „handjobs“ geht und sich der Fall nicht im Alkohol-affinen Umfeld einer Hotelbar sondern innerhalb „nüchterner“ Email-Korrespondenz zwischen einem Philosophieprofessor und dessen Studentin abgespielt hat. Das Resultat indes ist in beiden Fällen sehr ähnlich: eine Diskussion möglicher struktureller Ursachen von Geschlechter-Diskriminierung auf der Grundlage der Sammlung persönlicher Erfahrungsberichte.

© dpaArchiv

Anlass des Ganzen war ein am 4. Juni in der US-amerikanischen Akademiker-Zeitung „The Chronicle of Higher Education“ erschienener Artikel, in dem bekannt gegeben wurde, dass der prominente Philosoph Colin McGinn zum Ende des Jahres aufgrund des Vorwurfs sexueller Belästigung von seiner Professur an der University of Miami zurücktreten werde. McGinn, der sich vor allem innerhalb der Philosophie des Geistes einen Namen gemacht hat, wird beschuldigt, unangemessene Emails mit explizit sexuellen Inhalten an eine Studentin geschrieben zu haben, die sich daraufhin an das Gleichstellungsbüro der Universität gewandt hatte. Der Fall erreichte schließlich die Universitätspräsidentin Donna E. Shalala, die McGinn unverzüglich vor die Wahl zwischen Rücktritt und einer genaueren Untersuchung des Falls stellte. Obwohl McGinn daraufhin erstere Option wählte, bestreitet er die Vorwürfe vehement. Der genannte Zeitungsartikel zitiert Unterstützer McGinns, die darauf hinweisen, dass die fraglichen Email-Passagen aus dem Kontext gerissen wurden und die Universität McGinn kein faires Verfahren geboten hätte.

Wie auch immer dieser konkrete Fall zu bewerten ist, er ereignet sich in einer Zeit, in der das Thema der Diskriminierung von Frauen und Minderheiten innerhalb der Philosophie ohnehin intensiv diskutiert wird. Der Soziologe Kieran Healy untersuchte 2011  den Frauenanteil in Bezug auf die in den USA 2009 in verschiedenen Disziplinen verliehenen Doktortitel. Dabei zeigte sich, dass die Philosophie die wenigsten weiblichen Doktoranden unter allen untersuchten Geisteswissenschaften aufweist und sogar „männlicher“ ist als Mathematik, Chemie oder Astrophysik. Diese Unterrepräsentation der Philosophinnen setzt sich auf der Ebene der festen Stellen fort: Im UK sind allgemein nur etwa 21% der Philosophen Frauen, das gleiche gilt für die USA. Wie niedrig dieser Wert ist, wird vor allem dann deutlich, wenn man bemerkt, dass fachunabhängig der Anteil der Professorinnen in den USA bei 40% liegt (US Daten von 2003). Es stellt sich die Frage, wie es zu diesem Frauendefizit kommt und an welcher Stelle innerhalb der akademischen Laufbahn es auftritt.

© James SteakleyKein Freund der Philosophinnen – Georg W. F. Hegel: “Frauen können wohl gebildet sein, aber für die höheren Wissenschaften, die Philosophie und für gewisse Produktionen der Kunst, die ein Allgemeines fordern, sind sie nicht gemacht.” aus: Grundlinien der Philosophie des Rechts

Die Philosophinnen Molly Paxton, Carrie Figdor und Valerie Tiberius von der University of Minnesota und der University of Iowa sind 2012 dieser Frage nachgegangen, indem sie von 56 US-amerikanischen Institutionen, an denen Doktortitel der Philosophie vergeben werden, Informationen zum Frauenanteil in Einführungskursen, im Hauptstudium, im Promotionsprogramm und an den philosophischen Instituten auswerteten. Auf der Grundlage dieser Daten konnten sie nachweisen, dass der stärkste Abfall der Frauenquote beim Übergang zwischen Einführungskursen und dem Hauptstudium auftritt. Gleichzeitig zeigte sich, dass der Anteil der im Hauptstudium noch übrig gebliebenen Studentinnen positiv mit dem Frauenanteil in den Instituten korreliert. Je mehr Frauen im philosophischen Institut angestellt sind, desto weniger Abwanderung gibt es demnach nach dem Grundstudium.

© Hypatia IncVergleich des über alle teilnehmenden philosophischen Institutionen gemittelten Frauenanteils (Paxton et al. 2012). Zwischen Grund- und Hauptstudium kommt es zu einem signifikanten Abfall (A), der bei den Übergängen zur Doktorarbeit und zu höheren Karrierestufen so nicht mehr auftritt. Quelle: Paxton, Figdor & Tiberius “Quantifying the Gender Gap: An Empirical Study of the Underrepresentation of Women in Philosophy”

Die Studie von Molly Paxton und ihren Kolleginnen ermittelt zwar den Zeitpunkt der Abnahme des Frauenanteils, die Gründe dafür, warum es für Frauen offenbar schwierig ist, sich in der Philosophie durchzusetzen, bleiben aber nach wie vor unklar. Spekulative Erklärungsansätze gehen in verschiedene Richtungen. Die These, dass Frauen einfach anders denken, polemisch vertreten von Denkern wie Hegel oder Schopenhauer und in wertneutralerer Weise verfolgt von feministischen Philosophen und Philosophinnen der Psychologie, scheint sich empirisch nicht zu bestätigen. Dagegen kann man davon ausgehen, dass die in der Psychologie ausgiebig untersuchten Phänomene implizit existierender Vorurteile (siehe Planckton „subtile Inkompetenz“) sowie der Bedrohung durch Stereotype (siehe Planckton „Mathematik“) auch in der Philosophie eine wichtige Rolle spielen. Letzteres beschreibt die Tatsache, dass Mitglieder einer sozialen Gruppe mit negativem Stereotyp in bestimmten Situationen weniger leistungsfähig sind, da ihr Wissen über bestehende Vorurteile ihr eigenes Verhalten im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung negativ beeinflusst. Innerhalb der Philosophie, die mehrheitlich von weißen, heterosexuellen, nicht-behinderten Männern betrieben wird, erscheint es nicht unplausibel, dass Frauen als Minderheitengruppe entsprechender Verunsicherung ausgesetzt sein könnten.

