In diesem Soul-Standard erklärt einer, warum er sich aus dem Würgegriff der Liebe befreien muss. Besonders eindringlich ist die Interpretation des einzigartigen Folk-Country-Sängers Waylon Jennings.
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The Chokin’ Kind
I only meant to love you don’t you know it babe
Why couldn’t you be contented with the love I gave
I’ve given you my heart and now you want my mind
Your love scares me to death girl it’s the chokin’ kind.
You can kill a man with bullets poison or a knife
But it hurts him more to take his pride and run his life
Whatever it is you want girl I hope you find
But that hat don’t fit my head it’s the chokin’ kind.
When you fall in love again girl take a tip from me
If you don’t like the peaches walk on by the tree
Find what you want and keep it treat it sweet and kind
But let it breathe don’t make your love the chokin’ kind.
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Als im Spätsommer 2003 ein englisches Naturkind die Popbühne betrat, wunderte man sich allenthalben darüber, dass diese Sechzehnjährige mit ihrem Schmollmund auch abgestandenem oder längst vergessenem Material wieder Leben einhauchte. Ihr bewundernswert abgeklärt betiteltes Debüt „The Soul Sessions“ enthielt unter anderem „The Chokin’ Kind“, einen Soul-Standard, den zuerst Joe Simon (angeblich schon 1960) gesungen hatte. Sie selbst, Joss Stone, tat es nun ganz allerliebst, musste dafür aber die Sprecherrolle verweiblichen, genau wie ihre Soul Sister Aretha Franklin einst mit „You Make Me Feel Like a Natural Woman“ (statt „Man“). Die mit Abstand beste, einfach schönst-ergreifendste Version dieses Liedes aber stammt immer noch von einem Mann, der, als Joss Stone es so lüstern-leidend hauchte, schon tot war: The one and only Waylon Jennings (so, eher noch untertrieben, ein Albumtitel von 1967).
Ausschnitt aus der Fernsehsendung National Life Grand Ole Opry von 1967
Es findet sich auf dem Album „Hangin’On“ (1968), das, wie die meisten anderen fünfzehn (!) Platten auch, die Jennings zwischen 1966 und 1970 für RCA in Nashville aufnahm, von Chet Atkins produziert wurde. In einer erhabenen Klage gibt er seinem „girl“ den Laufpass, weil er es im Würgegriff dieser Liebe, die nie genug bekommen kann („I’ve given you my heart and now you want my mind“), nicht mehr aushält. Und das will etwas heißen bei einem Kerl, den man doch auf herkömmlichere Weise umbringen kann („You can kill a man with bullets poison or a knife“). Schlimmer noch als ein Liebestod ist es, einem Mann seinen Stolz zu nehmen und ihn dazu zu zwingen, vor seinem eigenen Leben zu fliehen. Und wenn er ihr zum Abschied noch einen Rat geben dürfe: Auf diese Weise werde das nie was mit der Liebe, die süß und nett sein soll, dafür aber eben Luft zum Atmen brauche.
Erkennbar ist dieses Lied auf einen Westerner zugeschnitten, dem Freiheit und Stolz natürlich mehr behagen als die so ungut besitzergreifende Liebe einer Frau, und mag sie auch noch so schön sein. Das zurückhaltende Arrangement und die spärliche Begleitung, aus dem das fast nur linkshändig gespielte Klavier herausragt, verleihen ihm eine Singer-Songwriter-Anmutung, die in jener Zeit typisch war für Waylon Jennings – und sein wunderbarer Bariton veredelt es vollends. So ist es das, was schon sein RCA-Debüt 1966 im Titel führte: „Folk-Country“. Geschrieben hat „The Chokin’ Kind“ übrigens Harlan Howard (1929 bis 2002), aus dessen Bestand sich Waylon Jennings sogar für eine ganze Platte bedient hat: „Waylon Sings Ol’ Harlan“ (1967), wobei „The Chokin’ Kind“, das sicher zum Besten von Ol’ Harlan gehört, hier komischerweise fehlt. Egal. Das Lied ist eine gute Möglichkeit, den wahrscheinlich besten Country-(und Folk-)Sänger aller Zeiten kennenzulernen: The one and only Waylon Jennings.