Was wäre der erste April ohne eine große Portion Nerdhumor? Eine kleine, rückblickende Auswahl astrophysikalischer Aprilstudien.
Gestern war er wieder, der erste April. Der Tag der Spaßvögel. Der Tag, an dem man sich global in Hab-Acht-Stellung befindet und die Welt und ihre Meldungen stets extrakritisch hinterfragt. Hat sich der Musikerfreund wirklich so wie auf Facebook bekannt gegeben mit seiner Freundin verlobt? Will die Tante wie per SMS angekündigt wirklich abends auf einen Aperitif vorbeischauen? Hat der Bäcker wirklich kein Baguette mehr? Wurde die Nofretete Pressekonferenz wirklich verschoben?
Wenn die Welt humoristisch ins Wanken gerät, dann bleibt auch der Elfenbeinturm der Wissenschaft nicht völlig von Erschütterungen verschont. Wer die eine oder andere Folge der amerikanischen Sitcom “Big Bang Theory” gesehen hat, weiß allerdings auch, dass es so eine Sache ist mit den Prototyp-Naturwissenschaftlern und deren Humor – Teil des Spaßes ist, dass der naturwissenschaftliche erste April oft so subtil daherkommt, dass man schon ein gewisses Nerd-Niveau besitzen muss, um nicht zu verpassen, wenn sich die Sheldon Coopers und Amy Farrah Fowlers dieser Welt humoristisch mal so richtig austoben. Hier eine kleine, subjektive Auswahl wissenschaftlicher Aprilanomalien, die gestern beim Durchgang durch die astrophysikalischen Neuerscheinungen im Online-Artikel Archiv arXiv für fröhliche Wissenschaft sorgten:
Die erste Arbeit ist eine Kooperation der beiden US-Wissenschaftler Benjamin Montet und Ryan Loomis vom Cahill Center for Astronomy and Astrophysics sowie dem Harvard-Smithsonian Center for Astrophysik, die sich der Frage nach unbekannten Lebensformen im Universum widmet. Das grundsätzliche Problem bei der Suche nach Aliens ist bekanntlich, dass man Kontakt mit bösartigen und leichtsinnig-destruktiven, außerirdischen Lebensformen möglichst vermeiden möchte. Die Autoren haben für dieses Problem eine Strategie gefunden: wir sollten nach außerdirdischen Umweltschützern suchen, denn Umweltschützer sind vermutlich Lebewesen, mit denen man sich gerne abgeben würde. Wenn wir von kohlenstoffbasierten Lebensformen ausgehen, die auf eine schützende Ozonschicht in der Atmosphäre ihres Heimatplaneten angewiesen sind, und die gleichzeitig pseudo-intelligent genug sind, diese Ozonschicht zu zerstören, kann man die Umweltschützer unter den Aliens dadurch detektieren, dass sie die Zerstörung ihres Ozonlochs innerhalb einiger Jahrzehnte wieder aufhalten können. Wo ein sich wieder schließendes Ozonloch ist, da werden auch Umweltschützer sein, und mit Umweltschützer-Aliens würde man schließlich gerne in Kontakt treten. Die Überlegungen der Autoren würden auch gleich die Frage beantworten, warum wir Erdlinge nach wie vor nicht von potentiellen Aliens kontaktiert wurden: unsere irdischen Klimaprobleme weisen wahrscheinlich aus den Weiten des Alls zu gut sichtbar auf unseren menschlich-selbstzerstörerischen Charakter hin…
Auch Ali Frolop, mittlerweile bereits altbekannter Aprilforscher mit entlarvendem Permutationsnamen, war dieses Jahr nicht untätig. Seine zusammen mit Douglas Scott verfasste Studie beleuchtet die Anomalien in der kosmischen Hintergrundstrahlung (CMB), in denen das beobachtete “Babyfoto” des Universums von den Vorhersagen des kosmologischen Standardmodells abweicht. Die Autoren berichten von einer ganz erstaunlichen Entdeckung: Wenn man nur hartnäckig genug sucht und so trickreiche Methoden wie automatische Mustererkennung und Bayes’sche Suchalgorithmen anwendet, offenbaren sich in den Ziffernfolgen der Zahl Pi ähnliche Anomalien wie in der kosmischen Hintergrundstrahlung. Könnten dies Anzeichen für eine Mathematik jenseits des Standardmodells sein? Zum Beispiel erscheint nach der 762ten Ziffer sechs mal die Neun, was eine Parallele zum sogenannten Cold-Spot der CMB ergibt. Wenn man die Ziffern von Pi in Buchstaben übersetzt, findet man Botschaften, genau wie man im Muster der kosmischen Hintergrundstrahlung die Initialen Steven Hawkings entdecken kann. Wenn sich diese und andere Parallelen zwischen der kosmischen Hintergrundstrahlung und den Ziffern der Zahl Pi weiter erhärten würde, könnte man immerhin künftige Beobachtungsmissionen sparen und die kosmischen Anomalien bequem anhand von Pi studieren. Die freigewordenen Forschungsgelder könnte man dann zum Beispiel in die Suche nach außerirdischen Umweltschützern investieren.
Ein sehr lebenspraktisches Paper hat schließlich Michael B. Lund von der Vanderbilt Universität beigesteuert, das bald zur Pflichtlektüre all derjenigen gehören sollte, die sich auf der Grundlage von Planetenkonstellationen professionell mit der Vorhersage der Zukunft befassen. In der Astrologie wie wir sie kennen scheint der Einfluss von Planeten unabhängig von deren physikalischen Eigenschaften, wie Masse oder Entfernung zu sein. Die Planeten, die über Jahrhunderte bekannt waren, sind auch diejenigen, von denen die Geschicke auf unserer Erde gelenkt werden. Lund stellt nun zutreffend fest, dass uns heute angesichts der intensiven Suche nach Exoplaneten sehr viel mehr Planeten bekannt sind, als bisher in der Astrologie berücksichtigt. Wenn man nun alle bekannten Exoplaneten den klassischen Sternzeichen zuordnet, wird weltpolitisch einiges verständlich. Die zunehmende politische Polarisierung in den USA und die große Anzahl globaler Konflikte während der letzten zehn Jahre scheint beispielsweise damit zu korrelieren, dass die Anzahl der Planeten in dem Ausgleich und soziales Verhalten repräsentierenden Sternzeichen Waage innerhalb dieses Zeitraums stark rückläufig ist.
Im Gegensatz dazu wurden die meisten neuen Planeten im Sternbild Jungfrau entdeckt, dem Sternbild, das mit geschäftigem Verhalten und einem Hang zu Kritik und Selbstkritik verbunden wird, was die starke Zunahme von sozialer Vernetztheit und permanenter Geschäftigkeit im Smartphone-Zeitalter bei gleichzeitig wachsender psychischer Labilität erklären kann. In Bezug auf die kosmischen Elemente gab es den größten Zuwachs bei den egozentrischen Feuersternzeichen. Wenig erstaunlich, dass soziologische Studien gegenwärtig eine allgemeine Abnahme von Empathiefähigkeit diagnostizieren. Eine Analyse der astrologischen Qualitäten schließlich zeigt einen besonderen Zuwachs der festen und beweglichen Sternzeichen: in Zeiten des Web 2.0 zwingen uns die Planeten zu einem rechthaberisch Kommunikationsverhalten mit nur kurzer Aufmerksamkeitsspanne. Gleichzeitig ist damit klar, wo in den nächsten Jahren der Fokus der Exoplanetensucher liegen sollte: wir brauchen mehr Planeten im Sternzeichen Waage, um die Konflikte dieser Welt endlich eindämmen zu können.
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