Der Einfluss dieser psychologischen Phänomene könnte auch die Unterrepräsentation von Frauen in Bezug auf Veröffentlichungen in namhaften, philosophischen Journals erklären. Die Philosophin Sally Haslanger ermittelte 2008 den Anteil weiblicher Autoren in Veröffentlichungen der vorangegangenen fünf Jahre für fünf namhafte philosophische Journals. Dabei zeigte sich beispielsweise, dass 95.5 Prozent der in den fünf vorhergehenden Jahren erschienenen Artikeln in der Zeitschrift „Mind“ von Männern geschrieben wurden. Lediglich in einer der fünf betrachteten Zeitschriften wurde ein Anteil weiblicher Autoren erreicht, der dem prozentualen Anteil von Philosophinnen an philosophischen Instituten entspricht. Diese Zahlen können zwei Ursachen haben: entweder reichen Frauen weniger Manuskripte ein – ein solches Verhalten könnte einer low-risk Strategie der Frauen entsprechen, die charakteristisch ist für die Bedrohung durch Stereotype – oder Veröffentlichungen von Frauen werden häufiger abgelehnt. Tatsächlich berichtet Haslanger, dass der Review-Prozess in den untersuchten Journals nicht immer anonym ist. Sofern dies tatsächlich der Fall ist, wären die Referees möglicherweise dem Einfluss unbewusster Vorurteile ausgesetzt.

All diese Überlegungen lassen allerdings weiterhin offen, warum gerade die Philosophie von Vorurteilen und Stereotypen stärker betroffen sein sollte als andere Disziplinen. Vor einer Woche gab es beim jährlichen Treffen der „Society for Philosophy and Psychology“ an der Brown University neue Philosophie-spezifische, empirische Daten. Toni Adleberg und Morgan Thompson, Masterstudenten an der Georgia State University, präsentierten Ergebnisse ihres Professors Eddy Nahmias, wie die Psychologie-Professorin Tania Lombrozo in einem Online-Artikel für NPR berichtet. Anschließend an die Studie von Paxton, Vigdor und Tiberius wurden 700 Studenten und Studentinnen zu ihren Erfahrungen in Philosophie-Einführungsveranstaltungen befragt. Dabei zeigte sich, dass Studentinnen diese Veranstaltungen weniger angenehm fanden, sich weniger mit Philosophen identifizieren konnten und weniger die Teilnahme an einer weiterführenden Veranstaltung in Erwägung zogen als ihre männlichen Kommilitonen. Zudem kam heraus, dass die Wahrnehmung des Geschlechteranteils auf dem Lehrplan einerseits sowie die Wahrnehmung der Nützlichkeit der Philosophie auf dem Arbeitsmarkt andererseits statistisch den Einfluss des Geschlechts auf den weiteren Verbleib in der Philosophie vermitteln. Ansatzpunkte zur Erhöhung des Frauenanteils in der Philosophie könnten demnach also sein, mehr Texte von Autorinnen im Lehrplan zu berücksichtigen und eine bessere Aufklärung in Bezug auf den Nutzen einer philosophischen Ausbildung zu leisten.

© dpaKönnte es sein, dass die Philosphie in besonderem Maß von Seximus betroffen ist?

Es gibt allerdings noch einen weitere Faktor, der bei der Suche nach Erklärungen der Unterrepräsentation von Frauen in der Philosophie immer wieder, und insbesondere momentan angesichts des Falles McGinns, genannt wird: gemutmaßt wird, dass die Philosophie in ungewöhnlich hohem Maß von sexueller Belästigung betroffen ist. Die Philosophin Jennifer Saul stellte im letzten Jahr in ihrem Blog diese These auf und gründet dies auf Erfahrungen, die sie als Herausgeberin des Blogs „beingawomeninphilosophy.wordpress.com“ gemacht hat. Dieses Blog sammelt Erfahrungsberichte sexueller Belästigung von Philosophinnen und entwirft durch seinen großen Erfolg ein beunruhigendes Bild der Situation von Frauen innerhalb der Philosophie. Die Tatsache, dass es kein entsprechendes Projekt für Frauen in den klassisch männerdominierten Naturwissenschaften gibt, wirft erneut die Frage auf, ob die Philosophie tatsächlich mit charakteristischen Problemen zu kämpfen hat, die es in anderen Disziplinen so nicht gibt. Es stellt sich aber gleichzeitig die Frage, ob die Resonanz des Blogs nicht eher auf ein besonders ausgeprägtes feministisches Bewusstsein der Philosophinnen im Vergleich zu ihren naturwissenschaftlichen Forscher-Kolleginnen zurückgeführt werden kann, als auf eine allgemeine Häufung sexistischer Vorfälle.

