Der Platz für Tiere

Der Platz für Tiere

Denn wir haben sie zum Fressen gern. Henrike Schirmacher schreibt über possierliche Tierchen und die Welt ringsherum.

Ethik im Zoo: Gibt es Vorteile hinter Gittern?

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In der Wildnis lebt es sich gefährlich. Im Zoo hingegen leben Tiere sicher, satt und medizinisch versorgt. Da erstaunt es nicht allzu sehr, dass Zootiere länger leben als ihre frei umherlaufenden Artgenossen. Den wissenschaftlichen Nachweis haben Forscher der Universität Lyon und der Universität Zürich kürzlich in der Zeitschrift „Scientific Reports“ (doi: 10.1038/srep36361) veröffentlicht. Für mehr als 80 Prozent der 50 untersuchten Säugetierarten, darunter der Afrikanische Büffel, Rentier, Zebra, Bieber oder Löwe trifft die Beobachtung der Biologen zu. Vom Schutz vor Fressfeinden, innerartlicher Konkurrenz und Krankheiten profitieren allerdings Tiere mit einem schnellen Lebensrhythmus deutlich mehr als solche mit einem langsamen.

Wildkaninchen erreichen hinter Gittern ein höheres Alter als ihre frei herum hoppelnden Artgenossen, während der Altersunterschied bei Primaten geringer ausfällt. Die Wissenschaftler ziehen folgende Schlüsse aus ihren Ergebnissen: Lebewesen, die früh geschlechtsreif sind, sich stark vermehren und von Natur aus vielen Gefahren ausgesetzt sind, profitieren enorm von einer geschützten Umgebung. Das zeigte sich in der Studie deutlich bei Spitzhörnchen, Wieseln, Weißwedelhirschen oder Afrikanischen Wildhunden.

Wer sich hingegen mit der Reproduktion mehr Zeit lässt, weil er selbst am Ende der Nahrungskette steht, ist kaum Nutznießer eines Lebens im Gehege. Vor allem Primaten leben kaum länger in Gefangenschaft, manchmal sterben sie sogar früher. Trotzdem scheint das Leben in freier Wildbahn selbst für einen Löwen Gefahren bereit zu halten, die sich auf die Lebenserwartung auswirken.

Das ist allerdings noch lange keine Rechtfertigung für ein Leben hinter Gittern, denn ein langes Leben muss kein Gutes sein. Vielmehr beweist die Studie, dass Zoologische Gärten einigen Säugern wenig bieten können. Im Fall von weiblichen Elefanten vermutlich sogar gar nichts. Denn obwohl medizinisch versorgt und gut gefüttert, sterben sowohl Asiatische als auch Afrikanische Elefantendamen früher in Gefangenschaft. Legt man das Argument des Artenschutzes einmal beiseite und widmet sich dem jeweiligen Tier, schwinden die Argumente für den Zoo-Elefanten.

imag1747© Henrike SchirmacherModerne Gehege sind oftmals großzügiger gestaltet. Im „Smithsonian’s National Zoo“ in Washington D.C. findet der Große Panda viele Versteckmöglichkeiten.

Ein wenig Hoffnung vermitteln die Forscher mit ihrer Studie dennoch. Denn ihre Ergebnisse beziehen sich auf bereits vergangene Haltungsbedingungen in Zoologischen Gärten. Das liegt daran, dass für die Auswertung der Befunde Geburts- sowie Todeszeitpunkt der Tiere bekannt sein musste. Alle Daten zu den verschiedenen Populationen stammen daher aus vergangenen Jahrzehnten. Erst in rund 30 Jahren lassen sich die Effekte der heutigen Haltungsbedingungen auf die Lebensdauer messen. Inzwischen sind die Gehege häufig großzügiger gestaltet als früher. Aber selbst davon scheint ein Elefant nicht allzu sehr zu profitieren.

Es mag überraschen, aber wie wohl sich ein Elefant im Gehege fühlt, hängt weniger von der Größe des Geheges als von seinen sozialen Kontakten ab. Dies zeigen amerikanische Wissenschaftler in einer Studie, die in der Zeitschrift „Plos One“ (doi: 10.1371/journal.pone.0158124) erschien. Leben Zoo-Elefanten wie in der Wildnis üblich in einer großen Herde mit Jungtieren, neigen sie seltener zu zwanghaftem Verhalten. Aus Tierfilmen ist jedem bekannt, dass Elefanten in großen Gruppen meilenweit wandern. So ist es nicht verwunderlich, dass die Dickhäuter neurotisch werden, wenn man sie von ihren Freunden trennt.

Die Studien zeigen einerseits, dass ein Leben in freier Wildbahn kein Leben im Paradies ist. Sie legen andererseits offen, dass Zoologische Gärten den Säugern mit einem langsamen Lebensrhythmus, die vom Aussterben bedroht sind, unbedingt bessere Haltungsbedingungen bieten müssen. Die Forschung weist immer häufiger Faktoren aus, die auf das Wohlbefinden von Zootieren wirken. Sind die Ergebnisse wie hier Schwarz auf Weiß zu lesen, müssen sie auch umgesetzt werden.


2 Lesermeinungen

  1. Syntaxa sagt:

    "ETH"IK...THE IK...DAS ICH...DIE ICH-REIFE...DER/THE I(CH-REIFE-)K(REIS)?
    VER(NUNFT)STAND?…ICH-REIFE-STAND?
    DIE ERDE…DIE ARCHE(N)…DER ZOO…DIE ZOOS?
    Wunde“r“ der Erde…die Wunde „R“.
    Not bringender „R“eifestand…Not wendender „R“eifestand.

    Zitat:
    Ich weiß nicht ob es besser wird wenn es anders wird,
    aber es muß anders werden wenn es besser werden soll.

    Das Wort:
    Vernunft…Reife…Selbstbegrenzung…

    Die Antwort:
    So viel Freiheit wie möglich und so viel Selbstbegrenzung
    wie notwendig, Not wendend.

    Die Güte (Qualität) der Reife bestimmt die Güte der
    Freiheit…Gottesgüte.

    REI“F“…“F“REI…Güte…FREI ist nicht = REIF…
    aber der Freiheitgütegrad entspricht dem Reifheitgütegrad.

    Wievie Tarzan braucht die Erde…wieviel Einstein…
    wieviel Papst…wieviel Gitterstäbe-…Hänsel und Gretel…
    Fasten-Weisheit…Hexenwunder…
    für Mensch und Tier…Human, Flora, Fauna?:=)

  2. Syntaxa sagt:

    Keiner, außer Ethik, versteht es.
    Der Vorteil hinter Gitter ist das Geschrei, Geschnatter, Gebrüll… nach humaner Reife.
    Der Nachteil vor Gitter ist das Geschrei, Geschnatter, Gebrüll… nach Freiheit.

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