Sofern man die Erfahrungsberichte aber ernst nimmt, bietet der Fall McGinn nun erneut Anlass, mögliche generische Ursachen dafür zu diskutieren, warum die Philosophie besonders anfällig für sexuelle Belästigung sein könnte. Ein Grund könnte in der strukturellen Organisation philosophischen Arbeitens liegen. Im Gegensatz zu der in den Naturwissenschaften in Projekt- und Arbeitsgruppen organisierten Forschung arbeiten Philosophen zumeist stark individuell in enger Zweierbeziehung zwischen Student und Professor. Gleichzeitig erscheint in der Philosophie durch das Fehlen eines allgemeingültigen Forschungsparadigmas die Beurteilung philosophischer Arbeiten sehr viel stärker subjektiv als in den Naturwissenschaften, die über objektivere Standards verfügen. Aufgrund der Kombination beider Tatsachen ist eine Selbsteinschätzung der eigenen Leistung in der Philosophie schwieriger und führt in eine starke Abhängigkeit vom guten Willen des zuständigen Professors. Zweifellos wird es notwendig sein, entsprechende Vermutungen in der Zukunft durch gezielte empirische Forschung zu prüfen. In jedem Fall kann man beobachten, dass sich das Thema der Diversität innerhalb der Philosophie als ein ernst zu nehmendes Problem mehr und mehr etabliert. In Deutschland wurde beispielsweise im letzten Jahr der Verein zur Förderung von Frauen in der Philosophie gegründet („SWIP“), der im April dieses Jahres an der HU Berlin seinen ersten Workshop durchführte.

© dpaDie schwammige Semantik des Ausdrucks “hand job” nach McGinn: Fast alles, was der Mensch vollbringt, ist “Handarbeit”: vom Tischlern bis zur Kalligraphie.

In die allgemeine Aufregung hinein ließ es sich Colin McGinn im Übrigen nicht nehmen, sich in seinem Blog selbst zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu Wort zu melden. Die Argumente, die seine Unschulds-These untermauern sollten, kann man wertneutral wohl mindestens als originell bezeichnen. Dreh- und Angelpunkt ist demnach die Semantik des Ausdrucks „handjob“, der durch seine angebliche Doppeldeutigkeit als Masturbation einerseits und als „Tätigkeit für und mit der Hand“ andererseits Anlass für intelligente Wortspiele liefert. Als ein solches sei daher auch seine Aussage zu verstehen gewesen, er habe an die Studentin während eines „handjobs“ gedacht. Gemäß McGinn können sich Akademiker umso mehr an diesem Wortspiel erfreuen, als die Kulturgeschichte der Hand fast alle Tätigkeiten vom Tischlern über Mauern und Kochen bis hin zur Kalligraphie unter das Label „handjob“ fallen lässt – McGinn betont, dass er diese Allgegenwart der Hand selbst in einem seiner Bücher zelebriert. Kontextuell vergleichbar sei die Situation des Email-Austauschs demnach mit zwei professionellen Glasbläsern, die sich an dem Wortspiel erfreuen sich gegenseitig einen zu blasen, wenn sie sich untereinander ohne jeden sexuellen Bezug bei der Arbeit vertreten. Leider hat McGinn seine tiefsinnig-humoristische Rechnung aber gemacht, ohne den humorlosen Charakter heutiger Studenten zu berücksichtigen. So bleibt ihm nicht viel anderes, als in seinem Blogartikel vom 6. Juni resigniert festzustellen: „graduate students are not what they used to be“. Was im Gegenzug dazu verleiten mag, nach Boethius einen alten lateinischen Spruch anzubringen, der durch sein Zutreffen auf den vorliegenden Fall im doppelten Sinne, konventionell wie buchstäblich, ganz nach McGinns Geschmack sein müsste: Si tacuisses philosophus mansisses – Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben.


41 Lesermeinungen

  1. MaxAlbrecht sagt:

    Wäre es ihre Tochter gewesen...
    Ich bin sicher kein Feminist und es hat natürlich auch schon viele von Frauen konstruierte Fälle gegeben. Aber das schöne an diesem Fall ist ja nun einmal, dass die Fakten schwarz auf weiß vorliegen. Die Belästigung einer jungen Studentin hat tatsächlich stattgefunden.
    Ich muss mich doch sehr über das schlechte Empathievermögen der -männlichen- Autoren wundern. Hier eine kleine Hilfestellung: Stellen Sie sich vor, ein Professor schriebe ihrer Tochter, dass er während der Masturbation an sie denke. Wie reagieren Sie jetzt?

  2. Devin08 sagt:

    Wo jedem geistigen Höhenflug harte Handarbeit vorausgeht
    Mit den Philosophen des antiken Griechenlands und Kleinasiens verbindet uns die Vorstellung von der Philosophie als „Liebe zur Weisheit“. Welche Liebe damit gemeint war, bzw. welches Geschlecht da zur Weisheit befähigt sein wollte, das vermittelt uns der Mythos vom (männlichen) Eros, der das (weibliche) Chaos zu besiegen habe. Also männliche Ordnung in die weibliche Welt hineinzubringen. Die Weisheit zu lieben, ist daher auch neben seiner erotisch-philosophischen Konnotation als quasi sexuell-aggressiver Akt zu begreifen. Als Eindringen des Männlichen in das Weibliche.
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    Von den „Ersten Philosophen Griechenlands“ (George Thomson, https://blog.herold-binsack.eu/das-patriarchat-und-die-sekundaren-sexuellen-merkmale-der-frau/) an, ist somit die Philosophie eine männliche Domäne. Genauer: der Ort, wo (männliches) Herrschaftswissen generiert wird und zugleich der Beherrschte/d i e Beherrschte gedemütigt. Die griechische Hausfrau war dem Sklaven näher als dem freien griechischen Mann. Das Haus durfte sie nie allein verlassen. Oft war sie begleitet/bewacht von einem Sklaven. Bildung erfuhr sie keine. Mehr Erniedrigung ging nicht.
    .
    Doch wie im wahren Leben verschafft sich das Reale in der Realität im Paradox seine Geltung. Den griechischen Mann zog es zur Frau, wenn überhaupt zur Frau (vgl. Bornemanns „Das Patriarchat“, siehe Link zu George Thomson oben ), dann doch nur zur gebildeten. Hetären, oft entlassene Sklavinnen, kluge Frauen (heute würden wir sie im „Begleitservice“ suchen) gelangten zu den philosophischen Gelagen nur, wenn sie sich zuvor auf ganz anderen Events hochgedient hatten. Geliebt wurden sie wegen ihrer Schönheit und sexuellen Kreativität, bewundert nicht selten ob ihrer Klugheit. Wie konnte es auch anders sein, im stets intimen Umgang mit den klügsten Männern ihrer Zeit?
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    Noch Sokrates soll der körperlichen Liebe allerdings nur zugetan gewesen sein, wenn sie in männlicher Gesellschaft stattfand. Zum Leidwesen seiner Frau, der berühmten Xanthippe. Doch schon Platon verortete die Weisheit ins rein geistige.
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    Solchermaßen verwirrt kommen wir jetzt zu den Geistesarbeitern der Neuzeit. Noch heute fühlen sich die Philosophen vom Schönen mehr verwirrt als angezogen. Sich nicht sicher seiend, ob es in geistiger (als Klugheit) oder in körperlicher Verkleidung zu bevorzugen ist. Tritt es gar in weiblicher Form auf, kann es Muse aber auch ein Fremdkörper sein. Von Männern betrieben, scheint die Philosophie mehr denn je eine a-erotische, wenn nicht gar völlig sterile Beschäftigung zu sein. Der spätantiken Scholastik immer noch verwandt. Mönchisch, die Begierde verleugnend. Auch daher vielleicht dem Weibe irgendwie fremd.
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    Sexismus war schon immer mehr Angstgefühl als Machtbewusstsein. Dies umso mehr als derzeit der Sieg über das Chaos in Frage zu stellen ist. Doch wie stellt der neuzeitliche männliche Protagonist diese Frage? Wie es scheint im schüchternen Wortspiel.
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    Und da kommen wir zurück zur Antike. Der antike Philosoph hätte den „handjob“ der Angebeteten angeboten, oder auch dargeboten. Nicht das Eingestehen eines Begehrens, sondern diese feige Verschleierung eines solchen, wäre ihm als respektlos erschienen. Selbst dem Weibe gegenüber, das er ansonsten doch so verachtete. Die Verbindung zwischen Hetärentum und Philosophie war ja so unfruchtbar nicht. Wenigstens zeitweise schien es, dass die Philosophie gar eine lustvolle Beschäftigung ist. Dialektisch-raffiniert, nicht sophistisch-verschleiernd. Noch heute wundert es uns, was da aus rein geistiger Beschäftigung an Erkenntnis gewonnen sein wollte. Rein geistige Beschäftigung? Ich denke, dass nicht wenig körperliche Leistung dem voraus ging.
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    Wir sollten daher dem verzweifelt nach geeigneten Metaphern greifenden männlichen Philosophen nicht allzu unverständig begegnen. Denn wo den, wenn auch heute recht mageren, geistigen Höhenflügen harte Handarbeit vorausgeht, da zumindest sollte das Ergebnis nicht das schlechteste sein.

  3. Cimpoler sagt:

    wieso..
    wieso sind Frauen ÜBERrepräsentiert bei den Gläubigen aller Richtungen, sei es Esoterik, Homöopathie, Reiki, Christentum, etc ??
    Genau der gleichen Ursache liegt es zugrunde, wieso Frauen sich in der Philosophie nicht dauerhaft zu Hause fühlen, die Philosophie ist ein Haifischbecken in dem man sehr schnell die eigenen Glaubensmechanismen erkennt und sich von ihnen geradezu abwenden muss, wenn man nicht als inkonsequent und einfältig gelten möchte. Wer Philosophie ernsthaft betreibt der verliert im Laufe der Zeit sehr sehr viel von den eigenen Überzeugungen und Ansichten, muss sich von vielem überkommenen verabschieden. Sobald Frauen das erkannt haben verlieren sie oftmals die Freude an der Philosophie.

  4. WOELPHCHEN sagt:

    Ich bin zwar kein Philosoph...
    aber ich habe folgenden philosophischen Gedanken. Zeit bedeutet Evolution.
    Alles ist, in irgendeiner Form, zyklisch gebunden, physikal. ausgedrückt.
    Ich könnte auch sagen “melodisch”, philosophisch ausgedrückt.
    Also eine “Art und Weise”…Kunst und Melodie. Wie man in den Wald hereinruft…
    die “Art und Weise”, wie “Mann” sich einer Frau “privat, sexuell, nähern darf”,
    ist im evolutionären Wandel. Die Bewußtheit der Frau heute, auch bezgl. Gleichberechtigung,
    verlangt eine “gewandelte Melodie”, Bewußtheit, des Mannes.
    Evolutionswandel als Kulturwandel, Bildungswandel.
    Da “Evolution” wohl nicht alles gleichzeitig wandelt, und dieser Wandel auch noch
    eine “Wechselbeziehung” zwischen Mann und Frau bedeutet, gibt es in mehr oder
    weniger Fällen und Bereichen, den “Wandelfall” “Sexismus”.
    Schade für die, die davon betroffen sind.
    Die Evolution der Frau geht der Evolution des Mannes…betreffs
    “Annäherungsmelodie im sexuellen Bereich” davon.
    Ich bin sicher, dass ein Ausgleich stattfindet, der Anpassung des Mannes.
    Evolution ist eben nicht gleichzeitiger Wandel, aber vielleicht “schnelle” Anpassung,
    “Melodienwandel” im Bereich “sexuelle Annäherung” des Mannes an die Frau.
    Evolutionäre “Übergangsfunktion”, mathem. ausgedrückt.

    :-)

  5. Krieger_Karsten sagt:

    Das Projekt der Aufklärung geht weiter
    Warum ist der Frauenanteil in der Philosophie so gering? Wer als Erklärung implizite Vorurteile, Stereotype, Männer-Cliquen oder sogar Diskriminierung und Sexismus ausschließen möchte, muss den unbestreitbar geringen Anteil von Frauen auf festen akademischen Philosophie-Stellen auf andere Weise begründen. Gehen wir doch einmal „philosophisch“ vor und untersuchen einige der von den Kommentarschreibern vorgebrachten Argumente:

    1. Frauen sind in der Philosophie einfach unterrepräsentiert – so wie auf Baustellen oder bei der Müllabfuhr (Michael Kempter).

    Während der Anteil von Männern und Frauen unter Philosophie-Studierenden noch einigermaßen gleich verteilt ist, sieht dies auf der Ebene fester akademischer Stellen drastisch anders aus. Frauen scheinen sich zumindest für die Philosophie zu interessieren und sind zu Studienbeginn nicht unterrepräsentiert. Ob das Interesse für eine Tätigkeit auf einer Baustelle oder bei der Müllabfuhr ähnlich groß ist, erscheint fraglich. Darüber hinaus ist es unstrittig, dass zwischen Männer und Frauen körperliche Unterschiede bestehen und der körperliche Aspekt bei Tätigkeiten auf Baustellen nicht gerade gering ist. Die These der Unterrepräsentation muss offenkundig differenziert werden, und der Vergleich zu Baustellen und Müllabfuhr hinkt.

    2. Frauen mögen sich für Philosophie interessieren, aber während des Studiums stellt sich heraus, dass sie für das Philosophieren nicht geeignet sind (Uwe Bussenius).

    Was zeichnet gute Philosophen aus (auf die weibliche Form verzichte ich, denn gute Philosophinnen gibt es angeblich ja kaum…)? Begriffliche Stringenz? Logisches Denken? Eine spezifische Art ingenieurwissenschaftlich-philosophischer Phantasie, die Frauen leider vollkommen fehlt? Kunst und Mathematik können Frauen vielleicht noch, aber Philosophie und Ingenieurwissenschaft scheiden aus? Dass Frauen die Fähigkeit zum Philosophieren abgesprochen wird verwundert mich bereits enorm, aber wie als Erklärung auf eine defizitäre rätselhafte Einbildungskraft zurückgegriffen wird, verblüfft mich vollkommen.

    3. Emails in denen Philosophie-Professoren an die eigene Doktorandin schreiben, wie sie bei einem „handjob“ an sie gedacht haben, sind Lappalien. Vorgänge dieser Art sollten kein Problem für Frauen auf ihrem akademischen Karriereweg darstellen (Thomas Mirbach, Timor Builtmann).

    Man mag die Spießigkeit, die inquisitorischen Züge und die Taliban-Mentalität (wird diese Analogie ernsthaft aufrecht erhalten?) von Feministinnen und Universitätspräsidentinnen beklagen – zugleich sollte man sich aber über die Einseitigkeit dieser Sichtweise im Klaren sein. Aus der Perspektive einer Philosophie-Doktorandin betrachtet muss doch daran gezweifelt werden, ob ein Professor, der eine solche Email schreibt, in der Lage ist, die künftige Doktorarbeit fair zu bewerten. Ein aufgestauter Sexualtrieb oder ein angekratztes Ego lassen die Note rasch mal einen Tick schlechter ausfallen (und in der Philosophie ist reichlich Spielraum für subjektiv gefärbte Beurteilungen gegeben). In späteren Bewerbungsrunden kann der Unterschied zwischen einem „very good“ und einem „good“ im Kampf um die wenigen Stellen ausschlaggebend sein.
    Auch gegenüber den vielen talentierten Philosophen, die noch keine feste Stelle haben und ihrer Arbeit täglich professionell und seriös nachgehen, ist es ungerecht und ärgerlich, wenn Lehrstuhlinhaber ihren Job nicht angemessen ausfüllen. Ist der arme liebestolle und abgestrafte Professor nun plötzlich das Opfer und die Karriere-Doktorandinnen sind die Täter? Das scheint mir eine ziemlich verquere Weltsicht zu sein.

    Fazit: Ich fühlte mich bei der Lektüre der Kommentare teilweise an Überlegungen im vorherigen Jahrhundert zur Stützung der Rassentrennung erinnert. Immerhin haben die USA inzwischen einen schwarzen Präsidenten und ich bin auch optimistisch, dass es in der Philosophie in Zukunft mehr Frauen auf festen akademischen Positionen geben wird. Das Projekt der Aufklärung geht also weiter – mit Kuhn gesprochen vollzieht sich der Wandel nicht zuletzt durch das Aussterben der Vertreter eines alten Paradigmas (die sich hier im Blog offenkundig noch tummeln).

    • tylerdurdenvolland sagt:

      Nur eines...
      “Aus der Perspektive einer Philosophie-Doktorandin betrachtet muss doch daran gezweifelt werden, ob ein Professor, der eine solche Email schreibt, in der Lage ist, die künftige Doktorarbeit fair zu bewerten.”

      So richtig das sein kann, es muss nicht so sein. Es soll ja durchaus Professoren geben die genug Integrität besitzen um eine sexuelle Zurückweisung nicht wie jeder kleine Spiesser sofort zum Anlass nimmt sich zu Revanchieren. Keiner der Professoren die ich in Berkeley damals kennen gelernt habe, fiel in diese Kategorie!
      .. Und wie weit der Schwachsinn der politische Korrektheit an US Unis gehen kann, kennen wir ja aus den Büchern von Philip Roth zur Genüge. Aber wenn Student/in dies für wesentlicher hält, als dessen Qualität als philosophischer Lehrer, dann möge er/sie sich halt einen anderen Prof oder eine andere Uni suchen! Jeder an Philosophie Interssierte weiss nach den Erfahrungen der letzten paar hundert Jahre, dass ein Gekreische nach einer besseren, gar einer gerechten Welt einfach nur albern ist!

      Tief blicken lässt allerdings ihre Anmerkung zu Obama… Nicht, dass jemand für toll gehalten wurde, als er vor 5 oder 6 Jahren ein politisches Programm aus dem einen Wort “Change” an die dumpfe Masse verkaufen konnte (und zwar auch der deutschen) ist der wahre Skandal, sondern in genau dieser lächerlichen Quoten-Logik zu meinen, die Wahl eines Obama, der nichts anderes als ein Bush 2.0 ist, sage irgendetwas über den Rückgang des Rassimus in den USA aus.

    • MaxAlbrecht sagt:

      Was will uns Tyler D. nur sagen?
      “Es muss nicht so sein”… ich frage mich, ob sich der Autor (Tyler D.) selber darauf verlassen würde.
      “Dann möge er/sie sich…” … es ist interessant, wie leicht sich die Täter-Opfer-Rolle doch umkehren lässt. Ich werde belästigt und soll mir “halt eine andere Uni suchen”, wenn mir das nicht passt? Wirklich interessante Sichtweise.
      “Gekreische nach einer…” … wie gut, dass nicht alle so denken. Wie gut, dass es noch einige Menschen gibt, die der Veränderung und Verbesserung nicht abgeneigt sind. -Danke!

    • MyBV sagt:

      Klarstellung
      Da haben Sie leider was nicht verstanden. Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass die blosse Unterrepräsentanz schlichtweg keine Diskriminierung beweist. Genau das aber wird doch immer wieder als Nachweis angeführt bzw. ist das einzige handfeste “Argument” was Quotenbefürworter haben. Sie selbst forschen ja nach den Ursachen (körperliche Voraussetzungen usw.) und werden schon dann in Erklärungsnot kommen, wenn man sich die Zahl der Studentinnen in den sog. MINT-Fächern anschaut. Auch dort sind Frauen unterrepräsentiert – obwohl dort sicher keine schwere körperliche Arbeit geleistet werden muss. Die Ursachen sind multikausal (Studienwahlverhalten, Bereitschaft, Privatleben für Karriere zu opfern, Bereitschaft in Konkurrenz zu treten usw.) und deshalb verbieten sich primitive und undifferenzierte Lösungansätze wie Quoten.

    • lurkius sagt:

      Eros und Intellekt: Das Projekt der Aufklärung geht weiter
      Leonardo da Vinci wird zitiert mit dem Satz: “Intellektuelle Leidenschaft vertreibt jegliche Sinnlichkeit” Glaube ich nicht. Sie wird sublimiert.

      Vor der überhizten Phantasie eines Uniprofessors und der daraus entstehenden unpassenden Bemerkung in einer E-mail ist keiner gefeit, auch der Verfasser selber nicht. Für ihn ist es allerdings problematisch, aus einer Position der Autorität heraus derartige Andeutungen zu äussern. Die Konsequenz für den glücklosen Prof. Unrat lautet in extremis Berufsverbot.

      Ich halte es für zutiefst anti-aufklärerisch und doktrinär die Fiktion eines asexuellen, enterotisierenden Diskurses zwischen den Geschlechtern aufrecht zu halten. Eros durchdringt unser gesamtes Verhalten. Das wissen wir nicht erst seit Freud. Das Foto in dem Artikel sagt alles: Eine Frau in explizit sexualisierter Kleidung mit dem Hinweis: “Don’t touch” ist im gleichen Maße perfide wie dumm. Es ist ein Merkmal der wahren Emanzipation der Frauen, ihre Sexualität zu bejahen und zu zelebrieren. Sie zu negieren trägt in der Tat talibanistische Züge.

  6. Hannah.Stennar sagt:

    Warum wir über Sexismus in der Philosophie sprechen müssen
    Frau Anderl hat einen sehr wichtigen Beitrag zu einem großen Problem an den deutschen und internationalen Philosophieinstituten geleistet. Es erscheint mir, dass das Problem, welches im Artikel diskutiert wird, teilweise missverstanden wurde, und ich möchte in diesem Kommentar der anscheinend überwiegenden Meinung in den vorherigen Leserkommentaren entgegnen.
    Es ist nicht der Fall, dass Frauen für die Philosophie weniger geeignet sind als Männer. Das ist ein Vorurteil, welches allgemein verbreitet ist, aber nach meiner Einschätzung an den philosophischen Instituten bereits nicht mehr vorherrscht. Die Frauen haben keinerlei Probleme abstrakt zu denken und in einen philosophischen Diskurs einzutreten. Die hohe Anzahl an Philosophiestudentinnen im Grund- oder Bachelorstudium und ihre durchweg guten Leistungen zeigen dies. Zudem wird die Geeignetheit und Leistungsfähigkeit der Studentinnen überhaupt nicht in Frage gestellt. Ich habe in Berlin und Oxford studiert und keiner meiner Kommilitonen oder Dozenten hätte ernsthaft die philosophische Kompetenz der Frauen in Frage gestellt, ohne sich innerhalb unserer jeweiligen philosophischen Community lächerlich zu machen.
    Die Frage ist, warum viele junge begabte Studentinnen keine Karriere in der Philosophie verfolgen. Warum brechen sie bereits nach dem Grundstudium ab?
    Ich denke, dass der vorliegende Artikel leider auf ein sehr großes Problem hinweist, nämlich, dass wir ein Sexismusproblem haben. Ich kenne fast keine Studentin in der Philosophie, welche nicht ein Opfer von sexueller Belästigung geworden ist. Die Fälle haben oft ähnliche Muster. Es kommt ein junges Mädchen von der Schule an die Universität. Es handelt sich meistens um Mädchen, welche noch keine große Lebenserfahrung haben und welche Angst haben, sich gegen Übergriffe zur Wehr zu setzen. Vielleicht selbst völlig übersteigerte Schuldgefühle haben. Dies wird meistens von den betreffenden Dozenten ausgenutzt.
    Sexuelle Belästigung ist ein weites Feld und man muss jeden Fall genau analysieren. Nehmen wir den McGinn-Fall. Ein Philosophieprofessor erzählt seiner Studentin, dass er beim Masturbieren an sie denkt. Das ist sexuelle Belästigung. Das ist Verletzung der Fürsorgepflicht. Das ist Ausnutzung eines Abhängigkeitsverhältnisses. Glauben Sie, dass diese Studentin noch gerne an das Institut gehen wird? Dass sie noch abends in der Bibliothek arbeiten wird? Es ist natürlich nicht der Fall, dass alle oder viele Philosophiedozenten so etwas tun. Meiner Meinung nach sind es in der Regel Wiederholungstäter, denen selten Grenzen aufgezeigt werden und welche immer aggressiver vorgehen, da eben keinerlei Bestrafung erfolgt.
    Ich habe unglaublichen Respekt vor dieser Studentin. Denn es hat sie ganz gewiss sehr viel Kraft gekostet, diese Anzeige zu machen. Ich weiß, dass sehr viele Studentinnen diesen Weg nicht gehen. Aus Angst, dass ihnen nicht geglaubt wird. Aus Angst, dass ihnen die Schuld gegeben wird. Aus Angst, dass ihre Karriere ruiniert sein wird. Sie brechen eher ihr Studium ab.
    Natürlich liegt die niedrige Zahl an Graduierten in der Philosophie nicht ausschließlich am Sexismusproblem. Ein weiteres Problem ist, dass es noch zu wenige Vorbilder gibt, an denen sich junge Studentinnen orientieren können. Sie sind dadurch verunsichert. Andere mögliche Ursachen wurden in dem Artikel ebenfalls aufgezeigt.
    Man muss aber anerkennen, dass eben auch ein gravierendes Problem das Sexismusproblem ist und dieses Problem müssen die Universitäten und Institute erfassen und dagegen ankämpfen.

  7. grrrrr sagt:

    "Philosophie ist eben Männersache"
    Die Kommentare in diesem Forum bestätigen auf ironische Art und Weise die Kernaussagen des Artikels: Frauen wird hier einerseits die Kompetenz zu eigenständigem, kreativem und rigorosem Denken und Argumentieren abgesprochen („Philosophie ist halt ein Männergeschäft, Frauen können das eben nicht“), andererseits wird Frauen zugemutet, über solche „unbedeutenden Bagatellen“ wie sexuelle Belästigung durch Autoritätspersonen hinwegzusehen, um das Recht zu erwerben, am philosophischen Diskurs teilzunehmen. Dass gerade jene, die Frauen philosophische Kompetenzen absprechen, die subtile Diskriminierung gegen Frauen in vielen akademischen Feldern, u. a. in der Philosophie, (die ja gerade darin besteht, dass Frauen MEHR an Motivation, Durchhaltevermögen, Leitung und Frustrationstoleranz aufbringen müssen als Männer, da sie sich zusätzlich zu den eigentlichen Herausforderungen der akademischen Arbeit auch noch damit herumschlagen müssen, dass ihnen fachliche Kompetenzen abgesprochen werden) verleugnen, kann wohl als ein in die Gegenwart prolongierter Treppenwitz der westlichen Geistesgeschichte gewertet werden.

    • julca sagt:

      Beliebter rhetorischer Trick, der auch "Aufschrei" gegen jede Kritik immunisieren sollte:
      Gegenthesen (funktioniert auch mit Gegenargumenten) nicht als kritische Betrachtung der eigenen These diskutieren, sondern sie einfach durch die Behauptung, die eigene These zu bestätigen, auf “moralischer” Ebene disqualifizieren.

    • tylerdurdenvolland sagt:

      Treppenwitz?
      „Dass gerade jene, die Frauen philosophische Kompetenzen absprechen, die subtile Diskriminierung gegen Frauen in vielen akademischen Feldern, u. a. in der Philosophie, verleugnen, kann wohl als ein in die Gegenwart prolongierter Treppenwitz der westlichen Geistesgeschichte gewertet werden.“

      Wenn sie schon so gerne über Treppenwitze nachdenken, wie wär es mit der Quote?

    • MyBV sagt:

      Gut erkannt, Herr Calvelage !
      ..ist ein typisches “Argumentationsmuster” von Aufschrei u. Co..

      Warum auch über die Sache reden, warum sich kritisch mit den Gegenargumenten auseinandersetzen wenn man allen Ernstes die blosse Tatsache, dass es Gegenwind gibt, als Rechtferigung für eigenen Meinung heranzieht. Eigentlich eine intellektuelle Bankrotterklärung von Leuten a la “Kat Kinzel”.

  8. tylerdurdenvolland sagt:

    Oh je, oh je..
    „Dagegen kann man davon ausgehen, dass die in der Psychologie ausgiebig untersuchten Phänomene implizit existierender Vorurteile (siehe Planckton „subtile Inkompetenz“) sowie der Bedrohung durch Stereotype (siehe Planckton „Mathematik“) auch in der Philosophie eine wichtige Rolle spielen. Letzteres beschreibt die Tatsache, dass Mitglieder einer sozialen Gruppe mit negativem Stereotyp in bestimmten Situationen weniger leistungsfähig sind, da ihr Wissen über bestehende Vorurteile ihr eigenes Verhalten im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung negativ beeinflusst.“

    Bei bestimmten Dingen ist nun mal die Realität entscheidend und nicht die politisch korrekte Einstellung: „…da ihr Wissen über bestehende Vorurteile ihr eigenes Verhalten im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung negativ beeinflusst.“
    Wer Philosophie studieren will und mit solchen Banalitäten nicht umgehen kann, der ist für dieses Studium nicht geeignet. Ein hohes Mindestmass an Selbstbestimmung ist essentiell für ein Philosophie Studium. Diese Fähigkeit geht natürlich auch den allermeisten männlichen Studenten ab, was für das Philosophie Niveau an den Universitäten böse Folgen hat.
    Man muss sich ebenfalls darüber klar sein, dass jemand der Philosphie Professor ist, dehalb noch lange kein Philosoph sein muss. Die meisten dieser Herren sind lediglich das Penionsalter erwartende Verwalter von alten Büchern, die alle Jahre wieder aufs „Neue“ den selben alten Quark vor neuen Studenten rezipieren ohne dann auch nur einen eigenen Gedanken beizutragen der grösserer Überlegungen wert wäre. Dass es sich in den Seminaren allzu oft um zB Jura Studenten handelt, männlich UND weiblich, die lediglich ihre Nebenfach-Scheine erwerben wollen, ist dem Niveau auch nicht dienlich
    Dass Frauen in der Philosophie unterrepräsentiert sind, besagt letztlich kaum irgend etwas. Es spräche bestenfalls für die Frauen, wenn man halt nicht feststellen müsste, dass die Erwähnung eines „handjobs“ anscheinend für etwas diskussionswürdiges gehalten wird! Wer dermassen verklemmt ist, dass jegliche Sexualität der real existierenden Welt, auch einer philosophischen Fakultät aus Gründen politischer Korrektheit fern zu bleiben hat, der sollte in der Tat etwas anderes studieren als Philosophie.
    Das trifft natürlich umgekehrt selbstverständlich genauso auf die primitive Anmache so mancher männlicher „Philosophen“ zu. Was allerdings daran auszusetzen ist, wenn ein Philosophie Profesor beim Onanieren an eine bestimmte Studentin denkt, erschliesst sich wohl nur Kleingeistern. Aber man macht ja auf allen gesellschaftlichen Gebieten mittlerweile die Erfahrung, dass diese heutzutage den Standard vorgeben dürfen, nach denen der Rest gefälligst zu leben hat!

    „Die These, dass Frauen einfach anders denken, polemisch vertreten von Denkern wie Hegel oder Schopenhauer und in wertneutralerer Weise verfolgt von feministischen Philosophen und Philosophinnen der Psychologie, scheint sich empirisch nicht zu bestätigen.“

    Sie wissen das? Oder, gehen sie halt sowieso prinzipiell davon aus, weil nicht sein kann, was nicht sein darf?
    Ich gebe gern zu, dass ich es zB nicht weiss….

    • sewenz sagt:

      Handjob
      Ich bin nicht sicher, ob ich Ihre folgenden Ausführungen richtig (=in Ihrem Sinne) verstanden habe:

      “Dass Frauen in der Philosophie unterrepräsentiert sind, besagt letztlich kaum irgend etwas. Es spräche bestenfalls für die Frauen, wenn man halt nicht feststellen müsste, dass die Erwähnung eines „handjobs“ anscheinend für etwas diskussionswürdiges gehalten wird! Wer dermassen verklemmt ist, dass jegliche Sexualität der real existierenden Welt, auch einer philosophischen Fakultät aus Gründen politischer Korrektheit fern zu bleiben hat, der sollte in der Tat etwas anderes studieren als Philosophie.”

      Wollen Sie sagen, dass sich eine Frau (oder auch ein Mann!), die Philosophie studiert, gefälligst an sexuelle Belästigungen zu gewöhnen hat, weil Sex nun mal zum Menschsein dazugehört? Vielleicht haben Sie ja auch die entsprechende Stelle im Artikel nicht recht verstanden: der Professor sagte, er habe an die Studentin während eines handjobs gedacht. Wortspiel hin oder her, das Gesagte muss natürlich als Anmache verstanden werden und so etwas gilt — unabhängig jeder politischen (Un-)Korrektheit — als sexuell distanzgemindert und enthemmt.

  9. uwebus sagt:

    Eine persönliche Sichtweise:
    Ich habe aus Jux und Dollerei als gut 50jähriger ein paar Semester Philosophie studiert, ohne den Ehrgeiz, damit einen Blumentopf gewinnen zu wollen. Mein Eindruck ist, daß Philosophie Phantasie erfordert, denn man muß sich ja selbst etwas ausdenken, will man nicht Vordenker kopieren. Philosophie ist Spekulation, damit erfordert Philosophie gleiche Denkweisen wie die Ingenieurwissenschaften, auch dort muß man sich etwas ausdenken, um Fortschritt zu erzielen. Und darin scheinen Männer talentierter und interessierter zu sein als Frauen, wie die Studentenzahlen an den technischen Universitäten zeigen. Männer basteln nun mal gern, jeder Baumarkt bezeugt dies. Und philosophische Gedankenkonstrukte sind nun mal geistige Bastelwerke, nichts weiter.

    Aber vielleicht philosophiert man ja auch schon, wenn man Kant rückwärts aufsagen kann? Denn manche Philosophen erwecken bei mir den Eindruck, besonders gut andere Denker zitieren zu können, so eine Art menschlich-akustische Wiedergabegeräte fremder Texte und Gedanken. Macht sich besonders gut in Talkshows.

  10. hero02 sagt:

    der begriff...
    der begriff philosophie leite sich ab vom althochdeutschen “fyle saufn”. dieses “fyle saufn” war ein sehr streng geregeltes ritual, wo bei extrem hohem starkbierkonsum möglichst viel hahnebüchene fantastereyen abgesondert werden mußten. die besonders ehrgeizigen (also verklemmten) unter den damaligen akademikern mußten aus diesem freyzeytspäßelein natürlich wieder eine pseudowissenschaft basteln. und aus diesen quellen erklärt sich die geringe frauenquote in der philosophie. saufritual, dummes gequatsche, verklemmter ehrgeiz: kein platz für frauen.

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